Bäckermeister Manfred Oomen und die Eheleute Nadine und Dirk Josten in der neuen Backstube (Foto: privat)
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Dernau/Kreis Viersen/Wachtendonk/Kerken. „Schön, dass ihr wieder da seid.“, „Wir haben euch vermisst!“ und „Ich finde es toll, dass ihr den Mut habt, wieder neu zu starten!“ – Das sind nur drei von vielen Kundenäußerungen, die Mitte Juni zusammen mit vielen frischen Brötchen und Broten über die Theke der Bäckerei Josten in Dernau gegangen sind. Zwei Jahre nach der Jahrhundertflut, die auch das bekannte Weindorf im Ahrtal traf, öffneten Nadine und Dirk Josten nach einer Komplettsanierung wieder ihr Ladenlokal. Was das mit dem Niederrhein zu tun hat?

Von hier kam damals spontane Hilfe in Person von Bäckermeister Manfred Oomen. Der war durch den Sohn seiner Vorster Filialleiterin auf die Situation in Dernau aufmerksam geworden und lernte so Nadine und Dirk Josten kennen, deren Lebenswerk zu diesem Zeitpunkt sprichwörtlich vor dem Untergang stand. „Ich wollte den beiden helfen und einige Bäckerei-Maschinen für die Herstellung von Brot und Brötchen spenden. Im Dezember 2021 bin ich dann nach Dernau gefahren, um die Eheleute Josten persönlich kennenzulernen und mir ein Bild von der Situation zu machen. Ich war geschockt.“ Umso gerührter waren die Bäcker aus Dernau, wie Nadine Josten erzählt: „Als wir realisierten, dass wir Hilfe vom Niederrhein bekommen würden, mussten wir oft weinen. Und als das Gerät dann tatsächlich geliefert wurde, war das ein sehr emotionaler Moment.“

„Dernauer“-Brot für Dernau

Heute, zwei Jahre nach der Katastrophe, ziehen die Jostens ein durchwachsenes Fazit: Der Wiederaufbau habe sehr schleppend funktioniert und alles sei noch nicht ganz fertig. Zudem seien die in Aussicht gestellten Zahlungen der Infrastrukturbank Rheinland Pfalz für die Wiederaufbauhilfe des Gebäudes in Höhe von 80 Prozent „ein schwieriges Thema“. Der Mut habe sie aber niemals verlassen, betonen Nadine und Dirk Josten und sagen: „Aufgeben gibt’s nicht, auch wenn es hier noch aussieht wie im Kriegsgebiet. Aber wir wollen für unsere Nachbarn da sein.“ Momentan führen sie das einzige Geschäft im Ort und haben ihr Sortiment deshalb sogar um Lebensmittel erweitert. Das freut die Dernauer. Und auch Manfred Oomen, der im Juni in seinen zehn Filialen das Roggenmischbrot „Dernauer“ verkaufte und pro Brot 50 Cent an den Verkehrsverein Dernau spendete. Einen Scheck über 1.000 Euro übergab der Bäckermeister in diesen Tagen vor Ort. Außerdem konnten Oomen-Kunden an einem Gewinnspiel teilnehmen und einen Kurztrip auf ein Weingut in Dernau gewinnen, mit einem Treffen der Deutschen Weinprinzessin, Linda Trarbach, die selbst aus Dernau kommt.

Die Gewinner, Carmen Hastenrath und Paul Geerlings aus Nettetal-Hinsbeck, traten den Trip nach Dernau gerne an, wo Paul Geerlings schon einmal mit seinem Kegelclub war. Die Weinliebhaber probierten vor Ort verschiedenste Ahrtropfen. Künftig wird es in den Oomen-Bäckereien übrigens auch Wein aus Dernau geben –eine weitere „gehaltvolle“ Unterstützung vom Niederrhein für eine der schönsten Weinregionen Deutschlands. Dazu passt der Appell von Nadine und Dirk Josten: „Vergesst das Ahrtal nicht und kommt alle wieder, damit es wieder zu dem wird, was es war. Denn ohne Tourismus können wir alle nicht leben.“

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