(Foto: privat)
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Viersen/Kreis Viersen. Bis zu 800 Menschen beteiligten sich am ersten Christopher Street Day (CSD) im Kreis Viersen. Die Initiatoren, der „Queerkreis Viersen“ hat die Feuerprobe bestanden. Unterstützt wurde sie vom Netzwerk „Demokratie Leben“ in dem Sportvereine, Sozialverbände und Kirchen organisiert sind. Für sie sprach der frühere CDU-Bundestagsabgeordete Uwe Schummer, der als „Pate“ benannt wurde.

Die Ansprache im Wortlaut:

Was wäre die Welt ohne die queere Community? Sie wäre wüst und leer. Das sehen wir heute an dem farbenfrohen Programm. Und doch: 123 Jahre kriminalisierte der §175, wenn Männer Männer und Frauen Frauen liebten. Erst seit dem 11. Juni 1994, also seit 30 Jahren, ist dies beendet. 123 Jahre wurden Menschen, weil sie sich liebten inhaftiert, verfolgt, in Konzentrationslager gebracht und getötet. Seit einer Generation gilt: Nicht die Liebe ist strafbar, sondern Hass, der Menschen diskriminiert und ihnen die Luft zu Leben nimmt.

Vor 75 Jahren trat unser Grundgesetz in Kraft. Mit klaren Botschaften: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ Artikel 1 gilt für jeden Menschen. Dann Artikel 2: „Jeder hat das Recht auf  die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit“ soweit er nicht die Rechte anderer verletzt. Artikel 3: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Niemand darf wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauung“ oder Behinderung benachteiligt werden. Eine Gruppe fehlt noch: Das Verbot der Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität. Nach 75 Jahren ist es an der Zeit, auch dies in der Verfassung zu ächten.

Zu den wichtigsten Gründen, weshalb jährlich 11.000 junge Menschen in den Selbstmord getrieben werden, ist die Angst nach dem „Coming Out“ als „schwul“ zu gelten, gemobbt zu werden, von den Eltern nicht mehr geliebt zu sein oder Freunde zu verlieren. Der CSD zeigt: Wir sind mehr als ihr glaubt. Wir sind nicht ansteckend, wir lieben und wir sind glücklich dabei. Pervers sind nur die, die Hass verbreiten.

In der italienischen Zeitung “Credere” vertritt Papst Franziskus 2024 einen klaren Standpunkt, den ich zitiere: „Niemand regt sich auf, wenn ich einen Unternehmer segne, der vielleicht Menschen ausbeutet – und letzteres ist eine schwere Sünde. Doch man ereifert sich, wenn ich Homosexuelle segne. Das ist Heuchelei: Ich segne zwei Menschen, die sich lieben.“ – Demokratie zu Leben heisst auch angstfrei zu sein. Kein Versteckspiel mehr. Sei, wer du bist. Sei es mit Stolz. Sei es mit Freude.

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