Mögliches Design der E-Busse der NIAG (Grafik: Marion Möllers / NIAG)
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Kamp-Lintfort/Moers. Um die Anforderungen bei der Umstellung der Busflotte auf die Elektromobilität sicherzustellen, benötigt die NIAG ein neues, großes Gelände. Dort soll unter anderem ein neues Busdepot für die wachsende Flotte der Elektrobusse entstehen. Fündig wurde der größte Mobilitätsanbieter am unteren Niederrhein jetzt in Kamp-Lintfort. Die Moerser CDU Vorsitzende Julia Zupancic macht die Politik der Mehrheitsparteien im Moerser Stadtrat für den möglichen NIAG-Wegzug aus Moers verantwortlich.

So verhandeln Stadt und NIAG derzeit über die Details zu einer Fläche zwischen Rheinberger Straße, Nordstraße und Kruppstraße. Das Gewerbegebiet Nord-Kamperbruch würde erweitert und bietet aus Sicht der NIAG-Verantwortlichen ausreichend Platz, um hier ein großes Busdepot und die Gebäude für Betrieb und Verwaltung aufzubauen. In Kamp-Lintfort kann somit vorbehaltlich der Zustimmung der Gesellschafter-Gremien und der Gremien der NIAG in den nächsten Jahren die Zentrale des multimedialen Verkehrsdienstleisters NIAG entstehen.

Sehr gute Standortbedingungen  

In Kamp-Lintfort würden von Anfang an ausschließlich die neuen Elektrofahrzeuge stationiert, geladen und gewartet werden. In Abstimmung mit den Aufgabenträgern Kreis Wesel und Kreis Kleve wird die NIAG-Unternehmensgruppe ihren Fuhrpark in den kommenden Jahren auf Elektrofahrzeuge umstellen. Schon 2025 sollen rund 50 elektrisch angetriebene Busse im Einsatz sein, das ist bereits ein Viertel der aktuellen Fahrzeugflotte.

Kamp-Lintforts Bürgermeister Prof. Dr. Christoph Landscheidt sieht eine Ansiedlung der NIAG positiv: „Die genannte Fläche in Nord-Kamperbruch bietet optimale Bedingungen für einen neuen Standort der NIAG. Wir freuen uns, den größten ÖPNV-Anbieter der der Region schon bald in Kamp-Lintfort begrüßen zu dürfen und so einen weiteren Schritt in Richtung klimaneutraler Mobilität zu gehen.”

Der NIAG-Vorstand erklärt: ”Die Wahl für Kamp-Lintfort ist nach sorgfältigem Prüfen verschiedener Optionen in mehreren Städten erfolgt. Wir sind hier in sehr offene Gespräche gegangen und haben sehr gute Bedingungen vorgefunden. Wichtig ist vor allem eine ausreichend große Gewerbefläche. Davon sind im Raum Moers, Kamp-Lintfort, Neukirchen-Vluyn nur sehr wenige mit guter Verkehrsanbindung verfügbar. Für unsere Busse brauchen wir einen sehr guten Zugang zum Straßennetz in der Region.”

Erforderlich ist für ein zentrales Busdepot der Elektromobilität eine neue, gesicherte Energieversorgung für die umfangreiche Ladeinfrastruktur und einer hierauf ausgerichteten, hauseigenen Werkstatt. Der aktuelle Standort in Moers weist für die notwendigen Erweiterungen nicht genügend Platz aus und ist auch nicht hinreichend erweiterbar.

Größter ÖPNV-Anbieter in der Region  

Über 250 Busse der NIAG und der Tochtergesellschaft LOOK starten heute arbeitstäglich von einem der fünf Betriebshöfe in Moers, Kleve, Geldern, Goch und Wesel. Sie bringen die Niederrheinerinnen und Niederrheiner zur Schule, zur Arbeit, zum Einkaufen, zu Freizeitaktivitäten und wieder nach Hause. Mit ihrem Liniennetz von mehr als 2.200 Kilometern Länge ist die NIAG der größte Anbieter im ÖPNV am Unteren Niederrhein.

„Mit dem Umstieg auf Elektrobusse tragen wir zur Verkehrswende und zum Klimaschutz in unserer großen Region bei“, betont der NIAG-Vorstand. Zusammen mit den Aufgabenträgern, den Kreisen Wesel und Kleve sowie den Städten in der Region, wolle das Unternehmen weitere Anstrengungen für den Klimaschutz angehen. Der Kreis Wesel will bis 2030 klimaneutral im öffentlichen Nahverkehr unterwegs sein.

