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Immer mehr Brustkrebspatientinnen nutzen am HELIOS Brustzentrum die Möglichkeit, dem Haarverlust durch eine Kältehaube entgegenzuwirken. Auch Ute Keller (46) aus Willich erträgt das Frieren tapfer. Gabriele Hommerich, Gesundheits- und Krankenpflegerin, hilft beim Aufsetzen der Haube (Foto: HELIOS)

Krefeld. Für viele Frauen ist es eine der einschneidendsten Nebenwirkungen in einer ohnehin schwierigen Lebensphase: Der Haarausfall während einer Chemotherapie. Der kahle Kopf macht die Frau für alle als Krebspatientin sichtbar. Das HELIOS Klinikum Krefeld bietet Betroffenen eine spezielle Kältehaube an, die den Haarverlust deutlich verringern oder gar verhindern kann.

Chemotherapien wirken effektiv gegen den Tumor, viele Frauen haben jedoch Angst vor der zusätzlichen emotionalen Belastung, die mit dem Haarverlust einhergeht. „Häufig haben Patientinnen nach einer Brust-Operation eine veränderte Selbstwahrnehmung und müssen mit einer Veränderung ihrer weiblichen Silhouette leben lernen. Kommt dann noch Haarausfall hinzu, ist das für viele Betroffene psychisch schon sehr belastend“, unterstreicht Priv.-Doz. Dr. Stefan Krämer, Leitender Arzt des Brustzentrums am HELIOS Klinikum Krefeld.

Nicht alle Zytostatika, die zur Chemotherapie angewendet werden, haben Haarausfall als Nebenwirkung. Zunächst prüfen die Experten sorgfältig, ob es eine medikamentöse Alternative gibt, bei der Haarausfall unwahrscheinlich ist. Muss ein Medikament zum Einsatz kommen, das Haarausfall verursacht, hilft ein Kühlsystem, diesem Verlust aktiv entgegenzuwirken. Die Kappen werden von den Patientinnen während der Infusion der Chemotherapie getragen und kühlen die Kopfhaut auf etwa vier Grad Celsius herunter. Die Blutgefäße der Kopfhaut verengen sich, das Tumormedikament dringt nur noch in deutlich geringerer Konzentration bis zu den Haarwurzeln vor und entfaltet seine hier unerwünscht schädliche Nebenwirkung deutlich weniger. So können Krebspatientinnen auch weiterhin für sich entscheiden, wem sie von ihrer Erkrankung erzählen möchten und wem nicht und erhalten sich dadurch etwas Normalität im Alltag. „Etwa 70 bis 80 Prozent aller Frauen, die wir im vergangenen Jahr behandelt haben, verlieren mit dieser Methode gar keine Haare, 20 bis 30 Prozent verlieren nur einen Teil. In wenigen Ausnahmefällen konnte die Kühlung der Kopfhaut den Haarverlust nicht verhindern“, beschreibt Dr. Gunter Rogmans, Leiter des Zentrums für ambulante gynäkologische Onkologie (ZAGO) am HELIOS Klinikum Krefeld, die Erfolgsrate.

Seit einem Jahr arbeitet das ZAGO mit dem Kopfhautkühlsystem. Immer zwei Patientinnen gleichzeitig können das Gerät nutzen. Vor der eigentlichen Infusion werden die Haare angefeuchtet – so wird die Kälte besser transportiert und die Kappe mit der Kühlflüssigkeit liegt enger an. Etwa eine halbe Stunde kühlt so der Kopf vor, erst dann beginnt die eigentliche Chemotherapie-Sitzung. Mit Decken, Wärmekissen, heißem Tee und viel Zuwendung werden die Patientinnen warm gehalten – nur die Kopfhaut soll konstant auf vier Grad runter gekühlt bleiben. „Die Kälte auszuhalten, verlangt natürlich auch etwas Überwindung. Mit Vor- und Nachkühlzeit behalten die Frauen die Kappe etwa zweieinhalb bis dreieinhalb Stunden auf. Selten dauert es länger “, erklärt Gynäkologe Rogmans.

„Grundsätzlich ist das Kühlsystem nicht nur bei Brustkrebs einsetzbar. Es wird am HELIOS Klinikum Krefeld auch bei allen anderen gynäkologischen Tumoren wie Eierstock- oder Gebärmutterkrebs angeboten“, erläutert Professor Michael Friedrich, Chefarzt der Frauenklinik am HELIOS Klinikum Krefeld. Vorstellbar ist auch eine Anwendung bei anderen Krebsarten. Eine Ausnahme bildet der Einsatz bei einem Hirntumor oder Schädelknochenmetastasen. Hier liegt die gekühlte Kopfhaut zu nah am zu bekämpfenden Tumor.

Anders als eine Perücke, wird dieses Verfahren von den Krankenkassen nicht erstattet. Das HELIOS Klinikum Krefeld bietet die Anwendung der Kühlhaube auf Wunsch jedoch als Teil der Behandlung an.

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