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Eröffnungstag der Uerdinger Kirmes im Jahr 1925 auf dem historischen Marktplatz (Foto: Stadtarchiv Krefeld)

Krefeld. Die Uerdinger Kirmes beginnt am Samstag, 23. Juli, um 14 Uhr auf dem historischen Marktplatz vor dem Rathaus. Der Jahrmarkt in der Rheinstadt wird traditionell zum Namenstag des Heiligen Pantaleon veranstaltet und vom Zentralen Finanzservice der Stadt Krefeld organisiert. Nach altem Brauch eröffnet der Bezirksvorsteher die Kirmes offiziell am Sonntag, 24. Juli, um 12 Uhr durch das Schwenken seines Zylinders auf dem Rathausbalkon. Direkt anschließend werden rote und blaue Ballons in den Himmel aufsteigen. Insgesamt reisen 20 Schaustellerbetriebe in die Rheinstadt. Für eine rasante Fahrt und viel Spaß auf der Familienkirmes konnten der große „Break Dance“, ein Mini-Jet, Kinderkettenflieger und ein weiteres Kinderfahrgeschäft (Disneyland) gewonnen werden. 

Die Kirmes- oder Jahrmarkt-Tradition in Uerdingen ist fast 600 Jahre alt. Im Februar 1462 verlieh Erzbischof Dietrich von Köln den Rheinstädtern einen „neuen Jahrmarkt“, der am St. Laurentiustag (10. August) abgehalten werden sollte. In dieser Urkunde sicherte der Erzbischof allen Besuchern drei Tage vor und drei Tage nach dem Jahrmarkt sicheres Geleit zu. Dies galt jedoch nicht für die Feinde des Erzstifts sowie überführte und ungesühnte Missetäter. Händler von nah und fern kamen zum 10. August jeden Jahres fortan in das Rheinstädtchen, um dort ihre Waren anzubieten. Zu ihnen gesellten sich am Laurentiustag Musikanten, Gaukler, Drehorgelspieler und reisende Schausteller.  

Das Recht, einen Jahrmarkt zu veranstalten, blieb Uerdingen erhalten. Doch nach über 300 Jahren wurde der Termin zum ersten Mal geändert. Im Jahr 1774 wurde der Markt vom Laurentiustag auf den ersten Mittwoch nach St. Katharina (25. November) verlegt. Daneben gab es noch einen weiteren Markttag am Mittwoch nach Aschermittwoch. In den sommerlichen Monat Juli kam der Markt erst in der Franzosenzeit. Am 13. April 1808 wurde aus den zwei Jahrmärkten wieder eine Veranstaltung. Seitdem feiern die Uerdinger ihre Kirmes ab dem Sonntag vor Pantaleon (27. Juli). Pantaleon ist ein christlicher Heiliger, der im Jahr 305 für seinen Glauben als Märtyrer gestorben sein soll. 

Früher wurde die Kirmes mit dem Zylinderschwenken des Bürgermeisters oder des Bezirksvorstehers erst nach dem sonntäglichen Gottesdienstes vom Balkon des Rathauses am historischen Marktplatz eröffnet. Drehorgelspieler beschallten dann den Platz und das Fest begann. In den Straßen und Gassen hingen Girlanden und zahllose blau-rote Fahnen schmückten die Häuser, deren Fenster und Wände häufig wegen der Kirmes frisch gestrichen wurden. Der Besuch auf dem Festplatz war noch ein gesellschaftliches Ereignis. Für den Kirmesbesuch putzten sich die Uerdinger heraus, denn man wollte nicht nur sehen, sondern auch gesehen werden. In manchen Gesinde-Verträgen wurden sogar freie Tage für den Jahrmarkt und ein zusätzliches Kirmesgeld vereinbart. In den Familien wurde eifrig gebacken und geschmort. Es gab besonders leckeren Kirmesweck mit Rosinen, Mandeln, Citronat und auch saftigen Kirmesbraten. Abends ging es dann gemeinsam zum Tanz. Nachbarschaften feierten fröhlich miteinander und Verwandtenbesuche wurden erwartet. Im 20. Jahrhundert etablierte sich der Brauch des arbeitsfreien Kirmesmontags. Die Verwaltungsangehörigen hatten dienstfrei und viele Industriebetriebe gaben ihren Mitarbeitern ebenfalls frei.  

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erhielten die Schausteller nicht einfach einen Stellplatz. Ab 1870 wurden die Plätze 14 Tage vor dem Start des Jahrmarktes verlost. Einzig die beiden „Pferdekarussells“ mit geschnitzten und bunt bemalten Pferdchen der Schausteller Pütz und Kronenberg bekamen immer denselben Ort zugesprochen. Statt die Fahrbetriebe durch das Drücken von starken Männern in Gang zu setzen, wurden bei den Pferdekarussells in späteren Jahren im Innenbereich echte Pferde für den Antrieb verwendet. Eine neue Technik, vor der die Kirmesbesucher zuerst etwas Angst hatten.  

Mit dem Anwachsen der Uerdinger Bevölkerung wurde auch der Kirmesplatz ausgeweitet. Nördlich der Krefelder Straße kam ein zusätzlicher Platz für Buden und Karussells hinzu. Die lukrative Kirmes in der Rheinstadt bestückten die Schausteller auch mit modernen Fahrgeschäften. Der Dampfantrieb verdrängte die Pferde, und im Jahr 1920 baute ein Düsseldorfer Schausteller erstmalig eine Berg- und Talbahn in Uerdingen auf. Nachdem dieser Kirmesplatz verkauft worden war, verlagerte sich das Kirmestreiben auf den Platz Am Röttgen, seit einigen Jahren findet die Kirmes alleinig auf den historischen Marktplatz statt. Den Abschluss der Kirmestage bildete damals wie auch heute noch ein großes Feuerwerk, das am Dienstag ab etwa 22.30 Uhr direkt über den Köpfen der Besucher vom Dach des Rathauses abgefeuert und den Nachthimmel über Uerdingen hell erleuchten wird. 

Das weitere Kirmesprogramm: Ein bunter Trödelmarkt in der Fußgängerzone auf der Nieder- und Oberstraße ergänzt am Sonntag, 24. Juli, den Kirmestrubel. Die Schausteller erfreuen ihre Besucher am Montag, 25. Juli, durch vergünstigte Angebote. Die Kirmes klingt am Dienstag, 26. Juli, mit dem Feuerwerk aus. Die Öffnungszeiten der Kirmes sind wie folgt: Samstag von 14 bis circa 23 Uhr, Sonntag von 11 bis circa 23 Uhr, Montag und Dienstag von 14 bis circa 23 Uhr.

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