Modell der Wohnsiedlung Neumühl mit der Lehrerstraße (Quelle: Stadtarchiv Duisburg)
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Duisburg. Historiker Dr. Michael Kanther hält am Donnerstag, 23. Februar, um 18.15 Uhr im Stadtarchiv am Karmelplatz 5 in der Duisburger Innenstadt einen Vortrag unter dem Titel „Duisburg – Hamborn – Neumühl 1962 bis 1976: Hoffnungen, Erfolge und Fehlschläge bei der größten ‚Flächensanierung‘ der alten Bundesrepublik“. Die Veranstaltung wird in Kooperation mit der Mercator-Gesellschaft organisiert.

Am 7. Dezember 1962 wurde die Zeche Neumühl, von der ein ganzer Stadtteil wirtschaftlich abhängig war, stillgelegt. Um eine Verelendung des Stadtteils zu verhindern und die Schaffung neuer Arbeitsplätze zu ermöglichen, erwarb die Stadt Duisburg 1963 den gesamten Immobilienbesitz der Zeche und beschloss, eine „Flächensanierung“ durchzuführen. Nicht nur die Zechenanlagen auf dem heutigen Gewerbegebiet, auch die Arbeitersiedlungen sollten restlos abgerissen werden.

Das Projekt, einen ganzen Stadtteil neu zu bauen, gehörte in den Kontext der „Planungseuphorie“, der die Politiker im Bund, in den Ländern und den Kommunen in den 1960er- und frühen 1970er-Jahren verfallen waren. Das Verschwinden der alten Bausubstanz und der großmaßstäbliche Wohnungs-bau durch mehrere Wohnungsunternehmen zog bundesweit das Interesse der Medien auf sich. Während tatsächlich neue Arbeitsplätze in großer Zahl entstanden, zog sich der Wohnungsbau aufgrund von Planungsfehlern in die Länge. Der Einzelhandel im Stadtteil begann auszubluten. Aber auch die Einwohner zwangen die Stadt zum Umdenken: Ihr Widerstand gegen die Abbrüche führte zur Erhaltung der heute denkmalgeschützten Siedlung „Bergmannsplatz“.

In dem Vortrag werden auch die sozialen Verwerfungen in Neumühl zur Sprache kommen, die dem Stadtteil – vorübergehend – einen schlechten Ruf eintrugen.

Die Veranstaltung gehört zur Vortragsreihe „Stadtgeschichte donnerstags“ des Stadtarchivs. Die Anzahl der Teilnehmenden ist begrenzt, der Eintritt ist kostenfrei.

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