Sie stellten den Gründungsreport vor (v.l.): IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz, Gründerin Tanja Thäsler und Existenzgründungsberaterin Stephanie Efertz (Foto: IHK)
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Krefeld. Für viele Menschen ist es ein ganz besonderes Ereignis in ihrem Leben, und dabei wird nichts dem Zufall überlassen: die Hochzeit. Rund um die Ausrichtung des „schönsten Tags im Leben“ bieten sich vielfältige Möglichkeiten für verschiedene Dienstleister. Das hat auch die Krefelderin Tanja Thäsler erkannt. Sie hat sich als freie Traurednerin selbstständig gemacht. Sie bereitet für Paare individuelle Trauzeremonien vor und begleitet sie am Tag der Hochzeit. „Ich habe schon länger mit dem Gedanken gespielt, nebenberuflich selbstständig zu werden“, erzählt Thäsler. „Als dann ein Wechsel in meinem Hauptjob bevorstand und mich parallel eine Freundin ansprach, ob ich mir nicht vorstellen könnte, ihre Traurede zu halten, war klar, dass der Moment zur Gründung gekommen war. Das war der Impuls, auf den ich gewartet hatte.“

Einem solchen Impuls sind erfreulicherweise im vergangenen Jahr in Krefeld wieder deutlich mehr Menschen gefolgt. 1.688 Menschen haben sich 2023 in Krefeld selbstständig gemacht. Im gleichen Zeitraum haben auch 1.502 Unternehmerinnen oder Unternehmer ihre Firma aufgegeben. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 waren es 1.288 Gründungen und 1.148 Aufgaben. Damit verzeichnet Krefeld ein Plus von 31,1 Prozent bei den Gründungen und ein Plus von 30,8 Prozent bei den Aufgaben. Im Saldo hat die Zahl der Unternehmen in Krefeld 2023 um 186 Unternehmen zugenommen. Das sind die wesentlichen Kennziffern des „Gründungsreport 2024 – Zahlen und Einschätzungen zum Gründungsgeschehen 2023 im IHK-Bezirk“, den die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein auf der Datenbasis des Landes NRW erarbeitet hat.

Der positive Trend ist auch im IHK-Bezirk Mittlerer Niederrhein insgesamt festzustellen: Die Unternehmensgründungen lagen 2023 mit 9.837 im Vergleich zu 9.023 Gründungen um 9 Prozent über dem Vorjahreswert. Die Zahl der Geschäftsaufgaben im IHK-Bezirk nahm ebenfalls zu: 8.009 Gewerbeabmeldungen im Jahr 2022 stehen 8.919 im vorherigen Jahr gegenüber (+11,4 Prozent). Im Saldo hat die Zahl der Unternehmen in der Region um 918 Firmen zugenommen.

„Das Plus an Gründungen in unserer Region ist sehr erfreulich“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. „Das zeigt, dass der Mittlere Niederrhein trotz vieler Unsicherheiten in der Wirtschaft derzeit attraktiv für Gründer ist und viele Chancen bietet.“ Steinmetz hofft, dass die angehenden Unternehmerinnen und Unternehmer angesichts der allgemein herausfordernden wirtschaftlichen Situation nicht den Mut verlieren und dass das Gründungsgeschehen weiter an Dynamik gewinnt. Die Gründerinnen und Gründer seien eine wichtige Bereicherung für die Wirtschaft, so der IHK-Hauptgeschäftsführer: „Sie treiben Innovationen voran, schaffen Arbeitsplätze und sorgen für Wertschöpfung.“

Auch für Nordrhein-Westfalen sind die Zahlen erfreulich. Während 2022 118.879 Neugründungen im Land verzeichnet werden konnten, waren es 2023 132.450 – ein Plus von 11,4 Prozent. Die Zahl der Betriebsaufgaben in NRW nahm ebenfalls zu: 2022 wurden noch 99.829 registriert, im Jahr darauf waren es 106.406.

Die Gründerin Thäsler blickt optimistisch in die Zukunft und macht anderen Mut: Man solle an seine Geschäftsidee glauben und nicht alles zerdenken. Thäsler: „Natürlich ist jede Selbstständigkeit mit Risiken verbunden, aber wenn die Geschäftsidee zukunftsfähig ist, man mit Herzblut bei der Sache ist und darüber hinaus noch Unterstützende findet – etwa durch Familie und Freunde, Netzwerke oder Institutionen –, dann wird man Erfolg haben.“ Ganz wichtig sei es, auch die kleinen Erfolge zu feiern – sei es die fertige Homepage, die erste offizielle Anfrage oder das ein oder andere „Like“ unter dem Social-Media-Beitrag.

Damit Gründerinnen und Gründern die Startphase so leicht wie möglich gemacht wird und mehr Menschen den wichtigen Schritt in die Selbstständigkeit wagen, fordert der IHK-Hauptgeschäftsführer mehr Unterstützung von der Politik. „Wir brauchen Rahmenbedingungen, die unternehmerisches Engagement fördern und nicht ausbremsen“, so Steinmetz. „Wir fordern zügige, digitale und unbürokratische Gründungsprozesse, einen leichteren Zugang zu Fördermitteln und steuerliche Vereinfachungen für Gründer und Kleinunternehmer. Wir brauchen weniger Regularien und mehr Wertschätzung für das Engagement und den Gründergeist von jungen Unternehmerinnen und Unternehmern.“

Die IHK unterstützt angehende Existenzgründerinnen und -gründer. „Wir stehen ihnen mit unseren Dienstleistungen zur Seite, damit Fehler vermieden werden und aus einer Idee ein erfolgreiches Geschäftsmodell wird“, sagt Stephanie Efertz, Beraterin Existenzgründung und Unternehmensförderung der IHK. „Der Schritt in die Selbstständigkeit sollte gut vorbereitet werden, dazu kann auch die IHK mit ihrem Service- und Netzwerk-Angebot beitragen.“

Das hat auch Tanja Thäsler erkannt. „Unmittelbar nach der Gründung erhielt ich eine Einladung der IHK zum Netzwerk-Event First Date“, erzählt sie. Der Austausch dabei mit anderen Gründern und den IHK-Experten war für Thäsler hilfreich: „Die IHK werde ich vermutlich demnächst wieder kontaktieren, da schon die nächste Gründungsidee im Raum steht.“

Angehenden Unternehmerinnen und Unternehmern steht Existenzgründungsberaterin Stephanie Efertz unter Tel. 02161 241-120 oder E-Mail: stephanie.efertz@mittlerer-niederrhein.ihk.de zur Verfügung.

Der Gründungsreport 2023/2024 ist als Download-Datei auf der Website der IHK veröffentlicht: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de/30756

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