Marlene Metternich (Foto: privat)
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Rhein-Ruhr/Mülheim an der Ruhr/Wesel. Schüler Union NRW fordert ein sicheres Abitur 2023 für alle Schüler – GEW: Fehler müssen schnell ausgeräumt und ein Notfallplan erarbeitet werden

Aufgrund von großen technischen Störungen können die Abiturprüfungen in den Fächern Biologie, Chemie, Ernährungslehre, Informatik, Physik und Technik nicht heruntergeladen werden. Das Ministerium für Schule und Bildung informierte die betroffenen Schulen unmittelbar nach Feststellung der Störung über die Verschiebung der für Mittwoch, den 19. April geplanten Prüfungen auf Freitag, 21. April. Diese ärgerliche Verschiebung stellt das Abitur von 72.000 Schülern in NRW kurz vor Beginn der ersten Prüfungen auf den Kopf und hinterlässt die jungen Menschen unsicher, ob das Abitur 2023 fristgemäß stattfinden kann.

Die Schüler Union Nordrhein-Westfalen kritisierte am späten Dienstagabend die massiven Einschränkungen der Abiturienten durch die Downloadschwierigkeiten der diesjährigen Abiturprüfungen. „Hinter 72.000 Schülern stehen 72.000 junge Menschen, die sich seit Wochen und Monaten darauf vorbereiten, das Wissen der letzten 12 Jahre an einem Tag abzurufen”, erklärt Marlene Metternich, Landesvorsitzende der Schüler Union NRW.

Des Weiteren ergänzt Anton Schaefer, Pressesprecher der Schüler Union NRW und Mitglied im geschäftsführenden Landesvorstand: „Die kurzfristige Verschiebung der Prüfungen, sorgt für enorme Unsicherheit und Verzweiflung bei den Schülern. Das darf in einer digitalen Welt nicht passieren! Die Schüler müssen Sicherheit haben, wie es mit den Abiturprüfungen weitergeht.“

Damit so etwas nicht nochmal passieren kann, fordert die Schüler Union NRW noch am Abend eine lückenlose Aufklärung. Gründe für die enormen technischen Störungen müssen schnell geklärt und kurzfristig gelöst werden. Es muss sichergestellt werden, dass alle Prüfungen problemlos im Zeitplan geschrieben werden können.

Im Vordergrund steht, dass hinter den technischen Störungen 72.000 Schüler verunsichert warten, ob sie die wichtigste Prüfung ihres bisherigen Lebens abgelegen können.

Schüler Union NRW lobt schnelle Reaktion auf technische Störung beim Abitur 2023

“Umso besser ist jedoch wie schnell das Ministerium für Schule und Bildung des Landes NRW, unter Führung von Dorothee Feller, für Klarheit gesorgt hat”, erklärt die Schüler Union heute in einer aktuellen Pressemeldung. „Es ist außerordentlich wichtig, dass alle Beteiligten jetzt Klarheit haben. Die Verschiebung auf den ursprünglich prüfungsfreien Freitag erlaubt die Einhaltung des Zeitplans und gibt den Schülerinnen und Schülern Sicherheit“, erklärt die Landesvorsitzende Marlene Metternich.

Anton Schaefer (Foto: privat)

Anton Schaefer, Pressesprecher der Schüler Union NRW und Mitglied im geschäftsführenden Landesvorstand ergänzt: „Eine zweitägige Verschiebung ist ärgerlich, aber für alle Beteiligten verkraftbar. Auch der Bahnstreik macht keinen Strich durch die Rechnung, weil Busse und weitere Teile des ÖPNV normal fahren können. Besonders ironisch sind die Aufrufe der SPD und FDP nach einem Rücktritt der Ministerin oder einer Neuauflegung der Klausuren noch am Abend der Verschiebung. Wenn ohne jegliche Informationen zu den Gründen der Störung solche Pressemitteilungen in die Welt gesetzt werden, zeigt sich einmal mehr, dass es SPD und FDP nur um parteipolitische Profilierung geht.“

Die lückenlose Aufklärung der Ursachen und eine Lösungsfindung wurde richtigerweise durch das Ministerium angestoßen. Eine solche Panne hätte nicht passieren dürfen. Kurzfristig ist die Sicherstellung der restlichen Abiturprüfungen das oberste Ziel. Dies scheint nun gewährleistet sein, sodass die Schulen in den normalen Betrieb übergehen können.

