Sanierung des Kanals vom Marbach ausgehend in Bochum: Die Vortriebsmaschine wurde am 29.01.2018 mit einem Kran aus dem Schacht an der Hattinger Straße gehoben (Foto: Lutz Leitmann / Stadt Bochum)
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Bochum. Die Stadt Bochum hat sich ehrgeizige Ziele zum Schutz des Klimas gesetzt und unternimmt mannigfaltige Anstrengungen, die Nachhaltigkeit im urbanen Raum zu steigern. Ab sofort gilt das auch unterirdisch: Firmen, die sich bei der Stadt um Aufträge für Kanalsanierungsarbeiten bewerben, müssen verpflichtend nachweisen, dass sie umwelt- und ressourcenschonend vorgehen.

Einfach nur das billigste Angebot abzugeben, reicht nicht länger, um den Zuschlag zu bekommen. Um bewerten zu können, wie nachhaltig die Unternehmen im Vergleich untereinander sind, hat die Stadt eigens ein Schema entwickelt, mit dem sich ermitteln lässt, welcher Anbieter im Bereich Klimaschutz und Nachhaltigkeit am meisten punktet. Dafür müssen die Firmen Fragen etwa zu den verwendeten Materialien und der geplanten Ausführung der Arbeiten beantworten: Wo kommt der Zement her? Oder kommt statt Harz modernes Bio-PVC aus Holzverschnitt zum Einsatz, das theoretisch sogar CO2-positiv ist? Woraus besteht die Fahrzeugflotte der Firma: alte Dieselschlucker oder alternativ angetriebene Bagger und LKW?

Darüber hinaus versucht die Stadt nach Möglichkeit, schon bei der Planung der Art und Weise, wie die Arbeiten ausgeführt werden sollen, den Umweltschutz-Gedanken umzusetzen. Hierzu wurde ein weiteres Tool entwickelt, bei dem die verschiedenen Materialien und Verfahren gegenübergestellt werden. Wo es möglich ist, soll daher in so genannter „geschlossener Bauweise“ mit einem ermittelten geeigneten Material und entsprechendem Verfahren gearbeitet werden statt in ressourcenintensiver „offener Bauweise“, für die unter anderem die komplette Straße aufgerissen und nach Abschluss der Arbeiten komplett neu asphaltiert wird. Dabei entsteht etwa acht Mal so viel CO2 wie im geschlossenen Verfahren, bei dem die Oberfläche lediglich für Schächte in die Kanalisation geöffnet werden muss.

Pluspunkte sammeln können Unternehmen auch durch die Verwendung recyclingfähiger Materialien oder die Verringerung des nötigen Bodenaushubs oder der Bauzeit. Je nach Auftrag gehen diese Nachhaltigkeitskriterien neben dem angebotenen Preis zu zwischen 20 und 50 Prozent in die Bewertung der sich bewerbenden Firma ein. Die ersten Ausschreibungen mit dieser neuen Gewichtungsart im Auswahlverfahren laufen bereits: Für die Kanalsanierungsarbeiten an den Kanälen in der Meesmann-, Hel- und der Heimstraße fordert die Stadt Auskunft darüber, ob die sich bewerbenden Firmen Nachhaltigkeit auf dem Schirm und damit Chancen auf den Zuschlag haben – oder eben nicht.

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