Ankunft der kleinen Patienten und der Vertreter der irakisch-kurdischen Friedensdorf-Partnerorganisation „Barazani Charity Foundation“ (BCF) im Friedensdorf, darunter Dr. Abbas Agha (rechts) (Foto: Friedensdorf International)
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Oberhausen/Dinslaken. Für den 7-jährigen Siraj war die vergangene Woche eine besonders aufregende: Mit der Ankunft einer neuen Kindergruppe aus Kurdistan im Nordirak kam, in Begleitung zweier Vertreter der kurdischen Partnerorganisation des Friedensdorfes „Barzani Charity Foundation“ (BCF), für Siraj ein Stück Heimat nach Oberhausen. Es war erst die insgesamt zweite Kindergruppe, die sich auf den weiten Weg von der kurdischen Regionalhauptstadt Erbil nach Deutschland begab. Auch wenn sich die Vertreter der BCF nach einem einwöchigen Aufenthalt nun mit einigen Kindern wieder auf den Heimweg begeben haben, freut sich Siraj darüber, den verblieben Neuankömmlingen den Alltag im Friedensdorf zu zeigen.

Noch vor wenigen Monaten war Siraj selbst ein Neuankömmling im Friedensdorf. Im November 2022 gehörte er der allerersten Kindergruppe aus Kurdistan an, die im Rahmen eines Friedensdorf-Hilfseinsatzes für eine medizinische Behandlung nach Deutschland kam. Siraj freut es aufgrund seiner eigenen Erfahrung umso mehr, dass er die neuen Patienten bei der Eingewöhnung in die „Großfamilie Friedensdorf“ unterstützen kann. Fast alle der neuen Kinder leiden unter urologischen Problemen; ein Bereich, der in Kurdistan leider problembehaftet ist. Einige von ihnen wurden in der Region bereits voroperiert, einer Weiterbehandlung war aber mangels technischer Ausstattung Grenzen gesetzt. Zudem kommt es in Kurdistan oftmals zu medizinischen Versorgungsengpässen. Zum Teil waren die Krankheitsverläufe der Kinder wie schon beim vergangenen Hilfseinsatz komplex, sodass das Friedensdorf einigen eine ausführliche Diagnostik in Deutschland ermöglichte. So auch dem 8-jähirgen Ahmed, dessen Harnblase nicht voll funktionsfähig ist. Bei ihm riet der Urologe davon ab, den Urinbeutel zu entfernen, da sonst Ahmeds ohnehin nicht intakte Niere zu versagen droht. Ähnliche Abwägungen des Für und Wider einer Behandlung gab es auch bei Rawa und Arjan. Auch bei ihnen verlief die eingängige Diagnostik positiv, sodass sie sich zusammen mit Ahmed wieder auf den Heimweg begeben konnten.

Bei der Eingewöhnung der neuen Kinder im Friedensdorf unterstützte jedoch nicht nur der kleine Siraj, sondern auch Dr. Abbas Agha, Leiter des Gesundheitsbereiches der BCF. Er blieb, wie auch schon beim ersten Hilfseinsatz für Kurdistan, einige Zeit im Friedensdorf, um die Kinder in die Klinik oder Praxis zu begleiten. Nun flog er wieder mit vier Kindern zurück nach Erbil. „Wir freuen uns sehr, dass wir im Rahmen unserer noch so jungen Kooperation mit der Barzani Charity Foundation schon solch ein stabiles Fundament für eine erfolgreiche Zusammenarbeit aufbauen konnten“, erläutert Birgit Stifter.

Medizinische Hilfe in Kurdistan von enormer Wichtigkeit

Im März 2022 hatte Friedensdorf International die Region das erste Mal besucht, um sich verletzte und kranke Kinder vorstellen zu lassen, die für eine Behandlung in Deutschland in Frage kamen. Damals sah das Hilfseinsatz-Team, dass der Bedarf an medizinischer Hilfe groß ist. Spezielle medizinische Behandlungen sind nicht immer möglich, Ärzte oft nicht auf ein Fachgebiet spezialisiert. Wie das Friedensdorf-Team bei seinem Besuch im vergangenen März feststellte, ist die medizinische Grundversorgung in Kurdistan zwar gegeben, doch gerade im Hinblick auf eine ausreichende Nachsorge sei es schwierig, Arzttermine zu erhalten. Ein besondere Herausforderung für die medizinische Infrastruktur bleiben die Millionen Geflüchteten, die in der autonomen Region Schutz vor dem sogenannten „Islamischen Staat“ und kriegerischen Auseinandersetzungen in den Grenzgebieten suchen. Für Friedensdorf International ist es daher wichtig, auch in Zukunft die medizinische Not der Kinder vor Ort bestmöglich zu lindern. Kinder wie Siraj haben nur so die Chance auf eine gesunde Zukunft.

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