v.l.n.r.: Ulrich Kanders, EUV-Hauptgeschäftsführer, Manfred Fuhg, EUV- Vorstand, Thomas Kufen, Essens Oberbürgermeister, Dinner-Speaker Theo Koll, Dr. Henner Puppel, EUV-Ehrenvorsitzender, Dipl.-Oec. Hans-Peter Breker, EUV-Vorstandsvorsitzender, Klaus Dieter Braun, EUV-Vorstand (Foto: Sven Lorenz, Essen www.svenlorenz.com)
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Essen. Bei der diesjährigen Mitgliederversammlung des Essener Unternehmensverbandes (EUV) ist nach 24 Jahren eine Ära zu Ende gegangen. Dr. Henner Puppel hat nach fast einem Vierteljahrhundert als Vorsitzender sein Amt niedergelegt und den Staffelstab an Hans-Peter Breker übergeben. Puppel, 1997 in den Beirat gewählt, hat den Verband im Laufe der Jahre wie kein Zweiter mit seiner natürlichen Autorität geprägt. Seinem diplomatischen Geschick und dem Gespür für richtige Entscheidungen ist die glänzende wirtschaftliche Entwicklung des EUV bis zum heutigen Tag zu verdanken. Der Träger des Bundesverdienstkreuzes und Jurist sucht bundesweit seinesgleichen: In der heutigen schnelllebigen Zeit findet man niemanden, der die Entwicklung eines Verbandes mehrere Jahrzehnte so kontinuierlich begleitet hat. Ganz zu Ende ist die Ära Dr. Henner Puppel glücklicherweise nicht: Er bleibt dem Verband als Ehrenvorsitzender erhalten. „Am heutigen Tag verabschieden wir einen Mäzen, der mit klugem Rat, ausgewogenem Urteil und dem stets richtigem Gespür für die Belange der modernen Wirtschaft EUV-Erfolgsgeschichte geschrieben hat. Wir lassen ihn nur ungern ziehen und freuen uns sehr, dass wir zukünftig doch noch hin und wieder von seinem Wissen profitieren können“, sagte sein Nachfolger, Hans-Peter Breker.

Der Wirtschaftswissenschaftler Breker wurde in der internen Mitgliederversammlung einstimmig zum neuen Vorstandsvorsitzenden gewählt und hat klar die Ziele für seine Amtszeit definiert: „Wir werden unsere Mitgliedsfirmen intensiv bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen unterstützen. Digitalisierung, KI, De-Globalisierung und Klimawandel. Es gibt viel zu tun. Die Segel sind gesetzt. Packen wir´s an!“ Breker ist bereits seit 2005 Mitglied im EUV-Vorstand und seit 2013 Fachgruppensprecher der tarifgebundenen M+E-Unternehmen. Als gefragter Manager mit Führungserfahrung im thyssenkrupp-Konzern und zahlreichen Ehrenämtern wird er die Geschicke des EUV zukünftig leiten.

Ihm beratend zur Seite stehen im Vorstand und Beirat 16 Persönlichkeiten aus Mitgliedsunternehmen des EUV im Ruhrgebiet, die ihr Know-how aus dem Wirtschaftsleben engagiert in die Verbandsarbeit des EUV einbringen. Simone Wilson, Geschäftsführende Gesellschafterin der IDT Holding GmbH folgt im Beirat Dr. med. Dirk Albrecht, Vorsitzender der Geschäftsführung der Contilia GmbH, der in den Vorstand gewählt wurde.

Von Verbandsmüdigkeit keine Spur

Neben den personellen Veränderungen präsentierten Vorstand und Geschäftsführung die hervorragende Bilanz für das zurückliegende Geschäftsjahr: Derzeit betreut der Verband 618 Mitglieder mit 256.547 Beschäftigten. In 2023 sind 60 neue Unternehmen dem EUV beigetreten. Die elf Verbandsanwälte haben die Mitgliedsunternehmen in insgesamt 3.671 Fällen beraten, davon in 519 teils bundesweiten Arbeitsgerichtsverfahren. „Die Zahlen belegen, dass es keine Verbandsmüdigkeit beim EUV gibt. Unsere Mitglieder schätzen die fundierte arbeitsrechtliche Unterstützung durch unsere Fachanwälte und nutzen das umfangreiche Leistungsangebot, das über die arbeitsrechtliche Beratung und Prozessvertretung weit hinaus geht und sich stetig modern wandelt: In 2023 hat der Verband u.a. sein digitales Angebot nochmal erweitert. Konnten sich die Mitglieder bislang bereits per Webinar über Neuerungen und Dauerbrenner im Arbeitsrecht informieren, kamen noch die neuen Formate „EUV Impuls!“ und „Arbeitsrecht kompakt!“ hinzu. Auch im Bereich von Social Media ist der Verband am Puls der Zeit. „Wir wissen, über welche Wege unsere Firmen informiert werden wollen. Wir erweitern die Leistungspalette stetig, immer ganz nah dran an unseren Unternehmen“, bringt es Hauptgeschäftsführer Ulrich Kanders auf den Punkt.

Mitglieder

Der überwiegende Teil der nun über 600 Mitglieder sind mittelständische Betriebe. Aber auch Global-Player mit mehreren tausend Mitarbeitern sind vertreten. Dazu gehören unter anderem Atos, E.ON, Evonik, General Electric, Hochtief, RWE, Siemens, Telefonica, thyssenkrupp, TRIMET oder Uniper. Der Verband vereint Unternehmen aus Essen, der Ruhr-Region und darüber hinaus unter seinem Dach. Die über 30 verschiedenen Branchen im EUV zeigen die Unternehmensvielfalt der Verbandsmitglieder sowie die diversen Tarifverträge, bei deren Anwendung die elf Verbandsjuristen die Mitgliedsfirmen beraten.

Deutschland: Das lahmende Zugpferd

Am Abend hieß es dann: Spargel satt! Im Anschluss an die Mitgliederversammlung kamen die 280 geladenen Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im RWE-Pavillon der Philharmonie zum traditionellen Spargelessen zusammen. Nach Empfang und der Begrüßung durch Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen beeindruckte Dinner-Speaker und Journalist Theo Koll unter dem Titel „Deutschland droht ins Abseits zu geraten – Warum Europas Zugpferd lahmt“ mit klugen Analysen und pointierten politischen Lektionen. „Wir leben in einem aufgewühlten Land, die Zeitenwende und ihre weitreichenden Veränderungen werden uns lange begleiten“, sagte der profilierte Kenner des deutschen Politikbetriebs. Im Krieg in der Ukraine sieht er den Beginn einer epochalen Veränderung: Eine neue Form der Multipolarität, das Infragestellen der Globalisierung, die Rückkehr der Geopolitik und eine neue Weltordnung. In seiner Rede bestätigte er auch den allgemeinen Befund des Abends, dass Deutschland wirtschaftliches Schlusslicht unter den Industrienationen ist und das vermutlich noch für eine bedeutend lange Zeit bleiben wird.

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