Ferdi Seidelt (Foto: privat)
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Duisburg. Am 30. September 1979 wählten die Bürger 11 x SPD-, 7 x CDU- und 1 x FDP-Vertreter in die Bezirksvertretung Rheinhausen. Unter den CDU-Leuten befand sich auch Ferdi Seidelt, gerade 25 Jahre alt geworden. Der Noch-Student und Jung-Journalist legte los wie die Feuerwehr. Sein allererster Antrag in der ersten Sitzung thematisierte den gefährlichen und zu langen Fußweg Rumeln-Kaldenhausener Kinder zur Rheinhauser Realschule. Seine kürzeste Sitzung hatte er am 22. Februar 1980. Nach einem erbitterten Wortgefecht zwischen SPD und CDU zog die Union um 16.12 Uhr geschlossen aus dem Sitzungssaal – ein Vorgang, der sich bis heute übrigens nicht mehr wiederholte.

Heute, 40 Jahre später, hat Seidelt vier Bundeskanzler (Schmidt, Kohl, Schröder, Merkel), sechs Ministerpräsidenten (Rau, Clement, Steinbrück, Rüttgers, Kraft, Laschet), vier Oberbürgmeister (Krings, Zieling, Sauerland, Link), sechs Bezirksbürgermeister (Schlicht, Kleer, Heiser, Gottschling, Boeckhorst, Hanske) und acht Bezirksamtsleiter (Bruckhaus, Meinicke, Lindner, Steffen, Trappmann, Sanner, Alberts, Konkol) erlebt.

In der ersten Wahlzeit (1979 bis 1984) lernte er als einfaches Mitglied, ab der zweiten war er stellvertretender Fraktionsvorsitzender, in der dritten stellvertretender Bezirksbürgermeister (1989 bis 1994), bei Halbzeit der vierten Periode, am 1. April 1996, übernahm er den Fraktionsvorsitz von seinem Mentor Wilhelm Schlüpen – dieser hatte das Amt ab Beginn der Bezirksvertretung Rheinhausen am 1. Januar 1975 exakt 21 Jahre und drei Monate inne.

An welche Erfolge erinnert sich Seidelt besonders gern? Um die Gute Stube des Bezirks vor der Schließung zu retten, gründete und führte er mit „Pro Rheinhausenhalle“ sogar einen Verein (1999 bis 2003). Ehrenmitglied des ASV Gut Biss Rumeln-Kaldenhausen wurde er am 28. Oktober 1989, nachdem er fast im Alleingang die Verfüllung des Mühlenbergsees verhinderte. „Es gab bei der SPD doch tatsächlich einen Plan, das Gewässer an Bauunternehmen zu vergeben, damit die ihren Bauschutt quitt wurden. Heute ist der See zum Teil Naturschutzgebiet, insgesamt ein ökologisches Kleinod.“

Unter den rund 1000 Themen, die Seidelt in 40 Jahren mit einem Antrag und einer Anfrage bearbeitet hat, sticht in jüngster Zeit eines heraus. „Erst jetzt bei der Baustellen-Fete konnte ich mich bei Brigitte Huppertz noch einmal persönlich bedanken. Sie war es, die mir nach einem mehrstündigen Gespräch versicherte, den Weg frei zu machen für den Abriss der Skandal-Ruinen in Kaldenhausen. Das sind die Momente, für die es sich lohnt, ein politisches Ehrenamt zu leisten.“

Für die langjährige Arbeit als Volksvertreter, sein Engagement als Vorstands- und später Aufsichtsratsvorsitzender der Rumelner Fußballerinnen (mit Gewinn der UEFA Women’s Champions League) und seinem umtriebigen Rumeln-Kaldenhausen-Engagement (sein von ihm 1999 gegründeter und nach wie vor von ihm geführter „Runder Tisch“ hat 150 (!) Mitgliedsfirmen und -vereine) wurde ihm am 1. Februar 2012 das Bundesverdienstkreuz verliehen.

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