Theo und sein „großer Bahnhof“: v.l. Sevda Aytekin (Geschäftsstellenleiterin „Förderverein zugunsten krebskranker Kinder Krefeld e.V.“), Papa Theo, Boris Bertram (Leiter der Krankenhausschule), Birgit Olschewski (Spielabteilung Helios Klinikum Krefeld), Keti Tafaj (Psychoonkologin), Mama Sarah, Carla Bogers (Leiterin der Spielabteilung des Helios Klinikums Krefeld) (Foto: Förderverein zugunsten krebskranker Kinder Krefeld e.V./Petra Verhasselt)
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Krefeld/Xanten. Damit hatte Theo (6) aus Xanten nicht gerechnet: An seinem ersten Schultag gab es gleich zwei Schultüten. Auf der einen war ein Rennwagen abgebildet, die andere sah aus wie ein echter Bolide: mit dicken Reifen und Feuerfunken aus Papier. Es war eine besondere Einschulung, denn Theo wird in den nächsten Monaten die städtische Klinikschule im Helios Klinikum Krefeld besuchen.

Kurz vor den Sommerferien wurde bei Theo eine akute lymphatische Leukämie diagnostiziert. Unmittelbar danach begann im kinderonkologischen Zentrum am Helios Klinikum Krefeld seine Intensivtherapie. Das bedeutet für den Sechsjährigen, dass er die nächsten Wochen und Monate hauptsächlich im Krankenhaus verbringen muss und nicht in die für ihn ursprünglich vorgesehene Grundschule in Xanten gehen kann. Den großen Tag seiner Einschulung durfte Theo aber trotzdem feiern. Dafür richteten der „Förderverein zugunsten krebskranker Kinder Krefeld“ und das Helios-Klinikum eine ganz besondere Party für den Erstklässler aus. Zusammen mit seinen Eltern, allen Omas und Opas und seinem Onkel verbrachte der Junge eine fröhliche Zeit im Garten des Elternhauses Villa Sonnenschein direkt gegenüber der Kinderklinik.

Zwischen flatternden Wimpeln und wunderschönem Tischkonfetti aus bunten Stiften und Schultafeln lüftete sich dann auch das Geheimnis der zwei Schultüten. Eine gab es von Mama Sarah und Papa Theo, die andere hatte die Leiterin der Spielabteilung des Helios Klinikums, Carla Bogers, zusammen mit ihrer Kollegin Birgit Olschewski gebastelt. Vor dem Auspacken der übrigen Geschenke schnitt Theo mit einem breiten Lächeln den von seiner Mutter liebevoll mit einer Schultüte verzierten Zitronenkuchen an und überreichte ihr galant das erste Stück. Beim Kuchenessen mit der Familie verriet der frischgebackene Erstklässler, dass er sich am meisten auf das Rechnen freut und er später mal zusammen mit einer seiner beiden Schwestern ein Restaurant eröffnen möchte, wo er kellnert und sie kocht.

Eine Lehrerin für alle Fächer

Auch der Schulleiter der Klinikschule, Boris Bertram, besuchte den Neuzugang und löste mit Theo gleich ein paar Aufgaben aus den Unterrichtsheften. Dabei erzählte er, wie Schule im Krankenhaus funktioniert: „Wenn Theo das Bett nicht verlassen darf, bringen wir das Unterrichtsmaterial zu ihm und wenn er aufstehen kann, kommt er zu uns in die Klasse. Wir unterrichten so viel, wie wir können und es Theos Gesundheitszustand zulässt – natürlich alles in Abstimmung mit seiner Grundschule zuhause in Xanten.“ So wird der Erstklässler an Deutsch, Mathe und Sachunterricht herangeführt – fast so wie in einer normalen Schule, allerdings mit dem Privileg des Einzel- bzw. Kleingruppenunterrichts. Lehrerin Carla Seel wird Theo ab sofort in allen Fächern unterrichten.

Während der gesamten Krebstherapie wird Theo übrigens nicht nur medizinisch betreut. Der Familie steht Psychoonkologin Keti Tafaj stets zur Seite: „Wir begleiten sie von der Diagnose bis zur Nachsorge und helfen bei der emotionalen Verarbeitung der Krankheit. Dabei können schon mal Fragen zum Umgang mit Geschwisterkindern aufkommen oder auch organisatorische Zwickmühlen.“ Keti Tafaj unterstrich die Bedeutung dieser Einschulungsparty: „Die Krebsdiagnose hat die gesamte Familie von einem Tag auf den anderen aus dem normalen Leben gerissen. Eine solche Feier bringt ein bisschen Normalität und Sicherheit.“

Theos Eltern waren angetan von der liebevollen Einschulungsfeier für ihren Sohn. Mama Sarah meinte: „Er ist im Helios Klinikum in sehr guten Händen. Alle sind sehr liebevoll, zuvorkommend und hilfsbereit und versuchen, es uns so nett wie möglich zu machen, wie heute hier in der Villa Sonnenschein. Vorher haben wir gar nicht gewusst, dass es den Förderverein gibt und welche tolle Arbeit er leistet. Aber jetzt sind wir sehr dankbar für alles, was er uns und anderen Betroffenen ermöglicht.“

www.krebskinder-krefeld.de


50 Jahre Krankenhausschule im Helios Klinikum

Die Christophorus Schule im Helios Klinikum Krefeld gehört zu den ersten Klinikschulen in Nordrhein-Westfalen mit der Stadt Krefeld als Träger. Im September feiert sie 50-jähriges Bestehen. Sie ist eine Schule für somatisch und psychisch kranke SchülerInnen aller Schulformen im Primarbereich und in der Sekundarstufe. Schulleiter Boris Bertram über die besondere Aufgabe einer Krankenhausschule: „Unsere sechs Lehrkräfte reagieren sensibel auf die individuelle Krankheitssituation jedes einzelnen Kindes und helfen so dabei, in dieser schwierigen Lebensphase Selbstvertrauen und Motivation zu stärken. Unser Ziel ist es, die erkrankten Schülerinnen und Schüler möglichst optimal an ihre Heimatschule zurückzuführen oder einen neuen, passenden Förderort für sie zu finden.“

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