Alina Grüten (Foto: AWO/Wolf Schmalz)
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Düsseldorf. Ob in der Familie, in der Schule, im Sportverein oder in den sozialen Medien: Überall, wo Menschen in Beziehung treten, können sexualisierte Grenzverletzungen auftreten. Sexualisierte Übergriffe gehen häufig mit Scham- und Schuldgefühlen einher, weshalb es betroffenen Kindern und Jugendlichen oft schwerfällt, sich jemanden anzuvertrauen. Sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ist ein sensibles Thema, das häufig Unsicherheiten hervorruft, mit dem sich viele Menschen ungerne auseinandersetzen oder schnell überfordert sind. Seit Mai 2023 bietet die AWO Düsseldorf eine spezialisierte Beratung zu diesem Thema an. Alina Grüten arbeitet in der Erziehungs- und Familienberatungsstelle in Düsseldorf Garath und steht betroffenen Kindern, Jugendlichen und ihren Familien sowie pädagogischen Fachkräften als Ansprechpartnerin zur Verfügung.

„Ziel ist es, Menschen für das Thema zu sensibilisieren, Fachwissen zu vermitteln und Handlungskompetenzen zu entwickeln“, erklärt Alina Grüten. Schon die Zahlen zeigen den hohen Bedarf an Präventions- und Beratungsmöglichkeiten. Das Bundeskriminalamt1 verzeichnete 2023 allein 16.375 Fälle von sexualisiertem Missbrauch an Kindern, die Dunkelziffer wird weitaus höher geschätzt. Beratung, Begleitung und Unterstützung bei sexualisierten Grenzverletzungen, Übergriffen und sexualisierter Gewalt sind die Schwerpunkte in der täglichen Arbeit. Darüber hinaus bietet sie Präventionsangebote in Form von Workshops, fortlaufenden Gruppen, Elternabenden und Schulungen für Fachkräfte an.

„Ich habe Pädagogik der Kindheit und Familienbildung studiert, noch einen Master in psychosozialer Beratung draufgesetzt und befinde mich aktuell in Weiterbildung zur systemischen Familientherapeutin“, sagt Alina Grüten. Ihre Arbeit bei der AWO startete sie im  Oktober 2021 in der Jugendberatung auf der Oberbilker Allee. Zu Beginn betreute sie das Projekt MIA (Mädchen – Inklusion – Aufklärung), das sexualpädagogische Angebote für Mädchen und junge Frauen beinhaltete. Themen wie Liebe, Beziehungen und Sexualität wurden hier mit den Jugendlichen besprochen. „Dabei waren sexualisierte Grenzverletzungen immer ein Thema“, sagt Alina Grüten.

Kurze Zeit später wurden von der Landesregierung in ganz NRW neue, niedrigschwellige Stellen der spezialisierten Beratung bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche eingerichtet. Alina Grüten: „Zentraler Schwerpunkt der Stelle ist neben der Beratung von Kindern, Jugendlichen, Familien und Fachkräften die Prävention sexualisierter Gewalt. Sie ist ein wichtiger Bestandteil im Kinderschutz.“

In Düsseldorf arbeiten derzeit sechs Fachkräfte von verschiedenen Trägern, darunter die AWO, Caritas, Diakonie, SKFM, Pro Mädchen und der Kinderschutzbund, mit jeweils halben Stellen im Umfang von 19,5 Stunden pro Woche am Thema sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. Die sechs Fachkräfte decken die jeweiligen Bedarfe in unterschiedlichen Stadtteilen Düsseldorfs ab. Dadurch sind Kooperationen, Vernetzung und ein regelmäßiger Austausch möglich, der bei diesem Thema unerlässlich ist.

Die Entscheidung, sich auf das Thema sexualisierte Gewalt zu spezialisieren, traf Alina Grüten bereits während ihres Studiums. Schon damals beschäftigte sie sich intensiv mit dem Thema kindliche Sexualität und sexuellen sexualisierten Übergriffen unter Kindern, insbesondere während ihres Praktikums in der Erziehungsberatung der AWO Familienglobus gGmbH in Derendorf. Während ihrer Tätigkeit im Projekt MIA erhielt sie viele positive Rückmeldungen von Mädchen, die dankbar dafür waren, in einem geschützten und vertraulichen Rahmen über ihre Erfahrungen mit Grenzverletzungen sprechen zu können. Diese motivierten Alina Grüten, in diesem Bereich weiterzuarbeiten.

Aktuell arbeitet sie daran, das Bewusstsein für das spezialisierte Beratungsangebot zu schärfen. Sie nimmt die Zurückhaltung vieler Menschen wahr, sich mit diesem sensiblen Thema  auseinanderzusetzen, und setzt sich entschlossen dafür ein, das Thema zu enttabuisieren und für Betroffene da zu sein.

Kontakt:

Alina Grüten
Spezialisierte Beratung bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche
AWO Familienglobus gGmbH
Erziehungsberatung Garath
Frankfurter Straße 225, 40595 Düsseldorf
Tel: 021160025235, E_Mail: Alina.Grueten@awo-duesseldorf.de

1Quelle: Bundeskriminalamt (2023). Sexualdelikte zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen. Bundeslagebericht 2023.

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