Dr. Tim Lukas (Mitte) von der Universität Wuppertal war einer der Teilnehmenden. Hier ist er im Gespräch mit Dr. Frank Schulz von der Stadtverwaltung Mönchengladbach, Abteilung Stadterneuerung und Stadtgestaltung (Foto: © Stadt MG)
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Mönchengladbach. Fachtreffen zum Thema „Sicherheit im Bahnhofsviertel“ zu Gast in Mönchengladbach – SiKo Vitus und Platz der Republik als Fallbeispiele

Seinen ersten Winter hat den neu gestaltete Platz der Republik direkt am Mönchengladbacher Hauptbahnhof seit seiner Wiedereröffnung inzwischen hinter sich. Und obwohl das erste Halbjahr in die kalte Jahreszeit fiel, wurde klar: Der Platz wird von den Menschen angenommen. Er spricht unterschiedliche Zielgruppen an, wirkt aufgeräumt und vermittelt ein gutes Sicherheitsgefühl. Auf einem Fachaustausch des Praktiker-Netzwerkes „SiBa – Sicherheit im Bahnhofsviertel“ diente der Platz der Republik deshalb jetzt als Fallbeispiel zum Lernen und Diskutieren.

Anfang März trafen sich Fachleute von Ordnungsämtern, Polizei, aus dem Aufgabenfeld Stadtgestaltung und aus der wissenschaftlichen Forschung, um in Mönchengladbach zu netzwerken und voneinander zu lernen. Auf dem zweitägigen Treffen wurden die Erkenntnisse aus unterschiedlichen Projekten vorgestellt, Workshops durchgeführt und das „Fallbeispiel Mönchengladbach“ studiert. Dabei beschäftigten sich die Teilnehmenden unter anderem mit der interdisziplinären Zusammenarbeit innerhalb der Sicherheitskooperation „SiKo Vitus“. Auch eine Ortsbegehung am Platz der Republik stand auf dem Programm, wo sich die Fachleute mittels eines Fragebogens strukturiert mit den Sicherheitsaspekten im Bahnhofsumfeld auseinandersetzten.

Dr. Tim Lukas von der Universität Wuppertal sieht in Mönchengladbach viele gute Ansätze realisiert: „Es geht darum, die verschiedenen Interessen zu moderieren und zusammenzubringen und Angebote für unterschiedliche soziale Gruppen zu machen – und ich glaube, das ist hier in Mönchengladbach gut gelungen“, so der Soziologe im Interview mit der WDR-Lokalzeit. Den Platz der Republik als beliebten Tagestreffpunk zum Beispiel für obdachlose oder suchtkranke Menschen zu erhalten, war eines der Ziele der Umgestaltung. Statt einer Verdrängung sollten auch andere soziale Gruppen angesprochen und der Platz mit einer durchmischten Besucherschaft belebt und sicherer gemacht werden. Erreicht werden konnte das mit einer attraktiven Platzgestaltung und neuen Angeboten. Heute zeichnet sich der Platz der Republik unter anderem durch ansprechende Grünanlagen und Sitzgelegenheiten, durch eine verbesserte Beleuchtung, die Skate-Plaza oder die Parkour-Anlage aus.

Sicherheit – eine Daueraufgabe mit vielen Facetten

Entwickelt wurden die Leitlinien der Umgestaltung im Rahmen der SiKo Vitus, in der bereits seit 2019 unter Federführung von Stadtverwaltung und Polizei rund 30 beteiligte Behörden, Institutionen und private Partner gegen Kriminalität und Verwahrlosung im Bahnhofsumfeld kämpfen. Diese von vielen Schultern getragene Kooperation, für die die Platzumgestaltung nur einer von vielen Arbeitsaspekten ist, stieß bei den Teilnehmenden des Fachtreffens auf großes Interesse.

Auch Oberbürgermeister Felix Heinrichs sieht in der Arbeit der SiKo Vitus eine wichtige Aufgabe, die mit der Platzumgestaltung keineswegs abgeschlossen ist: „Wir müssen konstant weiter daran arbeiten, die sozialen Gefüge zusammenzubringen und dabei Sicherheit und Ordnung im Bahnhofsumfeld zu gewährleisten. Deswegen wird es die Zusammenarbeit zwischen Polizei, Stadt, sozialen Trägern und Ehrenamtlichen auch in den nächsten Jahren geben, damit die Menschen sich hier wohlfühlen und den Platz dauerhaft annehmen“, so Heinrichs. „Der Platz der Republik soll ein Ort sein, an dem sich ganz unterschiedliche Menschen gerne aufhalten und wohlfühlen.“ Ein wichtiger Baustein dafür kann die neue Skate-Plaza sein. Erst im Dezember hatte die Stadt eine Leistungsvereinbarung mit der Rollbrett Union e.V. geschlossen. Der Verein kann dadurch auch am Platz der Republik Kindern und Jugendlichen Angebote an der Schnittstelle zwischen Sport und offener Kinder- und Jugendarbeit machen.

Neben der konkreten Arbeit am Platz der Republik, etwa durch Polizeikräfte, Streetworker oder die Straßenreinigung, hat der Oberbürgermeister die positive Entwicklung im gesamten Bahnhofsumfeld im Blick. Dazu zählen auch der neue ZOB und die Entwicklung eines attraktiven innerstädtischen Wohnquartiers „Seestadt mg+“. Eine Entwicklung, die auch den Teilnehmenden des Fachtreffens nicht verborgen geblieben ist. „Es passiert etwas, es entstehen neue Wohnquartiere, es ziehen neue Leute ein. Und für die ist das häufig sehr ungewohnt, direkt im Bahnhofsumfeld zu leben“, so Dr. Lukas von der Universität Wuppertal. Dass die Arbeit an der Sicherheit im Bahnhofsumfeld eine Daueraufgabe ist, darüber waren sich die Teilnehmenden einig. Welche Erfolgsrezepte dazu beitragen können, das haben sie in Workshops untersucht, deren Ergebnisse jetzt ausgewertet und analysiert werden.

Über das Fachtreffen zum Thema Sicherheit im Bahnhofsviertel

Das Treffen in Mönchengladbach war Teil einer Veranstaltungsreihe, die in Kooperation des Deutsch-Europäischen Forums für Urbane Sicherheit (DEFUS) mit der Universität Tübingen (Stiftungsprofessur für Kriminalprävention und Risikomanagement) und der Universität Wuppertal (Fachgebiet Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit) durchgeführt wird.

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