(Foto: Pexels/Daniel Andraski)
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Rhein-Ruhr. Die Sicherheit des eigenen Autos steht für Autobesitzer wohl an erster Stelle. Heutzutage sind es jedoch nicht nur Klassiker wie die aufgebrochene Autotür oder das eingeschlagene Fenster, die zum Autodiebstahl führen. Stattdessen können Autodiebe ohne großen Aufwand die schlüssellose Technik moderner Fahrzeuge ausnutzen und sich, ohne Spuren zu hinterlassen, Zugriff auf zahlreiche Fahrzeuge verschaffen. Wie das genau funktioniert und wie Autobesitzer ihre Funk-Autoschlüssel sicher aufbewahren können, beleuchten wir im Folgenden.

Was bedeutet Keyless beim Auto?

Die sogenannte Keyless-Go-Funktion (auch Keyless-Entry genannt) ist in den vergangenen Jahren vermehrt in neuen Automodellen zum Einsatz gekommen. Das schlüssellose System funktioniert per Funksignal folgendermaßen: Im Autoschlüssel ist ein Transponder integriert, der Funkwellen aussendet. Legt man die Hand auf den Türgriff des Fahrzeugs oder drückt dort einen Knopf, schaltet das Auto in den Empfangsmodus und sucht nach dem codierten Signal des Schlüssels. Befindet sich der Schlüssel in der Nähe des Fahrzeugs – in der Regel in einem Radius zwischen zwei und sieben Metern – kann das Auto das Signal empfangen und die Türen entriegeln.

Ähnlich funktioniert die Technik zum Starten des Fahrzeugs: Anstatt einen herkömmlichen Schlüssel ins Zündschloss zu stecken, genügt bei den meisten Autos mit Keyless-System das Drücken eines Startknopfs. Wieder verbinden sich Fahrzeug und Autoschlüssel per Funkwelle – vorausgesetzt, der Schlüssel befindet sich in der Nähe – und der Motor kann gestartet werden. Viele Fahrzeuge können beim Starten des Fahrzeugs sogar erkennen, ob sich der Funkschlüssel im Inneren des Autos befindet. Das Keyless-System per Funksignal ist für Autofahrer somit sehr praktisch. Der Autoschlüssel muss lediglich in der Jacken-, Hosen- oder Handtasche mitgeführt, aber zum Öffnen und Starten des Fahrzeugs nicht mehr herausgeholt werden.

Sicherheitslücke Keyless-System

Was zunächst nach einem komfortablen und modernen System klingt, offenbart auf den zweiten Blick große Sicherheitslücken. Denn Autodieben eröffnet die schlüssellose Technik ganz neue Möglichkeiten zum Autodiebstahl. Mithilfe eines Reichweitenverlängerers können Autodiebe das Funksignal eines Autoschlüssels verstärken und das Fahrzeug entriegeln und starten, auch wenn sich Autobesitzer und Schlüssel nicht mehr in unmittelbarer Nähe befinden. So könnte beispielsweise ein Dieb mit Reichweitenverstärker dem Fahrer nach Verlassen des Fahrzeugs unauffällig folgen, während ein anderer mit Empfangsgerät am Fahrzeug darauf wartet, dass die verstärkten Funkwellen das Auto öffnen. Zudem ist es auch möglich, ein vor dem Wohnhaus abgestelltes Fahrzeug zu stehlen, indem die Funkwellen des Schlüssels im Hausinneren von Dieben durch die Haustür oder ein Fenster abgefangen und verstärkt werden.

Schutz durch Autohersteller

Die Autohersteller schützen ihre Fahrzeuge bislang nicht ausreichend vor diesen Sicherheitslücken. Wie Tests des ADAC zeigen, bieten von mehr als 600 Fahrzeugen nur 8 Prozent effektiven Schutz gegen Autodiebstahl per Reichweitenverlängerer. Tatsächlich gibt es zwei Maßnahmen, die Autohersteller durchführen können, um die Fahrzeuge besser vor Dieben zu schützen.

  • Bewegungssensoren: Damit das Funksignal des Schlüssels nicht von Autodieben abgefangen werden kann, sollte es zwischenzeitlich nicht ausgesendet werden. Einige Autohersteller statten ihre Funkschlüssel daher mit Bewegungssensoren aus oder bieten Nachrüstungen an. Das Funksignal wird von diesen Schlüsseln nur ausgesendet, wenn sie sich in Bewegung befinden. Werden sie vom Fahrer irgendwo abgelegt oder ans Schlüsselbrett gehängt, stellen sie nach kurzer Zeit das Aussenden von Funkwellen ein. Diese Maßnahme bietet insofern Schutz, als dass Autodiebstähle beispielsweise nachts vor dem Wohnhaus deutlich erschwert werden, da der Schlüssel im Ruhemodus kein Signal mehr aussendet. Schlagen die Diebe jedoch schnell genug nach Abstellen des Fahrzeugs zu oder bringen den Reichweitenverstärker in die Nähe des sich entfernenden Autofahrers, ist es weiterhin ein Leichtes, das Funksignal des Autoschlüssels abzufangen.
  • Ultra-Wide-Band-Technik: Die Ultra-Wide-Band-Technik (UWB) bietet heutzutage den effektivsten Schutz vor Autodiebstählen mittels des Keyless-Systems. Ein Funkschlüssel mit UWB-Technik sendet auch ein Signal per Ultrabreitband aus. Dieses Funksignal ermöglicht es dem Auto, sehr genau die Distanz zwischen Fahrzeug und Schlüssel zu ermitteln. Wird das Signal zum schlüssellosen Entriegeln von Autodieben mit Reichweitenverstärker abgefangen und verstärkt, können Fahrzeuge mit UWB-Technik erkennen, dass sich der Funkschlüssel trotz Signal nicht in unmittelbarer Nähe befindet. Das Auto bleibt folglich verschlossen und der Autodiebstahl erfolglos.

