v.l. Enno Kramer und Joachim Fenger (Foto: privat)
Anzeigen

Moers/Duisburg. Das Finanzloch für den diesjährigen Moerser Zoch konnte großzügig durch eine hohe Spendenbereitschaft auf einer Spendenplattform der örtlichen Sparkasse und direkt am Zug in den zahlreichen Sammelbüchsen gestopft werden. Nach dem Kassensturz des Kulturausschuss Grafschafter Karneval (KGK) ist klar, dass es einen kleinen Überschuss für den Nelkensamstagszug 2025 von Duisburg Homberg in die City der Grafenstadt gibt.

LokalKlick sprach mit Joachim Fenger, dem stellvertretenden Präsidenten im KGK, über das Erlebnis mit über 100.000 Zuschauern und der finanziellen Zukunft des Nelkensamstagzuges.

LokalKlick: Sorge und Freud‘ lag ja in dieser Session 23/24 für den über den Grenzen des Niederrheins bekannten Nelkensamstagszug sehr dicht beieinander, Herr Fenger. Geben Sie uns bitte einen Einblick in Ihre gefühlsmäßige Achterbahn zwischen Finanzierungsloch durch steigende Kosten, Spendenbereitschaft am rosaroten KGK-Spendenauto und Sparkassenspendenplattform, über 100.000 begeisterten Jecken am Zoch und einem Feierlaune ausstrahlenden Prinzenpaar Manuel I. und Melanie I.

Joachim Fenger: Das Wort „spannend“ trifft es nicht ganz genau, denn erst im allerletzten Augenblick haben wir durch die Zusage des Roten Kreuzes die Gewissheit bekommen, dass der Zug laufen kann. Dann waren wir auch sehr überrascht über die große Spendenfreudigkeit der Zuschauer. Das hat uns deutlich vor Augen geführt, wie beliebt der Zug bei allen Altersgruppen ist und fest in den Moerser Stadtkalender gehört. Zusätzlich hatten wir auch Glück mit dem Wetter, so dass gut 100.000 Zuschauer die Straßen säumten und der Tag somit zu einem Erfolg für alle wurde.

 

LokalKlick: Beschreiben Sie bitte die Ausgangssituation für den diesjährigen Nelkensamstagszug und die Gründe für die Finanzierungsschwierigkeiten.

Joachim Fenger: Ich war viele Jahre auch Schatzmeister und Geschäftsführer beim KGK und kann so die Kostenentwicklung beim Nelkensamstagszug ganz gut beurteilen. Viele Jahre lagen wir bei den Kosten bei 30 bis 35.000 ,- € für die verkehrstechnischen Maßnahmen, dem Reinigen der Straßen, den Kosten für das Rote Kreuz und dem Sicherheitspersonal. Nach den Vorfällen in Duisburg, Berlin und Köln sind die Sicherheitsanforderungen an Material und Personal so stark angestiegen, dass wir letztes Jahr schon bei ca. 56.000 ,- € lagen. In diesem Jahr kam dazu, dass das Rote Kreuz, einer unserer traditionellen Partner bei der Durchführung des Nelkensamstagszuges mehr als verdoppelt hat, so dass wir bei weit über 70.000 ,- € liegen werden. Wir stoßen damit in eine Dimension vor, die für einen ehrenamtlich arbeitenden Verband nicht mehr darzustellen ist.

 

LokalKlick: Wie kam es zu der Idee Spenden über eine Spendenplattform und direkt am Zug für dieses jecke Groß-Event zu sammeln sowie welche Hoffnungen und Erwartungen hatte der Kulturausschuss Grafschafter Karneval an dieser Aktion?

Joachim Fenger: Die Idee stammt ursprünglich von Bürgermeister Christoph Fleischhauer: „1 Euro von jedem Zuschauer und der Nelkensamstagszug in Moers ist gerettet“ meinte er – doch wie sollten wir das anstellen. Es dauerte ein Jahr, bis in den Karnevalsgesellschaften und den Köpfen von einzelnen Sponsoren die Idee gereift war, ein Spendenauto zu bauen und mit diversen Sammelbüchsen vor dem Zug zu laufen. Das Ergebnis war lange Zeit völlig offen.

