IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz (l.) und Sebastian Greif (r.), Leiter des IHK-Bereichs Recht und Steuern, stellten gemeinsam mit Alexandra Glienke und Frank Adams von keinstuhl.de den Gründungsreport 2023 vor (Foto: IHK)
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Mönchengladbach. Alexandra Glienke und Frank Adams haben sich getraut. Die Orthopädie-Mechaniker-Meisterin und der Architekturmodellbauer haben in Mönchengladbach das Unternehmen keinstuhl.de gegründet. Die Beiden fertigen individuelle Arztpraxismöbel – und zwar alles außer Stühle, daher der Name keinstuhl.de. „Unser Kernprodukt ist ein innovativer Praxiswagen, der über verschiedene Tablare, Steckfächer und Schubkästen an die jeweilige Praxisanforderung angepasst werden kann“, berichtet Adams.“ Die Möbel werden in Form eines Stecksystems hergestellt, nicht verklebt und sind daher unkompliziert modifizierbar. „Wir bieten auch eine Reihe von Accessoires, wie Tische für das Wartezimmer, einen Buchständer, Flyer-Halter und Visitenkartenboxen“, ergänzt Glienke.

So wie Glienke und Adams haben sich im vergangenen Jahr 2.135 Menschen in Mönchengladbach selbstständig gemacht. Im gleichen Zeitraum haben auch 1.863 Unternehmerinnen oder Unternehmer ihre Firma aufgegeben. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 waren es 2.181   Gründungen und 1.830 Aufgaben. Damit verzeichnet Mönchengladbach ein Minus von rund 2,11 Prozent bei den Gründungen und ein Plus von   1,80 Prozent bei den Aufgaben. Im Saldo hat die Zahl der Unternehmen in Mönchengladbach 2022 um 272 Firmen zugenommen. Das sind die wesentlichen Kennziffern des Gründungsreports 2023, den die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein auf der Datenbasis des Landes NRW erarbeitet hat.

„Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die damit verbundenen Preissteigerungen im Energiebereich haben die Wirtschaft vor enorme Herausforderungen gestellt und potenzielle Unternehmensgründungen in gewissen Bereichen wie der Gastronomie damit unsicherer gemacht“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz die Zahlen. Dazu komme die Inflation und der zunehmende Fachkräftemangel, der vielen Menschen gute Beschäftigungsperspektiven biete und das Gründungsgeschehen bremse. Steinmetz hofft, dass die angehenden Unternehmerinnen und Unternehmer angesichts der allgemein herausfordernden wirtschaftlichen Situation nicht den Mut verlieren und dass das Gründungsgeschehen nach der Beruhigung der Energiemärkte und einem Rückgang der Inflation wieder an Dynamik gewinnt.

Auch für Nordrhein-Westfalen sind die Zahlen ernüchternd. Während 2021 125.242 Neugründungen im Land verzeichnet werden konnten, waren es 2022 nur 118.879 – ein Minus von 5,08 Prozent. Die Zahl der Betriebsaufgaben in NRW nahm dagegen zu: 2021 wurden noch 91.304 registriert, im Jahr darauf waren es 99.829.

Der Trend machte auch vor dem IHK-Bezirk Mittlerer Niederrhein nicht halt: Die Unternehmensgründungen lagen 2022 mit 9.023 im Vergleich zu 9.239 Gründungen um 2,34 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Zahl der Geschäftsaufgaben im IHK-Bezirk nahm zu: 7.593 Gewerbeabmeldungen im Jahr 2021 stehen 7.777 im vorherigen Jahr gegenüber (2,42 Prozent). Im Saldo hat die Zahl der Unternehmen in der Region um 1.246 Firmen zugenommen.

Engagierte Gründer wie Glienke und Adams seien enorm wichtig für die Gesellschaft, betont Steinmetz: „Sie geben etablierten Unternehmen wichtige Impulse, beleben Märkte, schaffen Innovationen und Arbeitsplätze.“ Damit mehr junge Leute, den wichtigen Schritt in die Selbstständigkeit wagen, fordert der IHK-Hauptgeschäftsführer mehr Unterstützung der Politik. „Wir brauchen Rahmenbedingungen, die unternehmerisches Engagement fördern und nicht ausbremsen“, so Steinmetz. „Wir fordern zügige, digitale und unbürokratische Gründungsprozesse, einen einfachen Zugang zu Fördermitteln und steuerliche Vereinfachungen für Gründer und Kleinunternehmer.“

Wie dem Unternehmen keinstuhl.de, das von der IHK beraten und im Zuge des Förderprojekts Gründerstipendium unterstützt wurde, hilft die Industrie- und Handelskammer allen angehenden Existenzgründerinnen und -gründern. „Wir stehen ihnen mit unseren Dienstleistungen zur Seite, damit Fehler vermieden werden und aus einer Idee ein erfolgreiches Geschäftsmodell wird“, sagt Sebastian Greif, Leiter des IHK-Bereichs Recht und Steuern, und appelliert, das umfangreiche Beratungsangebotder IHK zu nutzen. „Der Schritt in die Selbstständigkeit sollte gut vorbereitet werden.“

Angehenden Unternehmerinnen und Unternehmern steht Existenzgründungsberater Bert Mangels (Tel. 02151 635-335, E-Mail: bert.mangels@mittlerer-niederrhein.ihk.de) zur Verfügung.

 

Der Gründungsreport 2023 ist als Download-Datei auf der Website der IHK veröffentlicht: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/30756

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