Markus Scholten, Stefan Kronsbein und Sandra Franz (v.l.) von der Arbeitsgruppe Kriegsende (Foto: Stadt Krefeld, Presse und Kommunikation, L. Strücken)
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Krefeld. Arbeitsgruppe sucht nach Zeitzeugen, Fotos und Dokumenten

In den frühen Morgenstunden des 2. März 1945 dröhnen die Motoren der Panzer von der US-Armee auf. Die Einheiten stehen vor den Toren Krefelds. Nur noch vereinzelt wird den Alliierten Widerstand bei der Eroberung der Innenstadt geleistet. Bereits am Nachmittag rasseln die Ketten der Sherman-Panzer über die Rheinstaße und den Ostwall. Die deutschen Soldaten ziehen sich derweil Richtung Uerdinger Rheinbrücke zurück, wo die Kämpfe um die Flussquerung erbittert geführt werden. Im kommenden Jahr jährt sich nun die Befreiung Krefelds durch die US-Armee zum 75. Mal. Die Tage des Frontverlaufs durch die Stadt möchte nun eine Gruppe aus Historikern und Geschichtsinteressierten wissenschaftlich aufarbeiten und im März 2020 präsentieren. Dazu suchen sie für Interviews ab sofort Zeitzeugen, aber auch Fotos und Dokumente.

„Wir wollen uns mit den Ereignissen objektiv auseinandersetzen“, betont Sandra Franz, Leiterin der NS-Dokumentationsstelle. Dabei gehe es nur um die wenigen Tage vor, während und kurz nach dem Einmarsch. Von besonderem Interesse seien das Verhalten und die Eindrücke der Amerikaner, Deutschen und der zahlreichen Zwangsarbeiter in der Stadt. Auch geht es um die Frage, wie sich die Situation in Krefeld zwischen dem Ende des Nationalsozialismus und der Übernahme durch die US-Truppen gestaltete. Einerseits herrsche in Erinnerungen das Bild von Kaugummi und Schokolade verteilenden US-Soldaten vor, andererseits finden sich in städtischen Quellen Hinweise auf Misshandlungen.

Bislang nicht veröffentlichte Dokumente und Fotos hat Markus Scholten von der Arbeitsgruppe bereits via Internetkontakt von Angehörigen der Soldaten aus den USA erhalten, die vor 75 Jahren bei der militärischen Aktion dabei waren. Es handelt es sich um Mitglieder der 102. US-Infanteriedivision. Die Fotos zeigen unter anderem einen Soldaten, der auf einer Straße in Krefeld Baseball spielt. „Ich habe auch Tagebucheintragungen von Soldaten bekommen“, so Scholten. Derartiges Material noch in Krefeld zu entdecken, das erhoffen sich die Mitglieder der Arbeitsgruppe. Sie möchten vor allem Zeitzeugen interviewen. „Es wird die letzte Chance sein, diese Quellen befragen zu können“, sagt Stefan Kronsbein von der Arbeitsgruppe. Wer Dokumente zur Verfügung stellen möchte oder als Zeitzeuge berichten möchte, wendet sich an die Leiterin der NS-Dokumentationsstelle, Sandra Franz, per E-Mail sandra.franz@krefeld.de oder unter Telefon 02151 503553 (Anrufbeantworter).

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