Im Evangelischen Altenheim Odenkirchen tauschten sich Ralf Johnen (v.l.), Claudia Kamper, Isayas Yakob, Martina Pohlen und Andreas Vossen über die Arbeitschancen in der Pflege aus (Foto: Agentur für Arbeit Mönchengladbach)
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Mönchengladbach/Rhein-Kreis Neuss. In den Pflegeberufen werden gut ausgebildete Fachkräfte gesucht. Das belegt eine statistische Auswertung zum „Tag der Pflege“. Wie diese gewonnen werden können, diskutierte die Agentur für Arbeit Mönchengladbach bei einem Besuch im Evangelischen Altenheim Odenkirchen. Dort wird die Umschulung eines Geflüchteten aus Eritrea gefördert.

„Ich könnte mir keine bessere Arbeit vorstellen, als für Menschen dazusein. Sie ist geprägt von Dankbarkeit und Wertschätzung“, wirbt Isayas Yakob dafür, wie er eine Ausbildung zur Pflegefachkraft zu machen. Isayas Yakob ist aus Eritrea geflüchtet und lebt seit gut sieben Jahren in Mönchengladbach. 2019 startete er zunächst in die einjährige Ausbildung zum Pflegehelfer, und 2021 entschloss er sich, die dreijährige Ausbildung zur Pflegefachkraft anzuschließen. In all den Jahren ist das Evangelische Altenheim in Odenkirchen sein Arbeitsgeber gewesen, das Isayas Yakob zuletzt sehr vermisst hatte. „Zur Ausbildung in der Pflege gehört es, ein Jahr in anderen Einrichtungen zu arbeiten. Isayas Yakob war in einem Krankenhaus, in einer Kinderklinik, in einer psychiatrischen Einrichtung und bei einem ambulanten Pflegedienst – diese Zeit ist jetzt vorbei, und unsere Bewohnerinnen und Bewohner freuen sich sehr, dass Isayas Yakob seit dieser Woche wieder bei uns im Haus ist“, schildert Andreas Vossen, Geschäftsführer des Evangelischen Altenheims Odenkirchen.

Zum „Tag der Pflege“ am 13. Mai 2023 trafen sich Isayas Yakob und Andreas Vossen zu einem Gespräch mit Vertretern der Agentur für Arbeit Mönchengladbach und Ralf Johnen, dem früheren Pastor der evangelischen Kirche in Wickrathberg. Gemeinsam haben sie in den vergangenen Jahren daran mitgewirkt, dass Isayas Yakob nach seiner Flucht aus Eritrea in Deutschland heimisch werden konnte.

Papiere waren zu besorgen, Formulare auszufüllen. Behörden mussten besucht und ein Sprachkurs absolviert werden. „Ich habe viele Menschen, die mir geholfen haben“, sagt Isayas Yakob und schaut dabei Ralf Johnen an. Vor allem ist es der ehemalige Pastor gewesen, der den jungen Flüchtling dabei unterstützt hat, eine neue Heimat und seinen Berufsweg zu finden: „Ich erinnere noch gut, dass Isayas‘ erste Idee war, etwas mit Autos zu machen. Über ein Praktikum ist er letztlich aber in der Pflege gelandet. Und schon nach dem dritten Arbeitstag sagte er damals zu mir: Das ist es!“

Geholfen haben Isayas Yakob auch das Diakonische Werk und das Evangelische Altenheim Odenkirchen. Andreas Vossen berichtet: „Wir machen sehr gute Erfahrungen damit, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus anderen Regionen unserer Welt zu integrieren. Gerade haben zwei junge Inder ihre Ausbildung angefangen, oder vor zwei Jahren hatten wir zwei Kolumbianerinnen im Bundesfreiwilligendienst beschäftigt. Zugegebener Maßen kosten die vielen notwendigen Formalitäten einiges an Energie. Im Ergebnis sind die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber immer ein großer Gewinn – für die Menschen bei uns im Haus wie auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel allgemein. Zurzeit sind bei uns alle Stellen besetzt, und durch die Ausbildung schaffen wir es, den bei uns gerade laufenden Generationenwechsel ganz gut zu gestalten.“

