Oberbürgermeister Thomas Kufen (Foto: © Ralf Schultheiß)
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Essen. In der Nacht von Freitag auf Samstag (15.06./16.06.) ist es an verschiedenen Stellen in der Innenstadt zu Auseinandersetzungen gekommen. Mehrere Gruppen haben eine Tumultlage herbeigeführt. Die Polizei Essen war mit einem Großaufgebot an Kräften sofort vor Ort und hat unter Hinzuziehen von Verstärkung die Situation schnell in den Griff bekommen. Dem Vorausgegangen sind Auseinandersetzungen in der Ruhrgebietsstadt Castrop-Rauxel. Seitdem laufen die Ermittlungen der Polizei Essen mit ersten Erkenntnissen. Erste Hinweise zeigen, dass es sich bei den Hintergründen für die Ansammlungen um Streitigkeiten im Clan-Milieu von libanesischen und syrischen Gruppen handeln könnte.

Dazu Oberbürgermeister Thomas Kufen: “Ein Dank an alle Einsatzkräfte für das schnelle und konsequente Eingreifen! Polizei und Stadt dulden solche Tumultszenen auf offener Straße nicht. Gemeinsam bleiben wir deshalb heute und den kommenden Tagen besonders wachsam.”

Am heutigen Montag (19.06.) hat es deshalb ein gemeinsames Treffen von Polizei und Ordnungsbehörden gegeben, um die weiteren Schritte zu besprechen. “Als Stadtverwaltung unterstützen wir die Arbeit der Polizei. Wir führen auch unsere enge Zusammenarbeit in der besonderen Aufbauorganisation (BAO) Clan konsequent weiter.”

Verabredet wurde in dem heutigen Gespräch zwischen Polizei und Stadtverwaltung auch, dass ein detaillierteres Lagebild zur syrischen Community in Essen erstellt werden soll. Die Stadtverwaltung hatte 2021 bereits eine Studie veröffentlicht. Dem vorausgegangen war eine repräsentative Befragung mit Unterstützung des Ministeriums für Kinder, Familien, Frauen und Integration (MKFFI) des Landes NRW durch das Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung (ZfTI). Den Ergebnisbericht finden Interessierte hier: https://media.essen.de/media/wwwessende/aemter/0115_1/newsletter_5/sonstiges_1/2021-07-05_Kurzfassung_Endbericht_Syrische_Community.pdf

SPD verurteilt Krawalle in der Essener City

Frank Müller MdL (Foto: privat)

Zu den Auseinandersetzungen zwischen arabischen Großfamilien in Essen erklären Frank Müller, Vorsitzender der SPD Essen und Ingo Vogel, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Essen:

„Wir verurteilen die gewalttätigen Krawalle zwischen libanesischen und syrischen Großfamilien in der Essener Innenstadt aufs Schärfste und fordern eine konsequente Bestrafung der Täter. Unser Dank gilt der Polizei für ihr schnelles und beherztes Eingreifen, durch das Schlimmeres verhindert werden konnte. Unsere Gedanken sind vor allem bei den verletzten Beamten, denen wir eine schnelle und vollständige Genesung ohne bleibende Schäden an Leib und Seele wünschen.

Die erneute Eskalation der Gewalt macht uns betroffen und wütend. Wir können und werden es nicht hinnehmen, dass mitten in unserer Stadt in aller Öffentlichkeit Selbstjustiz geübt wird und unbeteiligte Gäste der Essener City um Ihr Leben fürchten müssen.

Den Tätern muss endlich klar werden, wem sie mit Ihrem Verhalten neben den direkten Opfern am meisten schaden: Den gut integrierten, hart arbeitenden und die Gesetze achtenden Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, die einfach nur ihr Leben in Frieden meistern wollen. Mit Aktionen wie am vergangenen Freitag beschädigen die kriminellen Täter das überwiegend gute und friedliche Zusammenleben von Menschen aus über 140 Ländern. Damit liefern sie ausgerechnet denen Argumente, die die Debatte um Zuwanderung und Integration in eine menschenverachtende, rassistische Richtung drängen wollen.

Die „Politik der tausend Nadelstiche“ von Innenminister Herbert Reul muss auf den Prüfstand. Stand jetzt steht sie im Verdacht, außer Symbolik und TV-Bildern nicht viel erreicht zu haben. Stattdessen braucht es einen stärkeren Fokus auf das Hintergrundwissen, das in der Essener Stabsstelle Clankriminalität gewonnen wurde. Zudem fordern wir eine Ausweitung von Aussteigerprogrammen für Menschen, die kriminellen Familiennetzwerken entfliehen wollen. Diese befinden sich in akuter Gefahr und brauchen jede Unterstützung. Gleichzeitig muss klar sein, dass wir uns eine Verknappung polizeilicher Ressourcen in den Städten nicht weiter leisten können. Auch hier muss der Innenminister endlich schlüssige Konzepte vorlegen.“

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