Bezirksschülervertretung Mülheim an der Ruhr: Chaos, Unzuverlässigkeit und schlechte Planung, wird es zur Tradition im Bildungsministerium?“

Mit der Bekanntgabe, dass die Abiturprüfungen um zwei Tage nach hinten verlegt werden, steige wieder einmal die enorme Belastung für die Schüler, erklärt die Bezirksschülervertretung Mülheim an der Ruhr.

Von wegen Aufatmen und Erholungsphase – die Vorbereitungsplanungen der Abiturienten müssen neu gedacht werden und zwei weitere Tage voller Stress und Leistungsdruck stehen vielen Schülern Nordrhein-Westfalens gegenüber. „Für die Koordination der Abiturprüfungen hatte das Ministerium für Schule und Bildung nun ein Jahr Zeit. Durch die Vertagung der Prüfung zeigt sich nun abermals ein fehlerhaftes Bildungssystem”, so Dino Colic aus dem Vorstand der Bezirksschülervertretung Mülheim.

Ganz klar ist: Die Konsequenzen tragen die Abiturienten. Dino Colic, selbst ein betroffener Abiturient, führt aus: „Das Problem trat nicht erst am späten Abend auf, jedoch erfahren die Schüler erst um knapp 21 Uhr über die Presse, dass die Prüfungen aufgrund fehlerhafter Organisation nun verschoben, werden“. “Viele Schüler leiden im Zentralabitur unter Prüfungsangst und die kommende Zweitfassung sowie die über den Tag verteilte Unsicherheit beanspruchen die mentalen Kapazitäten der Abiturienten umso mehr”, gibt Caroline Scherer, Bezirksschülersprecherin, an.

Samuel Bielak (Foto: privat)

Auch das Vertrauen in die Bildungspolitik leidet nach dem Vorfall stark. Bezirksschülersprecher Samuel Bielak kritisiert das Schulministerium scharf: „Chaos, Unzuverlässigkeit und schlechte Planung, wird es zur Tradition im Bildungsministerium?“ Bielak ergänzt: „Es erinnert mich an die Arbeitsweise des Bildungsministeriums der letzten Legislaturperiode in der Coronapandemie. Das ist ein deutlicher Rückschlag für alle Beteiligten im Schulssystem, da wir alle die Hoffnung hatten, dass es aufhört mit den spontanen abendlichen Planungen für den nächsten Tag und der schlechten Organisation.“ Für Lehrkräfte heißt diese Problematik ebenfalls mehr Belastung. Eine kürzere Korrekturzeit ist für sie umso intensiver.

Es handelt sich um einen untragbaren Fehler, den tausende Schüler nun ausbaden.

Jusos und SPD Wesel: Kritik an Verschiebung der Abiturprüfung

Maksim Bondarenko (Foto: Jusos Wesel)

„Dieser Vorgang ist offen gestanden ein Totalversagen“, reagiert der Weseler Juso-Vorsitzende Maksim Bondarenko verärgert. Insbesondere kritisiert der 20-Jährige die Absage der Abiturprüfungen am Vorabend sowie die Kommunikation. Erst um 21 Uhr ist vom Schulministerium bekannt gegeben worden, dass die Abiturklausuren nun doch verschoben werden. Dies sei für 72.000 Abiturientinnen und Abiturienten eine „starke und völlig unnötige Belastung“. Die Verschiebung auf Freitag kollidiere zudem mit dem muslimischen Zuckerfest und dem angekündigten Streik bei der Deutschen Bahn, was für einige Abiturientinnen und Abiturienten eine weitere Herausforderung darstellt.