Über zwei Förderprogramme der Agentur für Arbeit ist es Isayas Yakob ermöglicht worden, den beruflichen Einstieg in Deutschland zu gestalten. Der Geschäftsführer des Odenkirchener Altenheims wusste von den unterschiedlichen Fördermöglichkeiten: „Ich bin deshalb auf meine Ansprechpartnerin bei der Arbeitsagentur, Martina Pohlen, zugegangen, und uns ist direkt über das Qualifizierungschancengesetz Unterstützung angeboten worden.“ Wie gefördert wird, erklärt Claudia Kamper, Bereichsleiterin der Arbeitsagentur für Mönchengladbach und den Rhein-Kreis Neuss: „Wir bieten unter anderem Zuschüsse für Menschen in Helfertätigkeiten an, die sich beruflich weiterentwickeln wollen. Dadurch fallen sie während einer dreijährigen Umschulung beispielsweise nicht auf ein Ausbildungsgehalt zurück. Sie können so einen wichtigen Beitrag leisten, dem Fachkräftebedarf zu begegnen, und das wird von der Agentur für Arbeit mit der Übernahme von Qualifizierungskosten und Arbeitsentgeltzuschüssen unterstützt. Dies ist eine Möglichkeit, neben vielen weiteren Erfordernissen, sich zukunftsorientiert als Unternehmen aufzustellen. Gleichzeitig werden darüber auch Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen weiterentwickelt, was für die einzelne Person sinnvoll und hilfreich ist.“

Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen, die sich über die Fördermöglichkeiten der Agentur für Arbeit Mönchengladbach informieren möchten, wenden sich über die kostenfreie Hotline 0800 4555520 an den gemeinsamen Arbeitsgeberservice von Arbeitsagentur und Jobcenter. Dazu rät die Mönchengladbacher Mitarbeiterin Martina Pohlen: „Man sollte immer bei uns nachfragen. Wir suchen Lösungen, wenngleich wir beispielsweise bei der Integration von Geflüchteten nicht in allen Fragen ,Herr des Verfahrens‘ sind.“

Hintergrundzahlen zum Tag der Pflege

Während der Corona-Pandemie ist die Beschäftigung von Pflegekräften in der Stadt Mönchengladbach stärker gestiegen als die Beschäftigung insgesamt. Im Juni 2022 waren 6.189 Menschen in Pflegeberufen sozialversicherungspflichtig beschäftigt und damit 535 Personen beziehungsweise 9,5 Prozent mehr als im Juni 2019. Über alle Berufsgruppen hinweg lag das Plus in diesem Zeitraum bei 4,3 Prozent. Der Bedarf an Pflegekräften ist nach wie vor hoch. Die Anzahl der gemeldeten Arbeitsstellen in der Pflege lag 2022 im Jahresdurchschnitt bei 231 und damit um 38 höher als 2019 (+19,7 Prozent). Gesucht werden zumeist Fachkräfte, Spezialisten und Experten (150).

Im Rhein-Kreis Neuss stellte sich die Entwicklung während der Corona-Pandemie ähnlich dar. Im Juni 2022 waren 7.201 Männer und Frauen in Pflegeberufen sozialversicherungs-pflichtig beschäftigt. Das waren 598 Personen oder 9,1 Prozent mehr als im Juni des Vor-Corona-Jahres 2019. Über alle Berufsgruppen hinweg lag das Plus in diesem Zeitraum bei 6,1 Prozent. Der Bedarf an Pflegekräften ist weiterhin hoch. Die Anzahl der gemeldeten Arbeitsstellen in der Pflege lag 2022 im Jahresdurchschnitt bei 190 und damit um 33 höher als 2019 (+21,0 Prozent). Gesucht werden in der Mehrheit Fachkräfte und Höherqua-lifizierte (146).

Informationen zum Evangelischen Altenheim Odenkirchen

Das Evangelische Altenheim Odenkirchen ist der Teil der Evangelischen Kirchengemeinde Odenkirchen im gleichnamigen Mönchengladbacher Ortsteils. Dort leben 80 Bewohnerinnen und Bewohner, für die 110 Mitarbeitende tätig sind; zehn davon befinden sich zurzeit in der Ausbildung in der Pflege oder in der Küche. Das Altenheim bietet vier Wohnbereiche, davon ist einer speziell auf Menschen mit einer demenziellen Erkrankung ausgerichtet.

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