Die Dringlichkeit entscheidet: Die Einschätzung der Behandlungsdringlichkeit wird nach dem Manchester Triage System in fünf Stufen von Stufe 1 (akute Lebensgefahr) bis 5 (nicht dringlich) vorgenommen und dokumentiert (Foto: privat)
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Oberhausen. Jeden Tag stellen sich bis zu 100 Patienten mit akuten Verletzungen oder Erkrankungen in der zentralen Notaufnahme des KKO vor. Die Mitarbeiter müssen schnell und besonnen handeln. Um qualifiziert zu sortieren, wurden jetzt die Pflegekräfte der ZNA im so genannten Manchester Triage System (MTS) geschult. Hierbei handelt es sich um ein standardisiertes Verfahren, das eine treffsichere Ersteinschätzung ermöglicht.

Vom Prinzip her ändert sich für den Patienten nicht viel, denn schon zuvor wurde in der Notaufnahme nach Dringlichkeit entschieden. Das neue System ist jedoch transparenter.  „Das Patientenaufkommen in einer Notaufnahme ist nicht planbar. Neben den wirklichen lebensbedrohlichen Notfällen suchen auch immer mehr Menschen mit eher allgemeinen Gesundheitsproblemen die Notaufnahme auf“, so Michael Reindl, Chefarzt der Klinik für Akut- und Notfallmedizin. Das kann dazu führen, dass unsere Behandlungskapazitäten überschritten werden. „Um dennoch jederzeit die Sicherheit unserer Patienten zu gewährleisten, wollen wir sicherstellen, dass eine evtl. Lebensgefahr und damit hohe Behandlungsdringlichkeit zuverlässig erkannt und entsprechend versorgt wird.“ Das heißt im Umkehrschluss, dass Patienten, die nicht akut gefährdet sind und warten können, eben dieses auch tun müssen.

Mit dem Manchester Triage System nutzen die Pflegekräfte ein standardisiertes Verfahren, um Notfallpatienten verlässlich zu identifizieren. Die Triage (abgeleitet vom französischen Wort „trier“ für sortieren) nimmt dabei das eigens dafür geschulte Pflegepersonal vor. Sie ordnen den Patienten in eine von fünf farblich gekennzeichneten Dringlichkeitskategorien ein –  beginnend bei „Rot“ für eine „sofortige Behandlung“ bis „Blau“ für „nicht dringend“. In jeder Stufe ist festgelegt, bis wann der sogenannte ärztliche Erstkontakt erfolgen soll.

Von der Standardisierung profitieren Patienten und Pflegekräfte gleichermaßen: Der Patient kann sicher sein, dass sein Anliegen richtig priorisiert wird, da die Ersteinschätzung nach MTS unabhängig von den Erfahrungswerten der einschätzenden Person durchgeführt wird. Im Rahmen der Schulung die vom Deutschen Netzwerk Ersteinschätzung durchgeführt wurde, erhält das Pflegepersonal im Gegensatz die notwendige, auch rechtliche Sicherheit, diese Einstufungen zu treffen. Was das neue System dennoch nicht beeinflussen kann, ist die empfundene Wartezeit. Was hinter den Kulissen passiert, davon bekommt der Patient kaum etwas mit. Dabei passiert hier eine ganze Menge: Rettungswagen bringen Verletzte und schwer Erkrankte, Pfleger versorgen unterschiedlichste Notfälle und andere Patienten warten auf ihre Laborergebnisse oder auf verfügbare Fachabteilungen. „Alle Mitarbeiter arbeiten mit Hochdruck daran, die Wartezeit so gering wie möglich zu halten, aber Sicherheit geht nun einmal vor“, betont Reindl.

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