Prof. Dr. Christoph Scheid (Mitte), Leiter des Transplantationsprogramms in der Klinik 1 für Innere Medizin an der Uniklinik Köln mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei der Jubiläumsveranstaltung im CIO (Foto: Thies Schöning/Uniklinik Köln)
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Köln. Rund 145 Menschen, die in der Uniklinik Köln seit 1999 eine allogene Stammzelltransplantation erhalten haben, sind am Samstag, 20. April 2024, der Einladung zur Jubiläumsfeier ins Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) gefolgt. Insgesamt haben im Laufe der vergangenen 25 Jahre über 1.500 Patientinnen und Patienten, die an Blut- oder Lymphdrüsenkrebs erkrankt sind, an der Uniklinik Köln eine so genannte allogene Stammzelltransplantation erhalten.

Allogen bedeutet dabei, dass die transplantierten Blutstammzellen von einem gesunden Spender stammen, entweder einem Geschwister oder einem unverwandten Spender aus einem Spender-Register. Daneben gibt es auch die autologe Stammzell-Transplantation, bei der patienteneigene Stammzellen übertragen werden. Auch dieses Verfahren wird in der Uniklinik Köln mehr als einhundertmal jedes Jahr durchgeführt.

Prof. Dr. Christoph Scheid, Leiter des Transplantationsprogramms in der Klinik 1 für Innere Medizin, hat den Schwerpunkt an der Uniklinik Köln aufgebaut. „Zu Beginn haben wir die transplantierten Patientinnen und Patienten wochenlang in strenger Isolation behandelt. Durch die Einrichtung einer neuen Station können sich die Patienten frei bewegen und sogar zusammen leichten Sport machen. Auf diese Weise können die Patienten deutlich früher entlassen werden. Weitere Fortschritte wurden bei der Behandlung von Infektionen sowie bei neuartigen Tumortherapien erreicht, die entweder vor oder nach der Transplantation angewendet werden. Immer mehr Patienten können so von einer Stammzelltransplantation langfristig profitieren“, so Prof. Scheid.

Bei einer allogenen Stammzelltransplantation werden die Krebszellen der Patienten zunächst durch eine Hochdosis-Chemotherapie zerstört, um das blutbildende System durch eine Infusion von gesunden Stammzellen des Spenders neu zu starten. Dadurch baut sich auch das Immunsystem aus den Zellen des Spenders im Patienten neu auf und greift verbliebene Krebszellen an, welche die Hochdosis-Chemotherapie zuvor eventuell überlebt haben. Eine unerwünschte, nicht seltene Nebenwirkung dabei ist, dass das neue Immunsystem auch die normalen Zellen des Empfängers angreift. Diese „Graft-versus-Host-Reaktion“ kann zu schweren und langwierigen Komplikationen führen, daher ist bei einer allogenen Stammzelltransplantation eine umfassende Langzeitnachsorge erforderlich.

CAR-T-Zelltherapie

Neben der Stammzelltransplantation gibt es inzwischen eine weitere Form der zellulären Therapie: Die CAR-T-Zelltherapie, die seit mehreren Jahren an der Uniklinik Köln angeboten wird. CAR-T-Zellen wurden entwickelt, um das Immunsystem der Patienten dabei zu unterstützen, Krebszellen zu erkennen und selbst zu zerstören. Die Therapie basiert auf genetisch veränderten T-Zellen, die auf ihrer Oberfläche einen sogenannten chimären Antigen-Rezeptor (CAR) tragen. Dieser erkennt Zielstrukturen auf der Oberfläche von Krebszellen und bindet sich daran. Dadurch kann die CAR-T-Zelle die Krebszelle bekämpfen und zerstören. Dieses neue zelltherapeutische Verfahren steht der Stammzelltransplantation auch in den Behandlungszahlen mittlerweile nicht nach.

Univ.-Prof. Dr. Michael Hallek, Direktor der Klinik 1 für Innere Medizin und des Centrums für Integrierte Onkologie (CIO) an der Uniklinik Köln: „Die Stammzelltransplantation stellt für viele Patientinnen und Patienten eine vielversprechende Therapie für ihre schwerwiegenden Erkrankungen dar – und oft auch die einzige Chance auf Heilung. Die möglichen Kombinationstherapien und Abstoßungsreaktionen zu kontrollieren ist extrem komplex und muss von erfahrenen Spezialisten gesteuert werden. Ich begrüße daher, dass wir über ein interdisziplinäres Team unter anderem mit Augenärzten, Dermatologen, Psychologen, Sport- und Physiotherapeuten und Sozialarbeitern verfügen und hierdurch ein umfassendes und in dieser Form in Deutschland einzigartiges Behandlungsangebot nach Transplantation machen können.“

Die aktuelle Forschung in der Stammzelltransplantation untersucht insbesondere Mechanismen bei der Entstehung einer Graft-versus-Host Reaktion sowie neue Substanzen zu deren Verhinderung und Behandlung. Ein Projekt dazu ist Teil des vor kurzem bewilligten Sonderforschungsbereichs der Augenklinik in Kooperation mit anderen Institutionen an der Uniklinik und der Universität Köln. Im Bereich der CAR-T-Therapie wurden bereits mehrfach erfolgreich CAR-T-Zellen im eigenen Labor in der Uniklinik zu Testzwecken hergestellt und eine behördliche Herstellungserlaubnis beantragt. Parallel laufen Vorbereitungen für eine Studie mit einem neuartigen, in der Uniklinik selbst entwickelten CAR-T-Produkt.

Allogene Stammzelltransplantation

Seit 1999 werden an der Uniklinik Köln allogene Stammzelltransplantationen durchgeführt, derzeit etwa 90 bis 100 pro Jahr. Dabei werden den Patientinnen und Patienten nach einer intensiven Chemo- bzw. Immunchemotherapie – gegebenenfalls kombiniert mit einer Ganzkörperbestrahlung – Stammzellen eines gesunden Spenders transplantiert. Es kommen bevorzugt Stammzellen eines verwandten Spenders zum Einsatz, die aus dem peripheren Blut gesammelt werden. Diese Stammzellspende erfolgt grundsätzlich ambulant. Steht kein geeigneter verwandter Stammzellspender zur Verfügung, wird in weltweiten Stammzellregistern nach einem passenden fremden Spender gesucht.

Folgende Erkrankungen werden in der Uniklinik Köln häufig mit einer allogenen SZT behandelt: Akute myeloische Leukämie, akute lymphatische Leukämie, chronische lymphatische Leukämie, chronische myeloische Leukämie, Hodgkin- und Non-Hodgkin-Lymphome, multiples Myelom, Myelodysplastische Syndrome, Aplastische Anämie, Fanconi Anämie.

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