Keziah König (Foto: privat)
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Moers. Nachdem die Verwaltung der Stadt Moers von ihrem Vorhaben aus dem Jahr 2017 abgewichen ist, das Weiße Haus zu verkaufen, laufen nun die Bestrebungen, das Gebäude für 20 Millionen Euro unnötigerweise als weitere Spielstätte für das Schlosstheater herzurichten. In diesem Punkt sind sich alle Fraktionen im Rat der Stadt Moers einig, lediglich die Fraktion Liberale Union (LU) hegt größte Bedenken gegenüber diesem Vorhaben.

Denn trotz der angestrebten Förderkulisse aus Bundesmitteln von 50% der Kosten durch “Kulturinvest 2023” und einer weiteren Förderung von 30% der Kosten durch das Land NRW und weitere Stiftungen, bleibt für die Stadt immer noch eine Belastung sechs Millionen Euro, die sie nicht hat. Auch die Kosten für den Betrieb und die Instandhaltung werden bewusst nicht mit eingepreist.

Martin Borges (Foto: privat)

Aufgrund ausufernder Baukosten und vor dem Hintergrund, dass die Nutzung wegen der Kulturförderung ausschließlich der Kultur zur Verfügung steht, hält die LU-Fraktion dieses Vorhaben für zu gewagt. “Wenn der Stadt Moers, wie erwartet, in den nächsten Jahren das Geld für die Kultur ausgeht, könnten wir das Gebäude nicht einmal für soziale oder bürgernahe Aktivitäten nutzen!” argumentiert Martin Borges, stellvertretender Vorsitzender der LU-Fraktion.

Noel Schäfer (Foto: privat)

Wesentlich sicherer wäre die bereits 2017 geplante und kürzlich von der Liberalen Union erneut beantragte Veräußerung des Gebäudes an einen Projektentwickler. Entsprechende Ideen und Anfragen, etwa vom Deutschen Messing Museum, lagen seinerzeit vor und sind mehrheitlich abgelehnt worden. “An dieser exponierten Stelle könnte das gastronomische Angebot sinnvoll ergänzt werden”, bemerkt Noel Schäfer, Vorsitzender der LU-Fraktion.

JuLis fordern Generationengerechtigkeit

Die Moerser Jungen Liberalen (JuLis) kritisieren auch diese Entscheidung des Hauptausschusses und fordern Generationengerechtigkeit. „Wir finden, in der Moerser Altstadt muss mehr zählen als nur das Schlosstheater. Für junge Menschen könnte dort, als Fortsetzung der kleinen Meile mit Bars und Restaurants, weitere Gastronomie entwickelt werden, um Moers auch als Stadt mit etwas Nachtleben für junge Leute attraktiv zu machen“, sagt der JuLi-Vorsitzende Keziah König. Das sei durch einen Verkauf an einen Projektentwickler mit Nutzungsvorgaben durch die Stadt realisierbar und finanziell der vorteilhafte Weg.

Auch eine andere nicht-kulturelle Nutzung sei selbstverständlich denkbar. „Mit der Beantragung der Fördermittel aus dem Programm ,KulturInvest‘ ist die Nutzung ausschließlich auf Kultur beschränkt, andernfalls müsste die Förderung von 15 Millionen Euro zurückgezahlt werden. Das beraubt die Stadt in der Zukunft jeglicher Nutzungsspielräume“, zeigt sich die FDP-Jugendorganisation alarmiert.

Fiskalisch sei die Entscheidung absolut unverständlich, kritisiert König weiter: „Selbst wenn die Stadt im besten Fall nur auf einem Eigenanteil von 6 Millionen Euro zuzüglich Kapitalkosten sitzen bleiben sollte, ist es ein schlechter Deal. Für den Verkauf  hingegen würde die Stadt vermutlich sogar Gewinne durch einen Verkaufspreis oberhalb des bilanziellen Buchwertes erzielen und das Portemonnaie kommender Generationen schonen.“ Generationengerechtigkeit sei anscheinend sowohl in Bezug auf die Nutzung als auch in Bezug auf die klamme Stadtkasse leider kein Thema, resümieren die JuLis.

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