(v.l.) Katharina Zenker von der Caritas, Fachbereichsleiterin Ellen Großblotekamp, Ortsverbandsvorsitzender Marc Lindemann und Bürgermeister Mike Rexforth (Foto: Elmar Venohr)
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Schermbeck. Der CDU-Ortsverband Schermbeck hat sich auf seiner jüngsten Vorstandssitzung in der Gaststätte Overkämping über die Flüchtlingssituation in der Gemeinde Schermbeck informiert. Zu Gast waren Bürgermeister Mike Rexforth, Fachbereichsleiterin Ellen Großblotekamp von der Gemeindeverwaltung und Sozialarbeiterin Katharina Zenker von der Caritas für die Dekanate Dinslaken und Wesel. Die Gemeindeverwaltung und die Caritas betreuen in Schermbeck gemeinsam die Flüchtlinge.

„Die derzeitige Lage ist eine große Herausforderung für die Gemeinde Schermbeck“, bilanzierte der Ortsverbandsvorsitzende Marc Lindemann nach zwei Stunden Vortrag und Diskussion. Zunächst skizzierte Fachbereichsleiterin Ellen Großblotekamp die derzeitige Lage. Über 560 Flüchtlinge leben aktuell in Schermbeck – 28 Prozent Einzelpersonen und 72 Prozent Familien mit Kindern aus 25 verschiedenen Staaten. Pro Woche kommen derzeit zwischen 5 und 10 neue Flüchtlinge nach Schermbeck, in Zukunft werden es zwischen 10 und 15 sein. Der Anteil der Ukrainer beläuft sich auf 21 Prozent. Die Gemeinde hat fünf Sammelunterkünfte hergerichtet: Schulweg, Alte Poststraße, Maassenstraße, Tiefer Weg und Lühlerheim. 38 Kinder besuchen die Grundschule, 41 Kinder die Gesamtschule. Aktuell sind ca. 160 Personen dank der Unterstützung von Schermbecker Bürgerinnen und Bürger in knapp 70 Wohnungen untergebracht.

Bürgermeister Mike Rexforth blickte nach vorn und betonte, dass die Zahlen noch deutlich steigen werden. „In diesem Jahr kommen 60.000 Geflüchtete nach Nordrhein-Westfalen, nach Schätzungen rechnet man im Jahr 2024 mit weiteren ca. 70.000 Geflüchteten nur in Nordrhein-Westfalen. Wohnraum ist knapp und wird zur zentralen Herausforderung“, so Rexforth, der auf die geplante neue Containeranlage in Gahlen verwies und nicht ausschloss, im Zweifelsfall auf Turnhallen zurückgreifen zu müssen oder ein Zeltdorf zu erstellen. „Wir reden hier über Schicksale von Menschen, keine Frage. Aber machen wir uns nichts vor: Wenn wir den sozialen Frieden nicht gefährden wollen, muss das enden.“

Katharina Zenker von der Caritas betonte, dass viele Flüchtlinge sehr daran interessiert seien, hier eine Arbeit zu finden. Unter den Schutzsuchenden in Schermbeck befinden sich auch beispielsweise Ärzte, Juristen und Pädagogen.

Auf die Gemeinde Schermbeck kommen durch die steigenden Flüchtlingszahlen Kosten zu. Während das Land NRW in der vergangenen Woche nach Gesprächen mit den Kommunalen Spitzenverbänden angekündigt hat, die Kommunen in NRW kurzfristig für 2023 noch einmal  mit 800 Millionen Euro zu unterstützen, plant die Ampel-Regierung im Bund eine Kürzung der Zuschüsse an Länder und Kommunen von 3,7 Milliarden Euro auf 1,7 Milliarden Euro. Während der Flüchtlingskrise 2016 hatte sich der Bund noch zu 40 Prozent an den Kosten beteiligt, derzeit sind es gerade einmal 16 Prozent – Tendenz weiter fallend.

Der CDU-Ortsverband Schermbeck versprach Rückendeckung für die Gemeindeverwaltung bei der Bewältigung der Krise. „Unser ehemaliger Bundespräsident hat es auf den Punkt gebracht: Unser Herz ist weit, unsere Möglichkeiten sind endlich“, so der Ortsverbandsvorsitzende Marc Lindemann, der die Vorstandssitzung nach gut zwei Stunden schloss.

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