Seit zehn Jahren besteht die Caritas-Tagespflege in Venn. Auf dem Foto von links: Manuela Jansen (Bereichsleiterin Caritasverband), Patric Benham (Angehöriger), Caritas-Geschäftsführer Frank Polixa, Gerda Katzmarek (Gast), Tagespflege-Leiterin Natascha Hackstein, Caritas-Vorsitzender Christof Wellens (Foto: Caritas)
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Mönchengladbach. Vor zehn Jahren wurde in Venn die erste Caritas-Tagespflege für ältere Menschen in Mönchengladbach eröffnet. Die Gäste und ihre Angehörigen empfinden das Angebot als Segen.

Nach einer schweren Operation an der Bauchspeicheldrüse und monatelangem Aufenthalt im Krankenhaus wog Marga Katzmarek gerade noch 37 Kilo. „Für mich stand fest, ich suche mir einen Platz im Altenheim“, sagt die 85-Jährige, die 2017 von Frechen nach Mönchengladbach zog, weil hier ihr Sohn Holger und ihre beiden Enkelinnen leben. Ihr Sohn wurde dann beim Spazierengehen auf die Caritas-Tagespflege Venn am Stationsweg aufmerksam. Der Rest ist schnell erzählt: Gerda Katzmarek hatte einen Probetag – und besucht nun schon seit eindreiviertel Jahren zweimal in der Woche die Tagespflege.

Morgens wird die 85-Jährige vom Fahrdienst abgeholt und nachmittags wieder nach Hause gebracht. „Ich wohne nach wie vor in meiner eigenen Wohnung und freue mich, dass ich in der Caritas-Tagespflege Gesellschaft habe“, sagt sie. Sie fügt hinzu: „Ohne die Tagespflege würde mir alles fehlen, was wir da machen – vom gemeinsamen Frühstück über Zeitunglesen, Gymnastik, Konzentrations- und Gedächtnisübungen und Kegeln auf einer mobilen Bahn bis zum Mittagessen und Kaffeetrinken.“ Gerda Katzmarek ist dankbar: „Die Mitarbeiterinnen gehen auf jeden einzelnen Gast ein – das ist bemerkenswert“, berichtet sie. So müsse sie als Diabetikerin sehr auf ihre Ernährung achten. Das sei hier kein Problem: Die Mahlzeiten werden in der eigenen Küche frisch zubereitet.

Bis zu 14 Frauen und Männer können die Caritas-Tagespflege am Stationsweg in Venn von montags bis freitags besuchen. „Die meisten von ihnen sind Mitte 80 und älter, unser ältester Gast ist 95“, berichtet Leiterin Natascha Hackstein. Viele Gäste sind demenziell verändert. Manche kommen nur ein oder zwei Tage in der Woche, andere öfter. Insgesamt nutzen rund 40 Seniorinnen und Senioren das Angebot. „In der Tagespflege verbringen sie sicher begleitet und gut betreut den Tag. Das Angebot trägt dazu bei, dass ältere Menschen so lange wie möglich im eigenen Zuhause leben können“, sagt Dr. Christof Wellens, Vorsitzender des Caritasverbandes Region Mönchengladbach. Sechs Mitarbeiterinnen kümmern sich um die Gäste. „Wir arbeiten dafür, dass sich die älteren Menschen so viel Selbstständigkeit wie möglich erhalten“, erklärt Caritas-Bereichsleiterin Manuela Jansen.

Auf insgesamt rund 250 Quadratmetern stehen unter anderem ein großer Wohn- und Essbereich, ein Ruheraum, ein Gruppenraum, ein Pflegebad sowie behindertengerechte Toiletten zur Verfügung. Außerdem gehört eine Terrasse zur Caritas-Tagespflege Venn, so dass die Gäste bei schönem Wetter viel Zeit draußen verbringen können. „Hier geben und finden ältere Menschen Halt in der Gemeinschaft. Das ist ganz anders als allein zu Hause, hier werden Verbindungen und Freundschaften geknüpft“, betont Caritas-Geschäftsführer Frank Polixa.

Das habe sich jedoch noch nicht überall herumgesprochen: Nur rund drei Prozent der pflegebedürftigen Mönchengladbacher nehmen eine Tagespflege in Anspruch, so Polixa. Der Caritasverband verstehe diese Art der Betreuung auch als „Kraftquelle für pflegende Angehörige“. Sie hätten wieder mehr persönlichen Freiraum, könnten etwa weiter einer eigenen Berufstätigkeit nachgehen und einmal etwas nur für sich tun. „Gleichzeitig wissen sie, dass Mutter, Vater oder der Partner gut aufgehoben sind“, so Polixa.

Patric Benham kann das nur bestätigen. Seit dem vergangenen Spätsommer besucht seine Mutter Marta Vischer (84) die Caritas-Tagespflege. „Wir haben mit einem Tag angefangen. Inzwischen sind es vier Tage, und meine Mutter ist absolut begeistert“, erzählt der 60-Jährige, der im selben Mehrfamilienhaus wie seine Mutter wohnt und als freiberuflicher Dozent arbeitet. Marta Vischer war in der letzten Zeit mehrmals gestürzt und hatte sich sogar einmal den Oberschenkelhals gebrochen. Außerdem musste sie für fünf Tage in eine Klinik, weil sie zu wenig getrunken hatte und deshalb sehr verwirrt war.

„Für mich ist die Tagespflege eine riesige Entlastung“, erklärt Patric Benham, „ohne diese Einrichtung wäre ich aufgeschmissen: Ich könnte meinen Beruf dann nur noch sehr eingeschränkt ausüben.“ In der Caritas-Tagespflege erlebe er sehr viel Herzlichkeit, Entgegenkommen und Offenheit, erhalte aber auch wertvolle Informationen über seine Mutter.

Kein Wunder also, dass der Caritasverband sein Angebot noch ausweiten will. Derzeit unterhält er vier Caritas-Tagespflegen in Venn, Korschenbroich, Holt und Rheydt mit insgesamt 62 Plätzen – demnächst soll eine fünfte in Giesenkirchen entstehen. „Wir wollen 14 weitere Plätze schaffen und dieses Angebot erneut mit 15 seniorengerechten Wohnungen mit Betreuung kombinieren“, kündigt Frank Polixa an. Der Baustart ist für 2025 vorgesehen.

 

Info:

Tagespflege ist als Unterstützungsangebot zwischen ambulanter und stationärer Pflege bzw. Betreuung angesiedelt.

Das Budget der Pflegekasse für den Besuch der Tagespflege beträgt 689 Euro monatlich bei Pflegegrad 2, 1.298 Euro bei Pflegegrad 3, 1.612 Euro bei Pflegegrad 4 und 1.995 Euro bei Pflegegrad 5.

Informationen über die Caritas-Tagespflegen in Mönchengladbach gibt es im Internet: www.caritas-mg.de

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