Schreinerhebung beim Festgottesdienst zu 1150 Jahre Hl. Altfrid am Donnerstag, 15.8.2024 im Dom (Foto: Oliver T. Müller / Bistum Essen)
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Essen. Am Donnerstagabend hat im Essener Dom das zehntägige Festprogramm begonnen, das an „Essen sein Gründer“ erinnert, den Heiligen Altfrid. Der vor 1150 Jahren verstorbene Bischof hatte das Frauenstift gegründet, aus dem sich die Stadt Essen entwickelt hat.

Mit einem festlichen Gottesdienst und einem Kinoabend haben am Donnerstag die Feiern für „Essen sein Gründer“ begonnen, den vor 1150 Jahren verstorbenen Bischof Altfrid. „An einem solchen Tag wird uns bewusst, wie reich unsere Stadtgeschichte ist“, sagte die Essener Bürgermeisterin Julia Jacob (CDU).

Seit seinem Tod am 15. August 874 ist der erst im 20. Jahrhundert heiliggesprochene Altfrid im heutigen Essener Dom begraben, dem Nachfolgebau der von Altfrid errichteten Stiftskirche. Vermutlich zusammen mit anderen sächsischen Adligen hatte Altfrid um 850 für und mit seiner Schwester Gerswid dieses Stift gegründet, das fast 1000 Jahre lang zu einer religiösen, aber auch politisch überregional bedeutsamen christlichen Frauengemeinschaft und Keimzelle für die Stadt Essen wurde. Wenn die Menschen heute an „Essen sein Gründer“, den Heiligen Altfrid, erinnerten, stünden sie damit in einer Reihe mit den Stiftsfrauen und den anderen Essenerinnen und Essenern der vergangenen Jahrhunderte, betonte Dompropst Michael Dörnemann während der Messe. „Diese Reliquien werden hier seit 1150 Jahren verehrt.“ So holten Weihbischof Schepers und die Mitglieder der Altfrid-Bruderschaft am Ende der Messe die in einem goldenen Schrein aufbewahrten Gebeine des Bischofs aus der Krypta des Doms und trugen sie in einer Prozession durch den Dom, während die Gemeinde den Heiligen im „Altfrid-Lied“ anrief. Bis zum 25. August, dem Ende der zehn Festtage zu 1150 Jahre „Essen sein Gründer“, bleibt der Schrein zur Verehrung auf einem geschmückten Altar im Dom stehen.

Weihbischof schlägt Bogen von Mariä Himmelfahrt zum Hl. Altfrid

Weihbischof Ludger Schepers schlug in seiner Predigt einen Bogen vom Todestag des Stadtgründers zum kirchlichen Hochfest Mariä Himmelfahrt, das ebenfalls am 15. August gefeiert wird. Beides seien eigentlich Anlässe für Requiems, für Totenmessen, so Schepers. Doch beide Anlässe würden als Feste der Freude gefeiert. Schepers sprach über Darstellungen der Gottesmutter – zum Beispiel die Goldene Madonna im Essener Dom – „als freundliche, oft auch etwas lieblich anmutende Maria mit leicht verklärtem Blick“. Diesen traditionellen Motiven setzte Schepers seine bildliche Vorstellung von Maria entgegen: ein schlichtes weißes Viereck, weil Weiß als Hintergrundfarbe besonders geeignet sei. Für ihn sei „Maria der Hintergrund für den Vordergrund Jesus“, betonte Schepers.

Auch der Heilige Altfrid habe Jesus „auf seine Art sichtbar werden lassen“, habe „an vielen Stellen im Land Kirchen und Klöster gebaut, den Dom in Hildesheim und unsere Essener Domkirche“, sagte der Weihbischof. Zugleich wäre das Essener Frauenstift wohl kaum so erfolgreich gewesen, wenn es nicht Altfrids Schwester Gerswid als erste Äbtissin gegeben hätte: „Ohne Gerswid hätte hier zwar ein Bau aus Steinen gestanden, ohne sie wären hier aber Glaubensliebe und Christusliebe nicht weitergegeben worden.“ Als Bischof und Berater von König Ludwig dem Deutschen sei Altfrid landauf, landab viel unterwegs gewesen, derweil habe Gerswid im jungen Stift Astnide „den Laden geschmissen“. Und ohne Gerswid wäre in Essen nicht für Altfrids Seelenheil gebetet worden, erinnerte der Weihbischof an den Auftakt für die 1150-jährige Geschichte der Altfrid-Verehrung.

Bürgermeisterin erinnert an fast 1000-jährige Regentschaft der Stiftsfrauen

Dass es in den ersten fast 1000 Jahren der Essener Stadtgeschichte vor allem Frauen waren, die für Wachstum in dem „beschaulichen, aber durchaus wohlhabenden Landstädtchen“ Essen sorgten, war denn auch Bürgermeisterin Jacob eine Erwähnung in ihrer Ansprache am Ende des Gottesdienstes wert. Sie erinnerte an die herausragenden Kunstwerke – wie die Goldene Madonna oder den Siebenarmigen Leuchter im Dom –, die die Stiftsdamen in Auftrag gegeben haben und die dem Essener Domschatz heute eine überregionale Strahlkraft verleihen. Essen sei älter als Dresden, Berlin und München – und habe eine reiche Geschichte, die eben nicht erst mit der Industrialisierung, Kohle und Stahl beginne.

Nach der Messe lud Cityseelsorger Bernd Wolharn im Openair-Kino am Dom zusammen mit der Essener Lichtburg zu einem „christlichen Roadmovie“ ein: Der Film „Vaya con Dios“ erzählt die Geschichte dreier sehr zurückgezogen lebender Mönche, die aus ihrem verfallenden Kloster in Brandenburg vertrieben werden und deshalb zu Mitbrüdern nach Italien aufbrechen. Bei diesem Film war die Frage, wie man mit Traditionen umgeht, nur eine von mehreren inhaltlichen Verbindungen zu den Altfrid-Festtagen. Vielleicht haben sich manche Kino-Gäste auch gefragt, ob „Essen sein Gründer“ – wenn er denn heute noch mal zu Besuch käme – nicht mindestens ebenso hilflos durch sein ehemaliges Stift und seine Stadt stolpern würde, wie die drei weltfremden Mönche auf ihrer Reise nach Italien.

INFO: Zehntägiges Festprogramm

Bis zum 25. August feiert der Essener Dom den vor 1150 Jahren gestorbenen Gründer mit viel Musik, Führungen und verschiedenen Gottesdienst. Einen Überblick über das Programm und weitere Infos zum Heiligen Altfrid gibt es hier sowie im Flyer des Festprogramms. Pünktlich zum Altfrid-Fest hat zudem Domschatz-Leiterin Andrea Wegener eine neue Broschüre herausgegeben, die erzählt, was man derzeit über den Hl. Altfrid weiß. Die Broschüre gibt es kostenlos an der Domschatz-Kasse – sowie zum Download.

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