In der Alten Kirche nahmen die Krefelder Abschied vom früheren Oberbürgermeister Willi Wahl (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, L. Strücken)
Anzeigen

Krefeld. Oberbürgermeister Meyer erinnert an „große Linien und kleine Spuren“

Mit einer bewegenden Gedenkfeier haben sich die Krefelder von ihrem ehemaligen Oberbürgermeister Willi Wahl verabschiedet. Er war am 9. Juli im Alter von 91 Jahren gestorben. Nach der Beisetzung im engsten Familienkreis fand nun in der Alten Kirche ein öffentlicher Trauergottesdienst statt. Zahlreiche Freunde, Kollegen und Wegbegleiter Willi Wahls nahmen an der Gedenkfeier teil, die von den beiden Pfarrern Paul Jansen und Marc-Albrecht Harms gestaltet wurde. Auch Alt-OB Dieter Pützhofen war unter den Gästen. Gemeinsam sprach die Trauergemeinde den Text des 23. Psalms: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“

In seiner Ansprache erinnerte Oberbürgermeister Frank Meyer an die „für unsere Stadtgeschichte unauslöschlichen Linien“, die von Willi Wahls Wirken bleiben werden: „Er war Willi Wahl, der engagierte Gewerkschafter. Der überzeugte Sozialdemokrat. Der volksnahe Lokalpolitiker. Der zupackende Stadtvater. Und natürlich auch Willi Wahl, der liebende Ehemann. Der herzensgute Opa und Uropa. Der humorvolle Kollege und Genosse. Der treue Freund und Berater. Doch neben den großen Umrissen der Persönlichkeit Willi Wahl sind auch all die kleinen Spuren wichtig, die er in unserer Stadt hinterlassen hat.“ Anhand der Einträge im Kondolenzbuch, das einige Wochen lang im Foyer des Rathauses ausgelegen hatte, arbeitete Frank Meyer einige dieser Spuren heraus, sei es das Engagement für Minderheiten und Benachteiligte oder die Liebe zu Brauchtum und Tradition.

„Es gehört ja zu den Pflichten, aber auch zu den Privilegien dieses Amtes, dass einem die Macht gegeben ist, Türen zu öffnen, Lösungen auf den Weg zu bringen und neue Wege aufzuzeigen: Als Oberbürgermeister ist man natürlich kein Alleinherrscher, aber man verfügt über eine Stimme mit Gewicht – und mit dieser Stimme kann man das Miteinander in einer Stadt prägen, so wie Willi es getan hat. Er war die Stimme eines menschlichen, sozial gerechten Krefeld, keine Stimme der Macht, sondern eine, die den Schwachen Gehör verschaffte, und diese Stimme drang nicht unnahbar, abgehoben von einer Kanzel oder einem Rednerpult auf die Menschen herab, sondern sie klang ganz direkt und ganz nah, und sie ließ Raum für Dialog und Diskussion“, sagte der Oberbürgermeister. Er erinnerte daran, dass unter anderem das Umweltzentrum, die Spielplatzpatenschaften, die NSDokumentationsstelle und das Kresch-Theater in Willi Wahls Amtszeit gegründet worden seien: „Das sind vier Krefelder Institutionen, die den gesellschaftlichen Diskurs fördern, die auf ihre Weise die Kultur unseres Zusammenlebens formen und die heute nicht mehr aus Krefeld wegzudenken sind.“

Willi Wahl war von 1989 bis 1994 Oberbürgermeister der Stadt Krefeld, zuvor bereits fünf Jahre lang Bürgermeister und Erster Stellvertreter des Oberbürgermeisters. Die tiefe Verbundenheit zu seiner Heimatstadt und der unermüdliche Einsatz für die Belange der Krefelderinnen und Krefelder drückten sich über Jahrzehnte in seiner vielfältigen politischen Tätigkeit und seinem sozialen Engagement aus. Mit kurzer Unterbrechung wirkte er mehr als 20 Jahre lang im Stadtrat und in verschiedenen Fachausschüssen. Von 1979 bis 1984 war er Bezirksvorsteher in Fischeln. Zwischen 1959 und 1988 agierte er als Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Krefeld.

Beitrag drucken
Anzeige