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Die examinierte Pflegefachkraft Sina Pohl machte bereits ihre Ausbildung bei der AWO. Bewohner Gangolf Palm lebt seit Anfang 2017 im Willy-Brandt-Haus (Foto: AWO)

Kreis Wesel. Es ist eine Herausforderung. Eine, die Dr. Bernd Kwiatkowski gerne annimmt. Mit dem Pflegestärkungsgesetz II, das zu Beginn des Jahres in Kraft getreten ist, steht die Arbeiterwohlfahrt nicht vor neuen, aber vor deutlich mehr Aufgaben.

Mit dem Gesetz sind die bislang bekannten drei Pflegestufen Schnee von gestern, jetzt gibt es fünf Pflegegrade und den Trend hin zur ambulanten Betreuung. Aktuell, sagt der neue Leiter des Referates Altenpolitik, könne die AWO mit ihren zwei ambulanten Pflegediensten in Moers und Wesel, den Tagespflegeangeboten sowie den Begegnungsstätten den Bedarf im Kreis sehr gut abdecken. Neue barrierefreie Servicewohnangebote sind bereits in Planung oder befinden sich in der Umsetzung. Überhaupt, so wie der Verband mit seinen Angeboten in der stationären und ambulanten Pflege aufgestellt sei, „ist er wie gemacht für das Pflegestärkungsgesetz II“.

Was aber nicht bedeutet, sich auf diesen Lorbeeren auszuruhen. Wichtig ist der Blick in die Zukunft. Kwiatkowski setzt auf eine Verzahnung von ambulantem und stationärem Bereich. Zum Beispiel durch niederschwellige Angebote für Menschen, die noch nicht pflegebedürftig sind, aber bereits erste Kontakte zur AWO haben. Weil sie vielleicht den Mittagstisch nutzen, wenn sie nicht mehr selbst kochen möchten oder zu geselligen Anlässen wie Spielgruppen in die Häuser kommen. „Diese Menschen kennen dann bereits die Ansprechpartner und auch die Beratungsangebote.“ Hier werde sich gerade durch die neuen Pflegegrade ein neuer Markt entwickeln, dessen Bedarf gedeckt werden müsse. Viele Menschen, die bislang von der Pflegekasse abgelehnt worden seien, dürften jetzt dem Pflegegrad 1 zugeordnet werden und haben dann somit Anspruch auf z.B. Beratung und Versorgung mit Hilfsmitteln.

In der stationären Pflege werden künftig ebenfalls neue Schwerpunkte gesetzt, und zwar bei der Weiterbildung: Gefragt sind speziell ausgebildete Palliativpflegekräfte und fortgebildete Mitarbeiter für Menschen, die demenziell verändert sind. Zunächst wirke sich das neue Gesetz durch die Regelungen für Menschen, die bereits eine Pflegestufe hatten, im Bereich der vollstationären Einrichtungen positiv aus. Was die Zukunft bringe, sei vollkommen unklar. Es werde aufgrund des neuen Pflegebegutachtungsverfahrens mehr Menschen mit niedrigen Pflegegraden geben, die zuhause gepflegt werden sollen. 

Wie alle Anbieter in diesem Bereich kennt auch die Arbeiterwohlfahrt das Problem Fachkräftemangel. „Wir könnten mehr anbieten, wenn wir das Personal hätten.“ Die AWO setzt auf verstärkte Ausbildung und beschäftigt zurzeit Azubis weit über Bedarf in ihren stationären Einrichtungen. Damit die jungen Menschen auch bleiben, setzt sich Kwiatkowski erstmals zu einem Perspektivgespräch mit denjenigen zusammen, die kurz vor dem Abschluss ihrer Ausbildung stehen. Um zu hören, wie es den Auszubildenden während ihrer Ausbildung ergangen ist und um die Vorteile zu unterstreichen, die ein Arbeitgeber AWO gegenüber privaten Anbietern hat – unter anderem Tarifgehälter und zusätzliche Altersvorsorge bei einem wirtschaftlich erfolgreichen Arbeitgeber.

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