v.r. Samir Rizvanaj, Christian Scholz und Ilka Neuschl (Foto: privat)
Anzeigen

Wesel. Bei den Unternehmen der Region sind Engpässe bei der Suche nach Fachkräften zur verzeichnen. Die ARMANO Messtechnik GmbH in Wesel-Ginderich hat gute Erfahrungen mit Umschülern gemacht und investiert Zeit in deren Einarbeitung. So ist auch Samir Rizvanaj zu einer erfahrenen Fachkraft geworden.

Wenn es um CNC-Dreher geht, ist der Markt ziemlich leergefegt, wie Christian Scholz, kaufmännischer Leiter, Werkleiter und Prokurist der ARMANO Messetechnik GmbH, weiß: „In diesem Bereich ist es besonders schwierig, qualifizierte Fachkräfte zu finden.“ Zudem zeige sich der demografische Faktor. „Dieses Jahr sind bereits zwei Mitarbeiter in Rente gegangen, in den nächsten Jahren folgen weitere. Wir setzen zwar auch auf Ausbildung, aber das alleine reicht nicht.“ Sein Ansatz: „Man muss erfinderisch sein.“ Offen ist das Unternehmen daher beispielsweise für Bewerber, die frisch aus einer Umschulung kommen und noch nicht viel Berufserfahrung vorweisen können.  „Vieles lässt sich lernen, wenn Grundkenntnisse da sind und jemand lernwillig ist. Dreher ist nicht gleich Dreher. Wir haben spezielle Materialien und Kundenanforderungen, auf die man sich ohnehin einstellen muss.“

Ein gelungenes Beispiel ist für ihn die Einstellung von Samir Rizvanaj. Diese ist nun rund ein Jahr her und hat sich längst als Glücksgriff erwiesen. Dabei kannte sich der 28-Jährige mit Drehen weniger aus, da er sich in der Umschulung auf Frästechnik spezialisiert hatte. Für Personalentscheider Scholz kein Hindernis: „Es passte von der Chemie. Seine sympathische Art hat uns überzeugt, er wirkte offen und vermittelte uns den Eindruck, dass er sich weiterentwickeln will.“ Mit seiner Einschätzung lag er richtig.

Auch für Rizvanaj hat sich die Mühe gelohnt. Nach zwei abgebrochenen Ausbildungen in der Gastronomie hat er die zweijährige Umschulung zum Zerspanungsmechaniker absolviert. „Das war nicht leicht, selbst Kollegen mit einigen Hochschulsemestern hatten da Probleme.“ Doch er biss sich durch, pendelte täglich von Wesel nach Essen und arbeitete auf den Berufsabschluss hin. „Man muss wollen und etwas dafür tun, ich wusste, das war meine letzte Chance“, so Rizvanaj. „In Deutschland braucht man eine abgeschlossene Ausbildung. Ich möchte nicht nur jobben, sondern ein festes Standbein haben.“

Das hat er nun bei dem Traditionsunternehmen gefunden, das sich 2016 restrukturiert hat und seitdem wieder expandiert. Knapp 160 Mitarbeiter arbeiten aktuell am Standort Ginderich, dazu kommen um die 140 im sächsischen Grünhain-Beierfeld.

Über die Entwicklung des jungen Mitarbeiters freut sich auch Ilka Neuschl von der Agentur für Arbeit Wesel. Die Arbeitsvermittlerin begleitete Samir Rizvanaj über einen längeren Zeitraum. Mit seinem Wunsch nach einer Ausbildung rannte er bei ihr offene Türen ein, denn sie weiß, wie wichtig ein Berufsabschluss für die Position auf dem Arbeitsmarkt und letztlich auch für das Einkommensniveau ist. Sie machte einen Bildungsträger ausfindig, wo Rizvanaj sich zunächst im Rahmen einer Stufenqualifizierung sechs Monate erproben konnte. Als dies gut lief, konnte der Rest der Umschulung folgen, immer eng begleitet von der Arbeitsagentur. „Das hat mich sehr gefreut zu sehen, dass er nach dem Ende seiner Umschulung bei den Unternehmen so gefragt war“, betont Ilka Neuschl.

Rizvanaj ist nicht der erste Umschüler, der bei der ARMANO Messtechnik beruflich durchgestartet ist. Man arbeitet mit Weiterbildungsträgern zusammen, bietet regelmäßig Praktika an. Auch Bewerber mit Mitte 50 oder älter haben noch Chancen. Für das Unternehmen hat sich dieser breite Ansatz bewährt, wie Christian Scholz bilanziert: „Nicht nur der gerade Lebenslauf ist immer der richtige. Wir investieren Zeit, aber es lohnt sich!“

Beitrag drucken
Anzeige