Während Bewegungssensoren nur unter bestimmten Voraussetzungen Schutz vor Diebstahl bieten, kann die Ultra-Wide-Band-Technik die Sicherheitslücke des Keyless-Systems schließen. Bislang rüsten jedoch nur wenige Autohersteller neue Modelle mit der UWB-Technik aus oder bieten entsprechende Nachrüstungen an. Wie können sich Autofahrer mit Keyless-System also selbst vor Autodieben schützen?

Tipps für Fahrer zum Schutz vor Keyless-Diebstahl

Da nur wenige Autohersteller effektiven Schutz vor Keyless-Diebstählen bieten, sollten Autobesitzer selbst aktiv werden. Mit folgenden Tipps kann ein Ausnutzen des Keyless-Systems verhindert werden:

1. Autoschlüssel sicher aufbewahren

Damit Autodiebe sich das Signal des Funkschlüssels nicht zunutze machen können, sollten Autofahrer diesen sicher aufbewahren. Eine sichere Aufbewahrung bedeutet eine Abschirmung der vom Schlüssel ausgesendeten Funkwellen. Dies gelingt zum einen durch eine möglichst große Entfernung zwischen Auto und Schlüssel. Besitzer sollten den Autoschlüssel daher so weit wie möglich von Türen und Fenstern entfernt aufbewahren und nicht in einem Raum in unmittelbarer Nähe zur Garage oder dem Parkplatz des Autos.

Darüber hinaus können zur Abschirmung der Funkwellen weitere Maßnahmen unterstützen. Eine sogenannte Faraday-Box mit metallischer Auskleidung kann die Funkwellen des Schlüssels unter Umständen abschirmen. Auch funkwellensichere Schlüsseletuis sind im Handel erhältlich. Diese heben zwar den größten Vorteil des schlüssellosen Systems auf, da Autofahrer den Schlüssel zum Entriegeln und Starten des Fahrzeugs stets aus dem Etui herausholen müssen. Gleichzeitig bieten sie jederzeit Schutz vor Autodieben.

Um den Schlüssel auch spontan oder beispielsweise im Urlaub abzuschirmen und vor Dieben zu schützen, könnte auch eine Aufbewahrung in einem Kochtopf oder ein großzügiges Umwickeln mit Alufolie Schutz bieten. Um sicherzugehen, dass eine Box, ein Etui oder auch ein Kochtopf zur Abschirmung tatsächlich funktioniert, sollten Autofahrer das System testen. Dazu sollten sie sich mit dem abgeschirmten Schlüssel in die Nähe des Fahrzeugs stellen und ausprobieren, ob sich die Türen öffnen lassen. Wenn nicht, sollten auch Diebe das Signal nicht vor dem Haus mit einem Verstärker abfangen können.

2. Umgebung beobachten

Beim Abstellen des Fahrzeugs und während man sich vom Auto entfernt, sollte die Umgebung im Blick behalten werden. Fallen Autofahrern verdächtige Personen in der Umgebung des Autos auf oder folgt ihnen jemand in geringem Abstand, sollten die Alarmglocken läuten. Womöglich versucht die Person mit einem entsprechenden Gerät, das Signal des Funkschlüssels in der Tasche abzufangen, während ein zweiter Dieb am Fahrzeug wartet, um die Türen zu öffnen.

3. Auto schützen

Während eine Abschirmung des Funkschlüssels womöglich nicht immer möglich ist, kann auch das Auto mit klassischen Maßnahmen vor Diebstahl geschützt werden. Eine Alarmanlage, ein Lenkradschloss oder eine Parkkralle können dafür sorgen, Diebe abzuschrecken und einen Diebstahl zu erschweren, selbst wenn das Funksignal abgefangen und die Türen geöffnet werden können. Darüber hinaus sollten Autofahrer das Fahrzeug nach Möglichkeit nicht leicht zugänglich parken, sondern am Wohnhaus zum Beispiel in der abgeschlossenen Garage abstellen oder die Einfahrt mit einem Tor verschließen. Entsprechende Alarmsysteme und Wegfahrsperren im Auto lassen sich auch nach dem Kauf noch nachrüsten.

4. Bei Diebstahl Ruhe bewahren

Ist es dennoch zu einem Diebstahl gekommen, sollten Autobesitzer zunächst Ruhe bewahren. Als Erstes sollte die Polizei kontaktiert werden. Autofahrer sollten sich auf keinen Fall selbst in Gefahr begeben und versuchen, die Diebe auf eigene Faust zu verfolgen oder zu stellen. Außerdem sollte nicht vergessen werden, sich im Falle eines Diebstahls mit der Versicherung in Verbindung zu setzen. Bei einem Diebstahl per Keyless-System kann es bei der Schadensregulierung zu Problemen kommen, da die Autodiebe keinerlei Spuren hinterlassen. Selbst wenn das gestohlene Fahrzeug später verlassen aufgefunden wird, ist von außen nicht ersichtlich, dass das Auto aufgebrochen und unrechtmäßig gestartet wurde. Daher ist es umso wichtiger, den Diebstahl sofort zu melden und verdächtige Aktivitäten im Vorfeld des Diebstahls zu dokumentieren.

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