(Foto: Kurt Eitel)
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Mönchengladbach. Der Heimat- und Verkehrsverein Wickrath (Geschichtskreis) hatte zum 10.10.2023 zu einer Führung über den jüdischen Friedhof in Wickrath eingeladen. Herr Rainer Kühn, als Vorsitzender des Wickrather Geschichtskreises, hatte die Verbindung zur christlich-jüdischen Gesellschaft hergestellt, dessen Mitglied, Herr Schuster, die interessierte Gruppe von 21 Personen über den Friedhof führen sollte.

Man traf sich um 16:00 Uhr am Friedhof um unmittelbar die ersten Informationen über das jüdische Leben in Mönchengladbach zu bekommen. Auf dem Gang zu den Grabstätten konzentrierte Herr Schuster seine Aussagen auf Wickrath und sein unmittelbares Umfeld. Der jüdische Friedhof ist schon auf dem Urkataster von 1819 zu erkennen, doch stammt der älteste von 68 vorhandenen Grabsteinen erst aus dem Jahr 1845. Belegt wurde der Friedhof bis 1942.

Herausragende Monumente sind die Grabsteine für Ludwig Hans Wettendorf, der als Schwiegersohn von Zacharias Spier 1912 verstarb und der Grabstein von Gretel Spier, die am 15.06.1936, nach einem Verhör der Gestapo (es ging sich wohl um den Vorwurf des Devisenvergehens und versuchter Steuerhinterziehung), im Gefängnis Selbstmord durch Erhängen beging. Sie wurde 44 Jahre alt.

Interessant war auch die nebenher geschilderte Geschichte der jüdischen Gesellschaft, die mit 250 Mitgliedern um 1885 ihren Höhepunkt erreichte. Die ersten Juden siedelten sich bereits um 1610 in dem aus sechs Dörfern bestehenden Herrschaftsgebiet Wickrath an. Eine richtige Gemeinde entwickelte sich aber erst im 17. Jahrhundert. Als religiöser Mittelpunkt entwickelte sich im Laufe der Zeit Wickrathberg durch die 1860 errichtete Synagoge, deren Finanzierung in erster Linie durch den Textilunternehmer Abraham Gormanns gewährleistet wurde.

Die Führung endete um 17:30 und wurde mit großem Applaus der Teilnehmer belohnt.

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