Oberarzt Georg Mitrakos und Katharina Sejdinovic, Medizinisch-Technischer Dienst, der Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen untersuchen die fortschreitende Wundheilung von Patientin Agnes Mischuda-Kuczmera (Foto: privat)
Anzeigen

Oberhausen. Dermatologen der Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen ermöglichen Wundheilung am freiliegenden Schädel durch modernes Verfahren

Schon vor Jahren bemerkte Agnes Mischuda-Kuczmera eine Beule am Hinterkopf. „Es tat nicht weh und gestört hat es auch nicht. Meine Freunde haben sogar noch gewitzelt, dass ich ein Einhorn wäre“, erinnert sich die Mülheimerin. Doch Ende letzten Jahres änderte sich das. Nach erfolglosen Versuchen eine Entzündung der Stelle mit Medikamenten und Salben einzudämmen, sollte die Beule operativ entfernt werden. Dabei kam es aber zu Komplikationen und die 39-Jährige wurde als Notfall in die Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen gebracht. Dort stellten die Experten schnell eine klärende Diagnose: Dermatofibrosarcoma Protuberans – ein seltener Bindegewebstumor.

„Das ist ein überaus aggressiver Tumor, der verstärkt Ausläufer bildet“, erklärt Georg Mitrakos, Oberarzt der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie. Für die Patientin ein Schock: „Ich konnte das alles gar nicht begreifen – aber endlich gab es Klarheit.“ Um eine erneute Ausbreitung zu verhindern, entfernten die Experten operativ nicht nur den Tumor, sondern auch einen drei Zentimeter breiten Rand um die Wucherung. „Quasi ein Sicherheitsabstand, um auch wirklich alle Ausläufer zu erwischen“, so der Dermatologe. „Wir mussten jedoch so viel Gewebe entfernen, dass der Schädelknochen frei lag. Für die Wundheilung eine echte Herausforderung.“

Um die große, offene Stelle am Hinterkopf der Patientin zu verschließen, nutzte das dermatologische Team ein spezielles Hautersatzverfahren. Dabei wird der Knochen punktiert bis Blut austritt und anschließend eine spezielle Auflage, Integra genannt, an die Wunde genäht. „Die Kollagenfasern der Integra bewegen sich wie in einem Gitternetz und bilden dabei neues Hautgewebe. Gleichzeitig werden benachbarte Zellen und Nährstoffe durch das Blut in die Matrix transportiert, die den Heilungsprozess unterstützen. Eine Silikonschicht kontrolliert zusätzlich den Feuchtigkeitsverlust“, erklärt der Oberarzt. „Nach und nach werden dann die Integra Matrix und die umliegende Haut eins und die Wunde wächst zusammen.“ Für den Einsatz direkt auf dem freiliegenden Schädelknochen eine bisher nur in Spezialkliniken umsetzbare Behandlung, auf die sich das Team um Chefarzt Prof. Dr. Alexander Kreuter spezialisierte. „Als ein von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziertes Hauttumorzentrum sind wir auf derartig komplexe und schwierige Fälle spezialisiert“, berichtet Kreuter.

Agnes Mischuda-Kuczmera muss nun regelmäßig zur Überprüfung der Wundheilung in die Dermatologische Ambulanz der Oberhausener Klinik. „Schon nach einem Monat sind über 50 Prozent der Wunde durch Haut bedeckt. Der restliche Teil wird bis zur vollkommenen Heilung von einem Pflaster geschützt,“ ist Mitrakos zufrieden mit dem Fortschritt und Mischuda-Kuczmera lacht: „Mich kann jetzt zumindest nichts mehr so schnell schocken!“

Beitrag drucken
Anzeige