Uwe Schummer und Bundeskanzlerin Angela Merkel (Archiv: Uwe Schummer)
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Krefeld/Willich/Rhein-Ruhr. Ein wichtiges Thema an einem besonderen Ort: Die Junge Union Krefeld vergab am 10. November ihren Ausbildungspreis an den Krefelder Zoo. Die Auszeichnung für innovative Ausbildungsbetriebe wird seit dem Jahr 2012 verliehen. Diesmal durfte ich im Vorfeld einige Gedanken beitragen. Dabei ging es natürlich auch um die aktuellen Fragen nach Krieg und Frieden.

Papst Pius XII sagte im Blick auf die Nazi-Verbrechen: „Das größte Übel ist nicht die Bosheit, sondern die Lauheit der Guten.“ Das Böse kann sich nur ausbreiten, wenn die Anständigen wegschauen. – Die sich verbreitende Unlust, den Freiheitskampf der Ukraine gegen den Kriegsverbrecher Putin weiter zu unterstützen, die schnelle Relativierung der bestialischen Verbrechen der Hamas gegen Israel und gegen die eigene Bevölkerung zeigen, auch gesellschaftlich unser zentrales Anliegen sein muss. Wir wollen keine lauen, sondern laute Demokraten sein, die den Antisemitismus auf deutschen Straßen und in den Medien aktiv bekämpfen; uns zu einer wehrhaften Demokratie bekennen.

Demokratie braucht Mutmacher. Der Mindestlohn ist wichtig. Arbeit ist wertvoll. Wichtig ist vor allem die Mindestbildung in den Köpfen und Herzen der Menschen. Kluge Unternehmer wissen, wie wichtig Investitionen in Bildung sind. Sie sind Aktivposten. Menschen, die motiviert und engagiert sind, schaffen den mehrfachen Mehrwert. Dabei fragen wir nicht, woher kommst Du, sondern was kannst Du. Und bist Du bereit bei uns nach unseren Grundsätzen mitzuarbeiten?

Klar ist auch: Was wir heute in der Bildung sparen, zahlen wir morgen dreifach an sozialen Kosten und Ausgaben für die innere Sicherheit. Als Obmann für Bildung und Forschung kenne ich den Verdienst der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass sie den Etat für Bildung und Forschung von 7,5 Mrd. Euro in 2005 auf mehr als das Dreifache, 22,5 Mrd. Euro in 2021, vergrößert hat. Für ihren Vorgänger waren solche Ausgaben, wie auch die für Jugend und Familie „Gedöns“; für Angela Merkel Herzensthemen. Erstmals seit 22 Jahren haben wir nun eine Bundesregierung, die diesen Etat nicht weiter erhöht, sondern um 1,2 Mrd. Euro in 2024 absenken will. Die Zukunft droht wieder zum „Gedöns“ zu werden.

Die Zuwendungen aus dem Etat flossen auch an die Hochschule Niederrhein. Investitionen, Forschung, die Entwicklung Dualer Studiengänge und das Deutschlandstipendium haben den Standort Niederrhein gestärkt. Hinzu kamen bundesweite Exzellenzinitiativen und High-Tech-Strategien für kleine und mittlere Unternehmen. Bundesweit hat die Übernahme des Bafög durch den Bund die Länder entlastet. Unser Ziel bleibt die Bildungsrepublik Deutschland. Lernen ist wie Rudern gegen den Strom, wer aufhört, treibt unweigerlich zurück. Und je mehr ich mein Wissen teile, desto größer wird das Vermögen für uns alle. Die wirtschaftliche und soziale Entwicklung ist auch ein Spiegelbild der Bildung im Land. Als größten Standortvorteil Deutschlands nennen Investoren die qualifizierten Menschen und politische Stabilität; als größten Nachteil die überbordende Bürokratie und der Zeitfaktor. Das Flaggschiff der beruflichen Bildung sind die Kammern und ihre über 330 Berufsbilder. Das Schule und Betrieb kooperieren und so das Gelernte gleich umgesetzt werden kann, ist die Stärke dieses Systems.

Unternehmen, Verbände und auch die Vielfalt eines Zoos sind gute Partner für Schulen, auch für Hochschulen. Sie bauen Brücken in die Berufswelt, die vielfach als Bruch mit dem bisher Erlebten empfunden wird. Das Institut der Wirtschaft berechnet, dass aufgrund fehlender Fachkräften in den Unternehmen jährlich Aufträge im Wert von 24 Mrd. Euro verloren gehen. Wer an Bildung spart, zahlt teuer zurück. Der Europäische Qualifikations-Rahmen sieht die berufliche und die akademische Bildung europaweit als gleichwertig an. Der Bachelor ist auf der gleichen Stufe wie Techniker oder Meister. Hinzu kommt: 90 Prozent der Auszubildenden schließen ihren Beruf auch ab.

Dem Auszubildenden gebührt die gleiche Aufmerksamkeit wie dem Studierenden. Was bringt es, wenn jeder Einsteins Relativitätstheorie definieren kann, aber keiner mehr die Heizung oder den Wagen repariert? Wenn wir Mondbahnen berechnen aber die eigene Steuerklärung nicht mehr verstehen? Ludwig Erhard formulierte in seinem „Manifest `72″: „Das Ziel Sozialer Marktwirtschaft ist die offene Gesellschaft in der nicht Privilegien, sondern persönliche Leistung den beruflichen Aufstieg legitimiert.“ – Unsere Duale Berufsausbildung ist hierzu ein wesentlicher Grundstein.

Von Uwe Schummer

Uwe Schummer, MdB von 2002 bis 2021 (Foto: Christian Thiel)
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