Kai Gehring MdB (Foto: Büro Gehring)
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Essen. Der Lehrkräftemangel droht sich zunehmend zur Bildungsbremse zu entwickeln. Er betrifft die 150 allgemeinbildenden Schulen in Essen – Grundschulen, Haupt- und Realschulen ebenso wie Gesamtschulen und Gymnasien. Auch an den 16 Berufskollegs in Essen ist spürbar, dass Lehrer:innen fehlen. Doch ohne gut ausgebildete, weiterqualifizierte, engagierte und motivierte Lehrkräfte sind Chancen für alle, für die mehr als 60.000 Essener Schüler:innen und die fast 19.000 Schüler:innen an den Berufskollegs der Stadt nicht zu verwirklichen.

Es ist eine Frage der Bildungsgerechtigkeit, den Lehrkräftemangel an den Schulen in Essen zu beheben. Studien zeigen, dass unsere Lehrer:innen im internationalen Vergleich bereits gut bezahlt werden. Wir können eine Lehrkräftekrise daher vor allem mit mehr Wertschätzung und besseren Arbeitsbedingungen an den Schulen abwenden. Es braucht gute Personal- und Organisationsentwicklung, moderne Räume mit guter technischer Ausstattung.

Damit sich unsere Lehrer:innen auf den Unterricht konzentrieren können, müssen wir den Aufbau von multiprofessionellen Teams aus Lehrkräften, Schulsozialarbeiter:innen und administrativen Fachkräften in den Schulen unterstützen. Lehrkräfte sind keine Einzelkämpfer:innen, sondern möchten als Teamplayer wirken – auch in Zusammenarbeit mit den zahlreichen außerschulischen Partner:innen, die wir in Essen haben und die das Schulleben bereichern.

Der Lehrkräftemangel betrifft nicht nur Essen, sondern das ganze Revier und NRW und muss bundesweit behoben werden. Die Bundesländer versuchen den Lehrkräftemangel gerade mit Einzelvorhaben in den Griff zu kriegen. Aber damit alle Kinder in diesem Land beste Zukunftschancen bekommen, müssen wir bei Bildung gesamtstaatlich enger zusammenwirken. Für das Miteinander in diesem Land und unser gesellschaftliches Klima ist wichtig: Bildungschancen, Teilhabe und Durchlässigkeit dürfen nicht vom Wohnquartier abhängen.

Deshalb brauchen wir für die Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften bundesweit ambitionierte Ziele und eine Roadmap für die Entwicklung von Lehramtsstudiengängen. Wir brauchen mehr junge Menschen, die Lehrerin oder Lehrer werden wollen und weniger Studienabbrüche in den Lehramtsstudiengängen – unter anderem durch frühere Praxis im Klassenraum.

Darum muss die Lehrkräfteausbildung reformiert werden und die gewachsene Vielfalt in unseren Klassenräumen stärker berücksichtigt werden. Der Bedarf an Kompetenzen zur individuellen Förderung, Integration und Inklusion steigt. Es gilt daher, unsere Lehrkräfte für den Umgang mit Vielfalt, Medienkompetenz im digitalen Alltag und für „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) zu empowern. Weiterbildungskultur gilt es in diesem Sinne zu befördern.

Außerdem müssen wir über die Anerkennung von ausländischen Studien- und Berufsabschlüssen reden, damit Lehrer:innen aus dem Ausland unkomplizierter an unseren Schulen eingestellt werden können. Nur wenn wir im ganzen Land gemeinsam agieren und die kommunale Schulträgerschaft aktiv gestaltet wird, können wir den Lehrkräftemangel in Essen erfolgreich bekämpfen.

 

Ein KlarKlick von Kai Gehring, Grüner Bundestagsabgeordneter für Essen und Vorsitzender des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung des Deutschen Bundestags

Anmerkung der Redaktion: Unter KlarKlick versteht die LokalKlick-Redaktion Gastkommentare, die zur gesellschaftlichen Diskussion führen. Sie geben nur die Meinung des Gastkommentatoren wieder und sind nicht unbedingt die Meinung der Redaktion.

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