Bochum. Sie unterrichten in Schulen, Firmen oder Kitas: Erste-Hilfe-Ausbilderinnen und Erste-Hilfe-Ausbilder des DRK-Kreisverbandes Wattenscheid zeigen tagtäglich anderen Menschen, was im Notfall zu tun ist und wie Leben gerettet werden können. Nicole Meißner ist nun neue hauptamtliche Erste-Hilfe-Ausbilderin und erzählt, was ihren neuen Job beim Roten Kreuz ausmacht.
Ob für die Führerscheinprüfung, jobbedingt oder aus privatem Interesse: Jedes Jahr absolvieren mehr als 2.000 Menschen einen Erste-Hilfe-Kurs beim örtlichen DRK-Kreisverband. Nicole Meißner: „Wir führen die Kurse unter anderem in Schulen, Kindertagesstätten, Handwerksbetrieben, Firmen, Vereinen und in unserem DRK-Zentrum an der Sommerdellenstraße durch.“ Die Erste-Hilfe-Ausbilder führen die Teilnehmenden dabei durch den jeweiligen Kurs und bringen ihnen die Grundregeln der Ersten Hilfe bei. „Dabei vermitteln wir die Inhalte sowohl in der Theorie als auch in der Praxis durch viele Übungen und auch Rollenspiele.“
Erste Hilfe zu leisten, das ist in Deutschland keine individuelle Entscheidung – sondern eine Verpflichtung, die im Gesetz verankert ist. Paragraf § 323c des Strafgesetzbuches lautet: Wer bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr oder Not nicht Hilfe leistet, obwohl dies erforderlich und ihm den Umständen nach zuzumuten, insbes. ohne erhebliche eigene Gefahr und ohne Verletzung anderer wichtiger Pflichten möglich ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.
Das heißt: Jede und jeder, die oder der kann, ist per Gesetzgebung verpflichtet Erste Hilfe zu leisten.
In Deutschland passieren allein im Jahr 2,4 Millionen Arbeitsunfälle. Situationen, in denen ein Kollege am Schreibtisch oder an der Maschine zusammenbricht, weil er einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder Kreislaufzusammenbruch erlitten hat, sind in dieser Statistik noch nicht eingerechnet.
„Die Wahrscheinlichkeit, dass man in seinem Betrieb einmal eine Situation erlebt, in der man helfen muss, ist also relativ hoch”, betont auch Markus Eisenhuth, Ausbildungssachbearbeiter beim Deutschen Roten Kreuz in Wattenscheid und damit der Terminorganisator von Ausbilderin Nicole Meißner. „Deshalb hat der Gesetzgeber bestimmt, dass es in jedem Betrieb Ersthelfer geben muss. Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass zur Ersten Hilfe und zur Rettung aus Gefahr die erforderlichen Einrichtungen und Sachmittel sowie das erforderliche Personal zur Verfügung stehen.“
Für alle Unternehmen gibt es die gesetzliche Vorgabe zur Ersthelferausbildung. 5% bzw. 10% aller regelmäßig im Betrieb anwesenden Mitarbeiter müssen gemäß der Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaften regelmäßig in Erster Hilfe (9 UE) ausgebildet werden. Kurse in Firmen und Betrieben stellen damit den Hauptanteil der Lehrgänge dar, die Nicole Meißner nun in ihrer neuen beruflichen Rolle ausführt.
