Oberhausen. Nach über dreijähriger Schließzeit startet das Ökumenische Kirchenzentrum am Oberhausener Einkaufszentrum Centro nun neu als Café Mary & Joe. Neben einem ökumenischen Seelsorge-Team ist das katholische Jugendwerk „die kurbel“ vor Ort ein entscheidender Partner.
Mehr als drei Jahre lag das Ökumenische Kirchenzentrum in Oberhausen in einem Dornröschenschlaf – jetzt kehrt wieder Leben in den markanten weißen Bau am Platz der Guten Hoffnung: „Café Mary & Joe“ prangt nun in einem runden, mintgrünen Logo an der Fassade zwischen Gasometer und König-Pilsener-Arena, dem „Neue Mitte“-Bahnhof und dem Einkaufszentrum Westfield Centro. Mit einer kleinen Feier wurde das Café am Freitagnachmittag eröffnet. Ab Montag, 25. September, gibt es dort montags bis freitags von 9.30 bis 18 Uhr Kaffee, Kuchen, kleine Gerichte, und – bei Interesse – Gespräche über Gott und die Welt.
„kirche. köstlich. anders.“ ist das Motto des neu gestarteten christlichen Angebots in direkter Nachbarschaft zum größten Konsumtempel des Landes. „Anders“ will das Café Mary & Joe dabei in mindestens zweierlei Hinsicht sein: ein anderer Ort von Kirche – und ein Ort mit einem alternativen Blick auf Konsum im Umkreis des Einkaufszentrums. „Ich freue mich sehr auf den Neustart, die Begegnungen und die erfrischende Idee, für die Menschen ‘kirche. köstlich. anders.’ zu versuchen“, sagte der katholische Pastoralreferent Marcus Tannebaum. Er bildet zusammen mit dem evangelischen Pfarrer Stefan Züchner das Seelsorge-Team im Café Mary & Joe. Während Züchner schon seit 1999 in dem Anfang 1997 eröffneten Kirchenzentrum tätig ist, ist Tannebaum erst vor einigen Monaten nach Oberhausen gewechselt. Zuvor hat er in Sankt Augustin bei Bonn bereits Erfahrungen mit einem ökumenischen Projekt in einem Einkaufszentrum gesammelt.
„die kurbel“ sorgt für die Gastronomie im inklusiven Café Mary & Joe
Komplettiert wird das Personal durch Dagmar Wippich und ihr neunköpfiges Team vom katholischen Jugendwerk „die kurbel“, das die Gastronomie im Café verantwortet. „,Die kurbel‘ freut sich in der besonderen Atmosphäre des Café Mary & Joe ein guter Gastgeber zu sein“, sagte Geschäftsführer Frank Janßen. Er erinnerte an „anstrengende und herausfordernde Diskussionen“ und an „schwierige Rahmenbedingungen“: Nachdem das ökumenische Projekt durch die coronabedingte Schließung im Frühjahr 2020 in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, hatte sich der evangelische Kirchenkreis Oberhausen aus wirtschaftlichen Gründen als Träger zurückgezogen. Nach langem Ringen, Suchen und Planen haben die katholische und die evangelische Kirche in Oberhausen zusammen mit dem Bistum Essen nun eine Lösung gefunden, um die traditionsreiche Einrichtung mit einem neuen Konzept wiederzueröffnen.
Kern dieses Konzepts ist „die kurbel“, die sich als Mieter am Kirchenzentrum beteiligt. Daneben ist die Oberhausener Caritas beteiligt, die zusammen mit der „kurbel“, den beiden Stadtkirchen und dem Bistum das neue Konzept entwickelt hat und nun für Catering angefragt werden kann, wenn Gruppen das Café Mary & Joe außerhalb der Öffnungszeiten mieten möchten. Finanziert wird das Projekt maßgeblich von den katholischen Pfarreien in Oberhausen sowie vom Bistum Essen, das zudem den Umbau zum Café Mary & Joe bezahlt hat.
