Oberbürgermeister Daniel Schanz erzählte den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern im Ratssaal von der spannenden Baugeschichte des Rathauses (Foto: Stadt Oberhausen/Carsten Walden)
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Oberhausen. Über 140 Interessierte haben am Tag des offenen Denkmals das Oberhausener Rathaus und die ehemalige Synagoge in Holten besucht. Der Tag stand in diesem Jahr unter dem Motto „Wahr-Zeichen – Zeitzeugen der Geschichte“ und rückte Denkmale als authentische Zeugnisse in den Fokus.

Die Stadt Oberhausen hatte das Rathaus an der Schwartzstraße mit dem denkmalgerecht sanierten Ratssaal geöffnet und außerdem das Angebot gemacht, bei einem Rundgang durch den historischen Ortskern Holten die Spuren jüdischen Lebens zu entdecken. Auch das LVR-Industriemuseum Zinkfabrik Altenberg, die Zeche Sterkrade, die Kirche Heilige Familie sowie die evangelische Kirche Schmachtendorf öffneten an diesem Tag ihre Türen.

Das historische Rathaus in Oberhausen wurde nach Entwürfen des Stadtbaumeisters Ludwig Freitag von 1927 bis 1930 erbaut. Es steht stellvertretend für die Entstehung von Groß-Oberhausen und das damalige Selbstbewusstsein der jungen Stadt. Sowohl die expressionistische Backstein-Architektur als auch die detailreiche Innenausstattung sind für das Rheinland außergewöhnlich und einzigartig. Oberbürgermeister Daniel Schranz war vor Ort, um in einem Ratssaal voller Bürgerinnen und Bürger von der spannenden Baugeschichte des Rathauses zu erzählen. Einige Interessierte hatten es sich auf der Besuchertribüne gemütlich gemacht – und konnten von dort aus nächster Nähe die restaurierte Stuckdecke bestaunen, die dem Ratssaal heute wieder eine stattliche und würdevolle Atmosphäre verleiht.

Auch die Geschichte der ehemaligen jüdischen Gemeinde im Stadtteil Holten konnte im Rahmen einer Führung der Gedenkhalle Oberhausen in und um den historischen Ortskern nachvollzogen werden. Besondere Haltepunkte auf dem Rundgang waren der jüdische Friedhof und die ehemalige Synagoge, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts als religiöser Mittelpunkt der kleinen jüdischen Gemeinde errichtet und bis in die späten 1920er Jahre genutzt wurde. Bereits vor 1938 war das Gebäude in ein Wohnhaus umgewandelt und die jüdischen Eigentümer zum Verkauf gezwungen worden. So entging es einer Zerstörung durch die Nationalsozialisten in der Reichspogromnacht 1938. Bis in die 2010er Jahre wurde die ehemalige Synagoge weiterhin als Wohnhaus genutzt. Sie wird denkmalgerecht restauriert werden, um die historische Bedeutung des Ortes dauerhaft zu sichern und soll zukünftig als Ort für Erinnerung, Bildung und Integration dienen.

Hintergrund

Der Tag des offenen Denkmals findet jährlich am zweiten Sonntag im September statt und wird seit 1993 von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz koordiniert. Leitidee des Tags des offenen Denkmals ist es, einmal im Jahr historische Gebäude und Orte für die Öffentlichkeit zu öffnen, die sonst nicht oder nur teilweise zugänglich sind.

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