„Natürlich passen wir die Inhalte auch situationsbedingt an“, erklärt die neue hauptamtliche Erste-Hilfe-Ausbilderin, „in der Metallindustrie kann es dann darum gehen, wie ich reagiere, wenn jemand sich einen Finger abgeschnitten hat, in der Kita, wie ich eine Schürfwunde versorge oder was ich mache, wenn ein Kind einen epileptischen Anfall hat.“ Ihr selbst sei vor allem ein Bereich wichtig: „Die Herz-Lungen-Widerbelebung. Denn hier geht es wirklich um Menschenleben, die innerhalb weniger Minuten gerettet werden müssen.“
Voraussetzung für Erste-Hilfe-Ausbilderinnen und -Ausbilder sei es natürlich, keine Berührungsängste zu haben, so die Erste Hilfe-Expertin, „und keine Scheu davor, mit und vor Anderen zu sprechen.“ Sie selbst ist als Quereinsteiger in der Erste-Hilfe-Ausbildung gelandet: „Vorher war ich unter anderem im DRK-Kreisverband in den mobilen sozialen Diensten tätig. Diese Erfahrung hilft mir sehr, denn so kann ich in den Kursen auch praktische Erfahrungen einbringen.“
Vor dem Start ihrer Schulungsaktivitäten hat Nicole Meißner eine umfangreiche Fortbildung zur Erste-Hilfe-Ausbilderin absolviert: „Da ging es neben der medizinischen Fachausbildung und der erweiterten Erste-Hilfe auch um Didaktik und die Methodik für die Kurse.“ Eine gewisse Schlagfertigkeit sei grundsätzlich hilfreich, wenn man Erste-Hilfe-Kursleiter werden möchte. Schließlich seien auch mal Störenfriede im Kurs. Und letztendlich sei das Ziel, stets die ganze Gruppe zu erreichen und die Inhalte zu vermitteln. „Besonders Spaß machen die Kurse, wenn ich die Teilnehmenden für die Thematik gepackt habe. Dann läuft es wie von selbst und alle haben einfach einen tollen und lehrreichen Tag. Jeder Tag ist dabei anders, jede Gruppe hat ihre eigene Dynamik“, erzählt die Dozentin für Erste Hilfe, „deshalb ist der Job abwechslungsreich und nie langweilig.“
Eines ist auch klar: Erste-Hilfe-Ausbilder haben meist einen langen Arbeitstag. Die Kurse dauern 9 Unterrichtseinheiten, hinzu kommt die Anreise. „Ich bin immer schon früh unterwegs, um rechtzeitig vor Ort zu sein. Dort bereite ich alles vor, die Kurse beginnen dann meist gegen 8 Uhr und dauern mit Mittagspause etwa bis 16 Uhr.“ In der Pause beantwortet sie meist noch persönliche Fragen der Teilnehmenden oder erledigt Papierkram. Dann geht es zurück in die DRK-Kreisgeschäftsstelle: „Das ganze Material muss entladen und desinfiziert werden – Matten, Masken, Puppen. Das dauert auch noch etwas. Und danach packe ich alles für den nächsten Tag wieder ein.“ Drei bis vier Kurse in der Woche möchte Nicole Meißner zukünftig durchführen. „Der Beruf als Erste-Hilfe-Ausbilderin ist für mich durchaus eine Berufung.“
Der DRK-Kreisverband Wattenscheid verfügt nun erstmals über eine hauptamtliche Ausbilderin und kann somit Kursanfragen problemlos bedienen. Markus Eisenhuth: „Bisher haben wir nur ehrenamtliche oder nebenberufliche Ausbilder in unseren Reihen, wo die gewünschten Kurstermine nicht immer möglich waren.“ Nun könne man bei Kursplanungen und –anfragen eine größere Flexibilität zeigen und besser auf Wünsche von Betrieben eingehen.
„Es bedeutet mir viel, Menschen an das Thema Erste Hilfe heranzuführen, ihnen ihre Unsicherheiten zu nehmen und sie im besten Fall dafür zu begeistern“, blickt Rotkreuzlerin Nicole Meißner auf ihre neue Tätigkeit. „Ich bringe als Erste-Hilfe-Ausbilderin Menschen bei, andere zu retten. Ich denke mir manchmal: Wenn nur drei von 15 Teilnehmenden jemals dem Ernstfall gegenüberstehen und durch ihre Erste-Hilfe-Ausbildung richtig funktionieren, dann hat sich der Tag doch schon gelohnt. Was gibt es schließlich Sinnvolleres und Wichtigeres, als Leben zu retten? Ich habe einfach einen tollen Job.“
Betriebe, Schulen oder auch Sportvereine müssen Terminwünsche nur an DRK-Geschäftsstelle leiten und von dort wird alles Weitere dann organisiert. Ansprechpartner für Kursanfragen ist beim Deutschen Roten Kreuz in Wattenscheid Markus Eisenhuth unter der Rufnummer 0 23 27 – 8 70 17 oder per Email an info@drk-wattenscheid.de.
