Hans Leifhelms neue Ruhestätte auf dem Friedhof von Grez (Foto: © Franca Schankweiler, Sankt Augustin)
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Mönchengladbach. Alpha und Omega oder Mönchengladbach-Hermges und Riva am Gardasee – so lauten die beiden Pole, die für den bedeutendsten Dichter Mönchengladbachs stehen. Leifhelm stammt aus Mönchengladbach. Er wurde dort am 2. Februar 1891 als Sohn eines Fassbinders ‚auf dem Hermges‘ geboren und starb am 1. März 1947 in Riva.

Der 1. März 2023, Hans Leifhelms 76. Todestag, wird nun aufgrund einer außergewöhnlichen deutsch-italienischen Detektivarbeit auch ein 1. Todestag des fern der Heimat begrabenen Schriftstellers sein. Denn auf Initiative von Ralf Georg Czapla, Literatur-Professor an der Universität Heidelberg, und Maria Luisa Crosina, einer Historikerin aus Riva, wurde am 16. September 2022 auf dem neuen Friedhof von Riva del Garda im Stadtteil Grez wieder eine Grabstätte für Hans Leifhelm eingerichtet. In zwei Gedenkreden würdigten die Wissenschaftler den Mönchengladbacher als einen Literaten, der in der Zeit des Nationalsozialismus Brücken zwischen Italien und Deutschland gebaut habe, und so nahmen zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kirche an der bewegenden Zeremonie teil.

Leifhelm war nach seinem Tod zunächst auf dem alten Friedhof im Ortskern beigesetzt worden. Im Jahre 2009 wurde sein Grab jedoch im Zuge der Auflösung der historischen Begräbnisstätte und ihrer Umwandlung in einen Parkplatz eingeebnet, seitdem ruhten seine Gebeine in einem anonymen Massengrab. Bei intensiven Nachforschungen vor Ort entdeckten Czapla und Crosina schließlich in einem Depot die bis dahin verloren geglaubte Grabplatte Leifhelms und traten an die Gemeinde Riva mit der Bitte heran, die Grabstätte wieder zu errichten. Diesem Wunsch wurde vom Rat der Stadt ohne Gegenstimme stattgegeben. Die Gemeinde Riva pflegt nun die letzte Ruhestätte Leifhelms, nach dem in Wien, Graz und Mönchengladbach auch Straßen benannt sind, als Ehrengrab, das auf dem Friedhof von Grez tagsüber besucht werden kann.

Hans Leifhelm, der 1911 am Stiftischen Humanistischen Gymnasium am Abteiberg als Jahrgangsbester sein Abitur absolvierte und danach in Straßburg, Innsbruck, Wien, Berlin und Bonn studierte, ehe er 1918 in Heidelberg von Eberhard Gothein zum Nationalökonom promoviert wurde, ging 1922 von Deutschland aus nach Graz, um in der Steiermark die Berufsberatung aufzubauen. Von dort entzog er sich dem Zugriff der Nationalsozialisten, indem er sich nach Italien wandte, wo er unter ständiger Beobachtung durch die Gestapo an den Universitäten von Palermo und Padua deutsche Sprache und Literatur lehrte. Seit 1942 lebte er in Riva am Gardasee und machte sich als Übersetzer italienischer Literatur einen Namen. So stammt von ihm unter anderem eine Nachdichtung des berühmten Sonnengesangs des Franz von Assisi. Schon 1947 starb er verarmt und viel zu früh an den Folgen einer Hirnhautentzündung.

Die Neuausgabe von Leifhelms Werken. Hans Leifhelm: An des Abgrunds schmalem Saume. Gedichte, Erzählungen und Essays. Hg. von Ralf Georg Czapla. Berlin: Quintus, 2022 (Bibliotheca Fraengeriana, 7) (Screenshot https://www.quintus-verlag.de/Autoren/Leifhelm-Hans/)

Anlässlich seines 75. Todestags hat Ralf Georg Czapla, der derzeit an einer umfassenden Biographie Leifhelms arbeitet, im Berliner Quintus Verlag eine feine Neuausgabe der Werke des großen Mönchengladbachers, die in keinem Bücherregal der Vitusstadt fehlen sollte, herausgegeben und so die Texte des Dichters – viele mit Bezug zu seiner Heimatstadt – nach Jahrzehnten wieder zugänglich gemacht.

von Reinhard Bitter
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