Setzen stark auf Prävention – Alexandra Ludzinski und Sylvia Flegel von der Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt des Caritasverbands Geldern-Kevelaer (Foto: Caritasverband Geldern-Kevelaer)
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Kreis Kleve. Der aktuelle Bericht des Bundeskriminalamtes spricht eine deutliche Sprache: Mehr als 18.500 Kinder und Jugendliche wurden im Jahr 2023 Opfer sexualisierter Gewalt – mit einer Steigerungsrate von über 5,5 Prozent deutlich mehr als im Vorjahr. Berücksichtigt man, dass es sich hierbei nur um angezeigte Fälle handelt, ist von einer deutlich höheren Zahl an Betroffenen auszugehen. 

„Die Zahlen machen deutlich, dass sexualisierte Gewalt kein Tabuthema in der Gesellschaft sein darf“, sind sich Alexandra Ludzinski und Sylvia Flegel vom Caritasverband Geldern-Kevelaer einig. Die beiden Sozialpädagoginnen arbeiten in der Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen für den Südkreis Kleve im Caritas-Centrum Geldern. Im Nordkreis übernehmen Katja Kleinebenne, Alina Hünnekes und Peter Franke vom Caritasverband Kleve diese Aufgabe.

„Wir beraten Betroffene, Angehörige und Bezugspersonen bei erlebter sexualisierter Gewalt oder auch bei einem Verdacht darauf. Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht das Wohl der Kinder und Jugendlichen. Durch unsere individuelle Beratung, Begleitung und Unterstützung möchten wir Perspektiven und Entlastung für das betroffene Familiensystem schaffen“, erläutert Alexandra Ludzinski.

Mit der Aufstockung der Personalstellen stehen seit Januar auch deutlich mehr Kapazitäten für die so wichtige Präventionsarbeit zur Verfügung. Sensibilisierung, Aufklärung und ein offener Umgang mit dem Thema sexualisierte Gewalt sorgen für Transparenz, bauen Unsicherheiten und Hemmschwellen ab und erhöhen die Möglichkeit, Anzeichen von Grenzverletzungen früher zu erkennen.

„Unsere Zielgruppe in der Präventionsarbeit sind in erster Linie Kinder und Jugendliche. Je nach Bedarf können wir unser Angebot daher nicht nur in Schulen und Kindertagesstätten durchführen, sondern in allen Einrichtungen, die sich dem Thema öffnen wollen. Das können Vereine, Wohngruppen, Ferienfreizeiten oder auch Jugendzentren sein“, erklärt Sylvia Flegel. Viele Einrichtungen bieten bereits Präventionsprogramme zur Stärkung des Selbstwertgefühls oder zum Umgang mit Nähe und Distanz an. Hier könnte die Fachstelle zum Beispiel mit einem zusätzlichen Modul auch das Thema sexualisierte Gewalt öffnen. „Wir sind überzeugt, dass Kinder und Jugendliche mit einem gestärkten Selbstwertgefühl und den nötigen Informationen selbstbestimmter handeln und sich besser abgrenzen können. Unsere Präventionsangebote unterstützen dabei, eigene und fremde Grenzen wahrzunehmen und benennen zu können. Außerdem ermutigen wir die Kinder und Jugendlichen, sich im Bedarfsfall Hilfe zu holen“, skizzieren die Fachberaterinnen das Angebot.

In offenen Sprechstunden haben Jugendliche die Möglichkeit, sich – auf Wunsch auch anonym – beraten zu lassen. Informationsveranstaltungen für Eltern im Online-Format sind ebenfalls in Planung. Wichtige Bausteine der Präventionsarbeit sind auch themenspezifische Schulungen und die Beratung von Fachkräften wie Lehrpersonen, Betreuerinnen und Erziehungskräfte.

Unter dem Aspekt, dass Kinderschutz „nur in der Gemeinschaft gelingt“, arbeitet die Fachberatungsstelle eng mit anderen Akteuren des Netzwerkes Kinderschutz im Kreis Kleve zusammen.

Finanziert durch das Land NRW und die Kommunen des Kreises Kleve können alle Angebote der Fachberatungsstelle kostenfrei in Anspruch genommen werden. Weitere Informationen zu den Beratungs- und Präventionsangeboten finden Sie auf der Internetseite des Caritasverbandes unter www.caritas-geldern.de.

Für einen persönlichen Kontakt sind die beiden Fachberaterinnen im Caritas-Zentrum in Geldern erreichbar: Sylvia Flegel (sylvia.flegel@caritas-geldern.de oder 02831 91023-06) und Alexandra Ludzinski (alexandra.ludzinski@caritas-geldern.de oder 02831 91023-60).

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