Busse und mehr für die Verkehrswende   

43 neue Elektrobusse, davon 12 Fahrzeuge mit 18 Metern Länge, haben die Niederrheinischen Verkehrsbetriebe inzwischen bei einem niederländischen Hersteller geordert. Es gelte, Umweltbelastungen weiter zu vermindern, um das noch immer steigende Verkehrsvolumen mit möglichst geringen Umweltauswirkungen bewältigen zu können, so der NIAG-Vorstand. „Busse stehen schon heute für nachhaltige Mobilität. Sie helfen, weniger Energie zu verbrauchen, im öffentlichen Raum Platz zu sparen und den Schadstoffausstoß zu verringern.”

Die NIAG, die neben dem busgestützten ÖPNV mit weiteren Mobilitätsangeboten in der Region aktiv ist, wolle allerdings noch mehr. „Neben dem Umstieg auf Elektroantriebe wollen wir die unterschiedlichen Verkehrsträger noch besser miteinander verknüpfen: Busse, On-Demand-Verkehr, Car-Sharing, Bahn und Fahrrad sowie verbindende Mobility- und Fahrradstationen. So kann ein Angebot entstehen, mit dem Menschen der Umstieg vom Pkw auf den ÖPNV erleichtert wird“, skizziert der NIAG-Vorstand die Planungen für die nächsten Jahre.

Die Niederrheinische Verkehrsbetriebe AG (NIAG) ist ein multimodaler Verkehrs- und Mobilitätsdienstleister mit rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie arbeitet als öffentlich-private Partnerschaft: 49 Prozent liegen bei den beteiligten Kreisen und Städten (43 Prozent Kreis Wesel, 3 Prozent Kreis Kleve, 1,26 Prozent Stadt Duisburg, 1,11 Prozent Stadt Wesel, 0,63 Prozent Stadt Moers), 51 Prozent der Aktien hält das Logistikunternehmen Rhenus SE & Co. KG.

CDU Moers: Politik der Mehrheitsparteien sorgt für möglichen NIAG-Wegzug

Die Moerser CDU Parteivorsitzende Julia Zupancic bedauert eine mögliche Verlagerung der NIAG nach Kamp-Lintfort. Die Ursache dafür sieht sie ganz klar bei den politischen Mehrheitsparteien, die eine rechtzeitige Entwicklung des Standortes Kohlenhuck verhindert haben.

Julia Zupancic (Foto: CDU NRW)

„Seit Jahren haben wir in Moers eine unambitionierte, wirtschaftsfeindliche Mehrheit im Rat der Stadt sitzen, die auch weiterhin Ansiedlungen und Erweiterungen von Unternehmen verhindert“, kritisiert Zupancic scharf. „Gerade der Kooperationsstandort Kohlenhuck hätte sich für die NIAG mehr als angeboten. Die Entwicklung des Standortes hatten SPD, Grüne, Grafschafter, die Linke und „die Fraktion“ aus machtpolitischen Gründen einst aufs Eis gelegt, sodass er jetzt unentwickelt ist und derzeit nicht als Alternative zur Verfügung stehen kann. Wenn gerade aus diesen Parteien und Gruppierungen nun Kritik an einer notwendigen Entscheidung im Hinblick auf die ambitionierte Mobilitäts- und Antriebswende durch die NIAG kommt, ist das nur ein Ablenken von der eigenen Verantwortung für die Situation.“

Weiter erklärt die CDU-Chefin: „Bereits vor Jahren hätte die Entwicklung von Kohlenhuck eine mehrheitliche Zustimmung erfahren müssen. Jetzt zeichnet sich der Schaden für unsere Kommune immer mehr ab. Mit jedem Unternehmen, das Moers verlässt, sich nicht erweitern oder neu ansiedeln kann, fehlt uns zudem nicht nur ein Gewerbesteuerzahler sondern auch der Einkommenssteueranteil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Die jahrzehntelangen Ratsmehrheiten unter Führung der SPD sind daher auch ganz direkt an der aktuellen finanziellen Misere der Stadt Moers schuld, weil sie Moers mit ihren Mehrheiten und Vorstellung sowie anderen Schwerpunkten falsch aufgestellt haben.”

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