Nicole Pfeifer (re.), Chefärztin der Klinik für Geriatrie, und das interdisziplinäre Ernährungs-Team wollen die Speiseversorgung älterer Patienten am Grevenbroicher St. Elisabeth-Krankenhaus optimieren (Foto: Rhein-Kreis Neuss Kliniken / S. Niemöhlmann)
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Grevenbroich. Frühstücksbüffet und neuer Speiseplan sorgen für Abwechslung und Ausgewogenheit

Gesunde Ernährung ist in jeder Lebensphase wichtig. Im Alter, wenn gesundheitliche Beschwerden und Einschränkungen auftreten, wird sie aber schon mal komplizierter – wenn  Unverträglichkeiten oder Mangelerscheinungen auftreten, der Appetit fehlt oder motorische beziehungsweise sensorische Probleme die Essensaufnahme erschweren. Doch gutes, ausgewogenes Essen ist für den Erhalt der Gesundheit unverzichtbar – und Genuss ein großes Stück Lebensqualität. Darum hat sich in der Klinik für Geriatrie des Kreiskrankenhauses Grevenbroich St. Elisabeth jetzt ein Team von Fachleuten gefunden, das sich intensiv mit diesem Thema auseinandersetzt und die  Speisenversorgung der älteren Patienten während ihres Krankenhausaufenthaltes optimieren will.

Den Anstoß dazu gab Chefärztin Nicole Pfeifer, die zusammen mit Professor Dr. Dirk Graf, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, das interdisziplinäre Team aus Medizin, Ernährungsberatung, Pflege und Therapie zusammengestellt hat. „Eine gute Ernährungsversorgung verbessert die Lebensqualität unserer Patienten, beugt Mangelzuständen vor und kommt letztlich der Genesung zugute. Sie muss individuell an die Bedürfnisse unserer Patienten angepasst werden“, sagt Professor Graf. „In der Geriatrie ist das ‚handwerkliche‘ Essen mit Besteck, das Zubereiten eines Butterbrotes, aber auch das Kauen und Schlucken zentraler Bestandteil therapeutischer Arbeit. Nur wenn das sichergestellt ist, kann zum Beispiel eine Entlassung erfolgen“, ergänzt Fachärztin Pfeifer, „in einem Krankenhaus kommt dazu, dass die Patienten ihren Tag häufig anhand der Essenszeiten strukturieren.“

Erste Änderung: In der Klinik für Geriatrie wird eine Frühstücksgruppe eingerichtet, bei der sich die Patienten von einem kleinen Büffet bedienen können statt auf vorportionierte Frühstückstabletts zurückgreifen zu müssen. So kann jeder spontan entscheiden, wie viel und worauf er Appetit hat. Auch kleine Sonderwünsche wie eine Portion Rührei sollen dann unkompliziert erfüllt werden können.

Zweite Änderung: Der allgemeine Essensplan nimmt bei Speisenauswahl und Zubereitung mehr Rücksicht auf die besonderen Bedürfnisse älterer Patienten, deren Anteil größer wird. Position für Position haben die Therapeuten und Altersmediziner die Speisekarten der vorangegangen Wochen einer genauen Prüfung unterzogen, Gerichte gekennzeichnet, die sich großer Beliebtheit erfreuen und die empfehlenswert sind, aber auch Menübestandteile, von denen sie eher abraten. „Reis ist beispielsweise problematisch, weil die Körner schnell eingeatmet werden“, erklärt Nicole Pfeifer, „kurze Nudeln hingegen sind beliebt.“

Mitunter geht es um Dinge, die für Jüngere nur „Kleinigkeiten“ sind: die harte Pelle der dicken Bockwurst, die mit arthritischen Gelenken schwierig zu schneiden und mit dritten Zähnen noch schwerer zu kauen ist; die große Essensportion, bei deren Anblick schlagartig der Appetit weg ist; das unbekannte exotische Gericht, dessen ungewohnte Würzung nicht ankommt. Stattdessen sind gutbürgerliche Gerichte gefragt, lässt sich durchgegartes Gemüse mit Zahnprothese besser essen, und mit einer großzügigen Portion Soße „rutscht“ der Bissen oftmals besser.

Und was ist mit wichtigen Nahrungsbestandteilen wie etwa Eiweiß, das für die Versorgung im Alter besonders wichtig ist? „Wir tauschen einige Ergänzungsmittel aus, die von den Patienten aufgrund von Optik und Geschmack, aber auch wegen Schwierigkeiten im Umgang mit der Verpackung abgelehnt wurden, und steigen auf schmackhaftere und abwechslungsreiche Alternativen mit einfacherer Darreichung um“, berichtet Nicole Pfeifer. Und um für Abwechslung zu sorgen und noch die eine oder andere zusätzliche Portion Vitamine anzubieten, möchte die Chefärztin künftig leckere Smoothies verteilen lassen.

Mit dem Leiter der Zentralküche der Rhein-Kreis Neuss Kliniken, Jürgen Martens, wurden bereits erste Dinge auf den Weg gebracht: So soll das Frühstücksbüffet spätestens ab dem 1. Juli  eingeführt werden. Auch sonst zeigt sich der Verpflegungsmanager, der für etwa 1,2 Millionen Mahlzeiten pro Jahr in den Rhein-Kreis Neuss Kliniken und im Neusser Lukaskrankenhaus verantwortlich ist, aufgeschlossen. Er nahm die Anregungen interessiert auf und versprach, möglichst Vieles davon in seine Speiseplanung einzubauen. Über die Sommermonate soll das veränderte Essenskonzept getestet werden und dann im Frühherbst eine kritische Bestandsaufnahme erfolgen. Ganz kurzfristig umzusetzen ist auf jeden Fall eine kleine Änderung, die sicher große Zustimmung findet: öfter mal ein kühl-cremiges Eis zum Nachtisch.

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