„Würde man die Leistung des Schulministeriums benoten, dürfte es zur Abschlussprüfung gar nicht erst antreten“, ergänzt auch Xavier-Ramon Domain (SPD), sachkundiger Bürger im Jugendhilfeausschuss. Das CDU-geführte Schulministerium müsse laut den Jusos unverzüglich sicherstellen, dass die weiteren Abiturprüfungen reibungslos ablaufen und weitere Fehler unterbleiben.

„Den Schülerinnen und Schülern wüschen wir trotz aller Umstände erfolgreiche Abiturprüfungen. Lasst euch trotz der Verschiebung nicht verunsichern – ihr packt das“, betonen Bondarenko und Domain abschließend.

GEW: Fehler müssen schnell ausgeräumt und ein Notfallplan erarbeitet werden

Die gestrige Abi-Panne ist extrem ärgerlich und peinlich – Die GEW NRW fordert, die Fehler schnell zu beheben und die weiteren Prüfungen sicherzustellen. Unnötiges Chaos muss dringend vermieden werden.

Die Bildungsgewerkschaft GEW NRW ist verärgert über die gestrige Panne bei der Verteilung der Abiturprüfungen via Download. „Für alle Schülerinnen und Schüler, die auf den Punkt genau für die Prüfungen gelernt haben und für alle Kolleginnen und Kollegen, die bis in den Abend hinein in den Schulen saßen, um die Klausuren herunterzuladen und zu kopieren, nicht hinnehmbar. Es ist absolut nicht nachzuvollziehen, dass die Absage und die Verschiebung erst nach 20.00 Uhr kommuniziert wurde und die Lehrkräfte in der Warteschleife immer weiter vertröstet wurden. Das ist weder für die Schülerinnen und Schüler wertschätzend, noch für die Lehrkräfte“, erklärt Ayla Çelik, Vorsitzende der GEW NRW.

„In der Pandemie haben wir oft die Kommunikation des Schulministeriums kritisieren müssen. Wir hatten gehofft, dieses Kapitel nun abgeschlossen zu haben. Da wurden wir leider enttäuscht. Wir erwarten, dass es für solche Situationen klare Kommunikation und einen belastbaren Plan B gibt. Das Ministerium muss dringend sicherstellen, dass die weiteren Prüfungen reibungslos verlaufen“, so die Gewerkschafterin. Es fehle der Bildungsgewerkschaft jegliches Verständnis dafür, dass es für einen solch wichtigen Abschnitt sowohl im Schul(-Leben) von Schüler*innen als auch im Organisationsablauf einer Schule offensichtlich nicht genügend Tests der technischen Infrastruktur und keinen Notfallplan gab.

„Zu hoffen bleibt, dass diese Panne kein Indiz für den Stand der Digitalisierung in NRW ist. Für diese Abi-Vorbereitung gibt es sicherlich keine Eins“, so Çelik weiter. Zu den ganzen Krisen im Bildungsbereich komme nun auch noch unnötiges Chaos hinzu. „Und mit der Verschiebung ist es ja auch nicht allein getan – das zieht Organisationsaufwand nach sich, den die Kolleg*innen wieder kurzfristig schultern müssen.“ Aufsichten müssten geregelt, die Klausuren kopiert und die Räume vorbereitet werden, wofür auch die Personalplanung noch einmal neu gemacht werden müsste.

Bitter ist die Verschiebung für die Schüler*innen. „Sie haben sich wie 100-Meter-Sprinter auf den Punkt vorbereitet – und erfahren jetzt, dass das Rennen um zwei Tage verschoben wird. Zusätzliche Belastungen können die Schülerinnen und Schüler sicher nicht brauchen“, so die Vorsitzende der GEW NRW. Dass die Verlegung auf den 21. April auch noch auf das Ende des Ramadans – das Zuckerfest – fällt, sei besonders für gläubige muslimische Schüler*innen und deren Familien eine böse Überraschung.

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