(Foto: Reiner Terhorst)
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Duisburg. In der evangelischen Kirchengemeinde Alt-Duisburg hat Esther Immer viele Jahre lang gewirkt. Jetzt ist die 46-jährige Pfarrerin als Seelsorgerin im Evangelischen Christophoruswerk in Meiderich tätig. Und auch hier stehen die Menschen im Mittelpunkt ihres Handelns. Am 1. Mai, mitten in der Corona-Pandemie, als es noch strikte Besuchs- und Kontaktverbote gab, hat sie ihren Dienst angetreten. Unterhaltungen gab es nur auf reichlich Abstand, mit Schutzmaske oder verstärkt am Telefon.

Das hatte sie sich sicherlich anders vorgestellt, denn schon länger stand fest, dass Esther Immer die Nachfolge der über 30 Jahre dort tätigen Pfarrerinnen Ulrike Schneider und Doris Steilner-Jabs im Christophoruswerk antreten wird, um den dortigen Bewohnern, den Angehörigen und den vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern auch im übertragenen Sinn die Hand zu reichen und sie zu begleiten.

Im Gespräch mit ihr spürt man sofort ihre gesellige, einnehmende und mitnehmende Art im Umgang mit dem Gegenüber. Das Schöne an ihrem Beruf als Pfarrerin, so sagt sie, sei es, dass sie mit vielen unterschiedlichen Menschen ins Gespräch kommen kann. Sie fährt fort: „Ich betrachte es als besondere Auszeichnung, dass so viele Menschen mich an ihrem Leben teilhaben lassen und ich sie auf ihrem Lebensweg ein Stück begleiten darf.“

Auch wenn das im Christophoruswerk im Moment von Angesicht zu Angesicht nur bedingt geht, hat Esther Immer hier Wege und Möglichkeiten gefunden, den Menschen Mut zu machen, sie einzubinden und ihnen in dieser anspruchsvollen Zeit Rückhalt zu geben. Dazu gehören regelmäßige „Predigten zum Mitnehmen“, oder Gottesdienste im Freien. „Die letzten Wochen und Monate“, so blickt die Pfarrerin mit Herz, Gottvertrauen und Leidenschaft zurück, „waren für alle, die hier leben und arbeiten, nicht leicht. Einschränkungen, die wir uns nie hätten vorstellen können, bringen unser Leben durcheinander.“

Und dennoch: Sie erlebt hier in ihrer neuen seelsorgerischen Aufgabe eine Solidarität und Gemeinschaft, die Hoffnung gibt und Stärke vermittelt. Alle, gerade auch die Bewohner, spüren das. Zudem hat die Situation eine große Kreativität freigelegt, die manche staunen lässt. Das „Singen von Fenster zu Fenster“, die kleinen Überraschungen aus der Küche, Gespräche auf Abstand mit innerlicher Nähe, Briefe und Telefonate, all’ das macht Esther Immer und die Menschen in ihrem Umfeld zuversichtlich.

Bei unserem Besuch und einem kleinen Rundgang mit der neuen evangelischen Seelsorgerin im Christophoruswerk winken ihr die Menschen lächelnd zu, rufen laut ein nettes „Hallo, wie geht’s?“ oder sagen „Ich lese gerade Ihre Predigt zum Mitnehmen. Das tut richtig gut.“ Esther Immer ist „angekommen“, trotz Corona und den damit verbundenen Einschränkungen. Ihre Menschlichkeit überträgt sich auf die Menschen, denn die bestimmten immer ihr ganzes Leben. Zuerst wuchs die Pfarrerstochter in der Nachbarstadt Mülheim an der Ruhr auf, dann in Wuppertal, denn die Pfarrstellen des Vaters bestimmten den Wohnort. In Wuppertal begann sie auch ihr Theologiestudium. Nach weiteren Stationen in Heidelberg und dem schottischen Edinburgh schloss sie es mit dem 1. Theologischen Examen 2001 in Wuppertal und Bochum ab. Im selben Jahr heiratete sie auch ihren Mann Matthias Immer, der heute Pfarrer in Homberg und zudem Synodalassessor im Evangelischen Kirchenkreis Moers ist. Als 2004 das erste von drei Kindern geboren wurde, war das der Beginn einer neunjährigen Elternzeit, in der sie aber Religionsunterricht an der Grundschule in Homberg-Hochheide gab.

Dort wohnt die Familie immer noch, so dass die Pfarrerin gerne am nahegelegenen Uettelsheimer See walken geht. „Das brauche ich als Ausgleich“, sagt sie. Lesen gehört ebenfalls dazu. Eine weitere große Leidenschaft ist die Musik. Die Pfarrerin singt gerne selbst, genießt aber auch das Hören unterschiedlicher Musikrichtungen. Zurzeit ist sie besonders von Ed Sheeran, Herbert Grönemeyer und Sting angetan. Wenn es um Klassik geht, ist Bach ihr großer Favorit. Zu Letzterem passt ihr Lieblingslied „Ich steh an deiner Krippen hier“. Sie lächelt: „Das hat meine Mutter immer als Abendlied gesungen und beinhaltet eigentlich auch die gesamte Bandbreite des Lebens.“

In ihrer neuen Tätigkeit im Christophoruswerk geht es schließlich auch um die Bandbreite des Lebens der Menschen, die sie dort begleitet. Zum Abschluss unseres Gesprächs bekräftigt sie das: „Mich faszinieren Menschen und ihre Geschichten mit ihren Empfindungen und Erlebnissen zwischen purer Lebensfreude und tiefer Trauer. Ich finde es beeindruckend, wieviel Vertrauen mir die Menschen hier vor Ort entgegenbringen, und will tun, was ich kann, um dem gerecht zu werden.“

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