 

LokalKlick: Nun lassen Sie uns bitte an dem Ergebnis nach dem Kassensturz und Ihrer ersten Bilanz teilhaben. Wie viel Erleichterung war in den Gesichtern des KGK-Präsidiums abzulesen?

Joachim Fenger: Ich hatte mit unserem Präsidenten Enno Kramer eine Wette laufen. Ich nahm an, die Spenden werden den Betrag von 10.000 ,- € nicht überschreiten. Er meinte, es kommen mehr Spenden zusammen und er sollte Recht behalten. Den Wetteinsatz, einen Kasten Bier, werden wir auf der nächsten internen Vorstandssitzung uns zu Gemüte führen.

 

LokalKlick: Nochmal zur Differenzierung: Die Sammlung war für das Finanzloch für den Zoch in diesem Jahr. Wie geht es in 2025 weiter, gibt es wieder das großartige jecke Treiben ‘beim Städte verbindenden Straßenkarneval‘ an der Moerser und Homberger Straße? Welche ‘Weichenstellungen‘ hat der KGK dazu geplant?

Joachim Fenger: Die Spendensammlung war ganz klar, um die Kosten bei dem diesjährigen Nelkensamstagszug bezahlen zu können. Mindestziel war 17.000 ,- €. Mit über 21.000 ,- € haben wir dadurch jetzt eine Basis für das nächste Jahr. Die Stadt Moers und unsere Sponsoren unterstützen uns sehr, doch das reicht nicht, um die ständig steigenden Kosten zu bezahlen. Wir werden daher auch in den nächsten Jahren Spenden während des Umzuges einsammeln müssen.

Wir arbeiten aber auch an der Generierung von weiteren Einnahmequellen. So ist beabsichtigt, in den nächsten Monaten einen Förderverein zu gründen, dessen Aufgabe nur in der Finanzierung des Nelkensamstagzuges besteht.

 

LokalKlick: Solche Großevents leben vom hohen Engagement der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, der freundlichen finanziellen Unterstützung durch Sponsoren und Spender sowie der Begeisterung der Zuschauer. Gibt es Nachwuchs bei den jetzigen Aktiven? Wie sehen Sie die Zukunft für den größten Karnevalszug am Niederrhein?

Joachim Fenger: Brauchtum wird in unserer Region groß geschrieben. Und umso unruhiger die Zeiten, umso wichtiger ist für die Menschen auf Vertrautes und Bekanntes zurückgreifen zu können. Das haben wir an der diesjährigen Spendenaktion gesehen.

Auf der anderen Seite ist es auch wichtig, dass die bestehenden Vereine, die sich um das Brauchtum Karneval kümmern, immer neue Mitglieder bekommen. Hier gibt es keine Barrieren. Über die Homepage des KGK (kgk-moers.de) findet man erste Informationen und alle Adressen der dem KGK angeschlossenen Vereine.

Weiter kann ich heute verraten, dass ein neues Kinderprinzenpaar in der Vorbereitung ist.

 

LokalKlick: Nach dem Karneval ist bekanntlich vor dem Karneval – wie laufen die Vorbereitungen für die Session 2024/25?

Joachim Fenger: Am 19.02.2024 findet eine KGK-Mitgliederversammlung statt, auf der die zurückliegende Session besprochen wird und im Mai wird für 3 Jahre der neue KGK-Vorstand gewählt, der sich intensiv darum kümmern wird, dass wir wieder ein neues Prinzenpaar haben werden und vor allem, dass der Nelkensamstagszug wieder von Homberg nach Moers ziehen wird.

 

LokalKlick: Herzlichen Dank für die ausführlichen Informationen, Herr Fenger. Und jetzt schon mal ein Vorfreude machendes „Moers, helau! Duisburg, helau! Grafschafter Karneval, helau!“ an das Narrenvolk für die kommende Session.

 

Das Gespräch mit Joachim Fenger führte Christian Voigt/LokalKlick

Beitrag drucken
Anzeige