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Krefeld. In den Vereinigten Staaten erinnert man sich am 6. Oktober seit Ende der 1980er-Jahre an die Ankunft der 13 Krefelder Familien im Jahr 1683. Sie bildeten die erste organisierte Auswanderungsgruppe nach Nordamerika. Mit dem „German-American Day” soll das deutsche Erbe vieler US-Bürger wieder ins Bewusstsein gerückt werden. Bis zum Ersten Weltkrieg wurde in vielen US-Städten an die Krefelder Auswanderer, die „Original 13″, und die Gründung von Germantown gedacht. Aber erst 1983, anlässlich der Feierlichkeiten „300 Jahre Deutsche in Amerika”, wurde diese Tradition vom damaligen US-Präsident Ronald Reagan erneuert und auf seine Initiative im August 1987 zudem gesetzlich verankert. Seitdem veröffentlicht das Weiße Haus an diesem Feiertag eine Proklamation des US-Präsidenten, zuletzt 2023 von Joseph R. Biden jr.: „On German-American Day, we honor the over 40 million Americans who claim German heritage and the countless ways they have strengthened the diverse fabric of our Nation.”

Feier dies- und jenseits des Atlantik

Das Andenken an die Auswanderung gelangte zuerst im 19. Jahrhundert anlässlich des 200. Jahrestages beiderseits des Atlantiks wieder ins Bewusstsein. Der Historiker Dr. Oswald Seidensticker, Chronist der Deutschen Gesellschaft in Pennsylvanien, erläuterte seinen Landsleuten den Anteil der Deutschen an der Besiedlung Nordamerikas. Der „Crefelder Verein für wissenschaftliche Vorträge” legte zu dieser Zeit das Buch über die „Geographischen Beschreibungen der Provinz Pennsylvanien” von Franz Daniel Pastorius neu auf. In Philadelphia und Krefeld feierten die Menschen diesen Jahrestag jedoch unabhängig voneinander. In der nordamerikanischen Stadt begannen die Feierlichkeiten am 6. Oktober 1883 in der Musikakademie mit deutschen und englischen Ansprachen. Am folgenden Tag fanden Gottesdienste in deutschen Kirchen und Synagogen statt. Einen Festzug gab es am 8. Oktober mit Schauwagen, die Episoden der deutschen Geschichte in Amerika zeigten. Zudem liefen Vereine und Gesellschaften in dem Zug mit. Der Tag endete mit einem Volksfest. Davon ausgehend verbreitete sich das Fest in den USA.

In Krefeld stand ein Geschichtskolleg des Berliner Reichtagsabgeordneten Dr. Friedrich Kapp im Mittelpunkt der Feier am 6. Oktober 1883 in der Stadthalle an der Hubertusstraße. Er hatte sich in den vergangenen Jahren mit der Geschichte der Deutschen in Nordamerika beschäftigt. Als Geschenk überreicht Kapp Krefelds damaligen Oberbürgermeister Ernst Küper ein Faksimile des Sklavenprotestes aus dem Jahr 1688, den auch Krefelder Auswandererfamilien initiiert hatten. Aus den Reihen der Krefelder Siedler waren es wohl Mennoniten, die den Anstoß für eine Ablehnung der Sklaverei gaben. Am 18. April 1688 wurde im Haus des Krefelders Thones Kunders dieser erste öffentliche Protest gegen die Sklaverei in Amerika formuliert. Auch in der Stadthalle wurden Vorträge auf Deutsch und Englisch gehalten. Während des Festes erreichte ein Telegramm aus Philadelphia die Menschen, welches die Grüße von fünf Millionen Deutsch-Amerikanern übermittelte. Oberbürgermeister Ernst Küper antwortete an das Stadtoberhaupt am Delaware: „Die Heimatstadt der ersten deutschen Einwanderer in Amerika sendet zum heutigen Feste einen brüderlichen Gruß!”

Philadelphiade in Krefeld

Die letzte große Feier dies- und jenseits des Atlantik fand 1983 statt: die Philadelphiade. Zur großangelegten 300-Jahre-Feier trafen sich im Sommer der amerikanische Vize-Präsident Georg Bush, Bundespräsident Karl Carstens und Bundeskanzler Helmut Kohl zum Festakt in Krefeld. Im Herbst reisten neben der offiziellen Delegation der Stadt mehrere hundert Krefelder in die USA, um die Feierlichkeiten dort mitzuerleben.

Die deutsch-amerikanische Freundschaft lebt heute vor allem durch den direkten, persönlichen Kontakt, für die Krefelder insbesondere mit der 1986 gegründete Städtepartnerschaft mit Charlotte im Bundesstaat North Carolina. Anlässlich des NRW-USA-Jahrs ist nun ein kurzer Film über die Beziehung von Krefeld zu den USA entstanden.

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