V.l.: Achim Thyssen, Leiter des Internationalen Mundartarchivs Ludwig Soumagne, Landrat Hans-Jürgen Petrauschke, Preisträger Hannes Wader und Laudator Campino von den Toten Hosen (Foto: W. Walter / Rhein-Kreis Neuss)
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Rhein-Kreis Neuss. Der Liedermacher Hannes Wader erhielt jetzt den mit 4 000 Euro dotierten Friedestrompreis. Damit würdigt das Internationale Mundartarchiv Ludwig Soumagne des Rhein-Kreises Neuss seine Verdienste um deutschsprachige Dialekte. Der Friedestrompreis wurde erstmals 1986 verliehen. Bisherige Preisträger waren unter anderem der Ötztaler Volkskundler und Dialektdichter Hans Haid, die Kabarettisten Konrad Beikircher und Gerhard Polt, die Allroundkünstlerin Ina Müller sowie der Musiker und Liedermacher Wolfgang Niedecken.

Besonders begrüßte Landrat Hans-Jürgen Petrauschke den 81-Jährigen: „Die Liste unserer Preisträger wird heute Abend mit dem Musiker und Liedermacher Hannes Wader um eine weitere Persönlichkeit bereichert. Ich freue mich, Sie als unseren besonderen Ehrengast zu begrüßen.“ Gleichzeitig hob er hervor, dass die Pflege des Dialekts vor Ort – wie sie im Rhein-Kreis Neuss eindrucksvoll gelebt wird – sowie zahlreiche Veröffentlichungen, Film-, Hörspiel- und natürlich Musikproduktionen seit vielen Jahren dafür sorgen, dass Mundart und Regiolekte so lebendig bleiben. „Mit unserem Internationalen Mundartarchiv in Zons haben wir eine bedeutende Einrichtung, die sich der Dokumentation und der Pflege der Dialekte im deutschsprachigen Raum verschrieben hat“, betonte Petrauschke. Das Mundartarchiv mit seinem Leiter Achim Thyssen rücke immer wieder die Bedeutung von Dialekten beziehungsweise Regiolekten als festen Bestandteil der lebendigen Alltagssprache in den Blick.

An der Preisverleihung nahm Hannes Wader zusammen mit der französischen Akkordeonspielerin Lydie Auvray teil und präsentierte zusammen mit ihr mehrere seiner Lieder. Besonders freute sich der Liedermacher darüber, dass sein langjähriger Freund Campino, Sänger der Toten Hosen, die Laudatio für ihn hielt. „Hannes Wader ist der Johnny Cash der Deutschen“, sagte Campino und fügte hinzu, dass er gern nach Zons gekommen sei, um einen „Sprachtänzer“ zu ehren, der Volkslieder, norddeutsche Lieder und Shantys aus der konservativen Ecke auf die große Bühne holte.

Nach einer Kindheit in Westfalen, die von der Armut der Nachkriegszeit und von Vernachlässigung geprägt war, absolvierte Hannes Wader eine Lehre als Dekorateur und studierte mehrere Semester Grafik. Der gebürtige Bielefelder bildete sich selbst zum Musiker aus und war Teil der Westberliner Folkszene. Vieler seiner Lieder haben biografische Bezüge. Im Anschluss an die Ehrung lud das Mundartarchiv zu einer Feier in den Gewölbekeller ein: Viele der rund 100 Gäste nutzten dabei die Gelegenheit zum Gespräch mit dem Preisträger Hannes Wader und dem Laudator Campino.

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