Nach dem langen Vorlauf sei die Freude auf den Start des neuen, inklusiven Cafés nun um so größer, so Janßen: „Unser Ziel ist es ,die kurbel‘ als wichtigen Partner der pastoralen Angebote und der Beschäftigungsförderung in Oberhausen noch sichtbarer zu machen“.
OB Schranz: Wiedereröffnung ist „eine sehr gute Nachricht für unsere Stadt“
Dieser Freude schloss sich bei der Eröffnung auch Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) an. Er nannte die Wiedereröffnung „eine sehr gute Nachricht für unsere Stadt“ und hob hervor: „Mit dem neuen Café gehen die Kirchen in Oberhausen wieder dorthin, wo sowieso viele Menschen sind, und bieten Stärkung für Leib und Seele. Das ist ein wichtiger Schritt; ich bin dankbar, dass das katholische Jugendwerk ,die kurbel‘ hier auf seine inklusive Art Gäste bewirten wird.“
Für die evangelische Kirche in Oberhausen begrüßte Pfarrer und Synodalassessor Thomas Witt-Hoyer das neue Café: „Es stimmt mich hoffnungsvoll, dass Mary & Joe Kirche köstlich und anders erlebbar machen wollen. ‘Köstlich’ und ‘anders’ – das passt als Deutung des Handelns und Redens Jesu. Ich wünsche dem neuen Projekt, dass es im Geiste Christi Menschen erreicht und Ihnen guttut.“
Viele Beteiligte zollten insbesondere Thomas Gäng als Vertreter des Katholikenrats großen Respekt und dankten ihm für sein intensives Engagement für das Kirchenzentrum. „Ich freue mich sehr, dass es uns gelungen ist, nach langer und intensiver Projektarbeit unseren Worten auch Taten folgen lassen zu können“, erklärte Gäng. „Endlich sind wir wieder an diesem wichtigen Ort für die Menschen sicht- und ansprechbar.“ Er hoffe, dass es nun gelinge, „mit dem Café „Mary and Joe“ und dem Pastoralteam anzuschließen an die bisher dort geleistete gute und wertvolle Arbeit.“ Das Café Mary & Joe möge „ein Ort der Freude, der Beziehung, des Gespräches, der Ruhe, der Sinnstiftung aber auch der Spiritualität werden, an dem Christsein etwas anders erfahrbar wird“, so Gäng.
Café als „Anders-Ort“ für junge Familien wie für Senioren
Gemeinsam segneten der Oberhausener Stadtdechant Propst André Müller und Synodalassessor Witt-Heuer das neue Café. Mary & Joe könne „ein Anders-Ort“ sein, griff Müller das Motto des Hauses auf, ein Ort für Menschen, die im Centro einkaufen oder die Arena besuchen. Junge Familien und auch Senioren könnten im Café „einen Ort der Stille, der Kommunikation, der Gastfreundschaft erleben“. Mit der Eröffnung werde nicht alles fertig sein, sondern ein Weg begonnen, gemeinsam mit den Menschen, die das Kirchenzentrum nun über das Café neu kennenlernen, neue Angebote zu entwickeln. „Das wird spannend“, freut sich Seelsorger Tannebaum. Zumal er überzeugt sei, „dass unsere Botschaft ein wichtiger Beitrag für die Gesellschaft ist und nützlich für das alltägliche Leben.“
Dass diese Botschaft auch Kontrastpunkte zur dauerfröhlichen Konsumwelt setzen möchte, wurde ebenfalls bereits bei der Eröffnung des Café Mary & Joe deutlich: Im Garten des Kirchenzentrums enthüllte Oberbürgermeister Schranz das Kunstwerk „Das Problem“, mit dem der Essener Künstler Heinz Schäpers zu einem bewussten und nachhaltigen Umgang mit der Schöpfung aufruft. Ein Anliegen, dass Tannebaum und Züchner in Zukunft auch in die seelsorgliche Arbeit im Café Mary & Joe integrieren möchten.