Bürgermeisterin Ulrike Westkamp (links) zusammen mit Dr. Wolfgang Messerschmidt (Fachfirma Goldschmidt) und Dr. Annette Zimmermann (Denkmalschützerin der Stadt Wesel) (Foto: Stadt Wesel)
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Wesel. Nicht selten wird in Wesel im Erdreich gebuddelt. Ein neues Haus, ein moderner Parkplatz oder eine neue Bahnstrecke – immer dort, wo umfangreich im Bereich in und um die Weseler Innenstadt gearbeitet wird, finden Sondierungsmaßnahmen statt. Oft werden Blindgänger – zentnerschwere Bomben – aus dem 2. Weltkrieg vermutet.

Wahrlich ein Volltreffer ist jetzt ein Fund im Bereich der Eisenbahnbrücke (über die Lippe) am Kasselweg. Bei Bauarbeiten für den Ausbau der Betuwe-Linie stießen Archäologen (Fachfirma Goldschmidt) auf Mauerreste eines Forts.

Die Überreste der Fortifikation – eine militärische Befestigungsanlage, abgekürzt „Fort“ – wurden vermutet, nachdem bereits vor einigen Jahren bei einer Verlegung eines Versorgungsrohres Mauerwerk entdeckt wurde. Die Bauarbeiten hat die DB seitdem – wie in solchen Fällen üblich – von einer archäologischen Fachfirma begleiten lassen.

Die neuen aufgedeckten massiven Ziegelmauern deuten darauf hin, dass sich möglicherweise ein noch fast vollständig im Boden vorhandenes Fundament des Forts befindet. Das aufgehende Mauerwerk scheint in einem hervorragenden Zustand zu sein.

Derzeit werden die Mauerreste von Fachleuten begutachtet, auch die notwendigen Behörden sind involviert. Gemeinsam zwischen der Stadt Wesel und der DB werden die nächsten Schritte abgestimmt.

Der aufgedeckte Befund könnte wertvolle Einblicke in Struktur, Aufbau und Funktion im Hinblick auf die Fortifikations-Architektur des 19. Jahrhunderts liefern. Interessant ist, dass der Bau des Forts in engem Zusammenhang mit dem Bau der 1856 eingeweihten Bahnlinie Oberhausen-Arnheim stand.

Nach dem Bau der Eisenbahnlinie war es vor allem dem preußischen Militär wichtig, Forts zum Schutz der Bahn und deren Einrichtungen zu bauen. So entstand ein „Gürtel“ von kleineren Fortifikationen – eine davon bildete auch Fort Flam als Schutz der Eisenbahnbrücke über der Lippe.

Neben der südlich gelegenen Verteidigungsanlage an der Lippe wurden drei weitere Forts gebaut: nach Westen Fort I, nach Norden Fort II, nach Osten Fort Fusternberg. So wurde die Eisenbahnlinie aus allen vier Himmelsrichtungen geschützt. Fort Flam wurde jedoch frühzeitig wieder aufgegeben und bereits 1890 oberirdisch abgetragen.

Die entdeckte Befestigungsanlage ist sehr wahrscheinlich ein Teil des Fort Flam. „Flam“ leitet sich aus dem Namen eines ehemaligen Bauern/Bauernhofes in der Nähe ab.

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