"Marl bunt statt braun": Mit diesem farbenfrohen Banner zogen die Lokalpolitikerinnen und Lokalpolitiker durch Marls Straßen (Foto: Stadt Marl / Pressestelle)
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Marl. In Marl kamen am Samstag (27.1.) nach Schätzungen der Polizei 4.000 Menschen zusammen, um bei einem Protestzug zum Theater gegen Rechtsextremismus und für eine vielfältige Gesellschaft zu demonstrieren.

“Wir sind mehr!” und “Nazis raus!”

Unter dem Motto „Marl zeigt Toleranz und Menschlichkeit“ hatte ein breites Bündnis aus Politik und Stadtgesellschaft aufgerufen. Bei Sonnenschein und mit ein wenig Verspätung war der Protestmarsch am Nachmittag vom Creiler Platz in der Stadtmitte gestartet. Die Marlerinnen und Marler machten sich farbenfroh, mit Trillerpfeifen und selbst gebastelten Schildern auf den Weg zum Theater. „Wir sind mehr!“ und „Nazis raus!“ tönte es lautstark durch die Straßen. Den 27. Januar 2024 wird man in Marl so schnell nicht vergessen. Es war ein Tag für die Demokratie und zugleich eine mahnende Erinnerung an die Befreiung des nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz vor 79 Jahren.

„Marl hat keinen Platz für Rassismus!“

Auf dem Vorplatz des Theaters gab es Reden und Musikbeiträge. „Heute zeigen wir Demokratinnen und Demokraten gemeinsam klare Kante gegen Rechts“, rief Bürgermeister Werner Arndt den Teilnehmenden zu. „Marl hat keinen Platz für Rassismus!“ Arndt zeigte sich schockiert über das Geheimtreffen von AfD-Funktionären, Neonazis und deutschnational eingestellter Unternehmer in Potsdam. Dort seien „die Neubildungen rechter extremer Netzwerke sichtbar geworden.“ Dieses Treffen lenke den Blick auf die rechtsextreme Absicht, Millionen Menschen aus Deutschland verdrängen zu wollen. Arndt: „Das lässt uns in Marl nicht kalt.“

Tolerante und weltoffene Stadt

Marl sei eine tolerante und weltoffene Stadt. Viele Menschen hätten hier hart im Bergbau geschuftet und ihre zweite Heimat gefunden. Arndt: „Mit ihrer Arbeit und ihrem Einsatz haben Einwanderinnen und Einwanderer wesentlich zu unserem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wohlstand beigetragen. Ihre Kinder und Enkel sind hier in Marl geboren. Wir sind Nachbarn, Kollegen, Mitschüler und Sportskameraden.“ Arndt appellierte: „Mit der heutigen Demo setzen wir ein sichtbares Zeichen, dass wir Rechtsextremismus und antidemokratische Ideologien nicht hinnehmen. Und diesen Zusammenhalt brauchen wir mehr denn je.“

Reden gegen Rechts

Weitere Redner waren unter anderem Landrat Bodo Klimpel und der Marler Bundestagsabgeordnete Brian Nickholz. Auch die Vorsitzenden der demokratischen Ratsfraktionen sprachen sich deutlich gegen Rechtsextremismus aus. Zum Abschluss spielten Peter Gesser und Jana Emmrich Marius Müller-Westernhagens Lied „Freiheit“ – es hätte nicht besser sein können.

Enthüllungen über AfD-Geheimtreffen

Auslöser für die Demo in Marl und in vielen anderen Städten dieser Tage waren die Enthüllungen des Recherchenetzwerkes Correctiv, das über ein Geheimtreffen von AfD-Politikern, Rechtsextremen und Unternehmen berichtete. Tausende Menschen hatten bereits bundesweit gegen die Pläne zur Ausbürgerung von Menschen mit Migrationshintergrund protestiert.

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