Am Tag ihrer Lossprechung präsentierten sich die Nachwuchskräfte des Friseur-Handwerks in der Region Viersen mit ihren Ausbildungsbegleitern und dem Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Niederrhein, Marc Peters (2. v. l.) (Foto: Kreishandwerkerschaft)
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Kreis Viersen. Leistungsbereit mit Kamm und Schere

Ein Friseur und 12 Friseurinnen haben in den vergangenen Monaten ihre Gesellenprüfung bestanden und erhielten jetzt während einer Feierstunde der Friseur-Innung Kreis Viersen ihre Abschlusszeugnisse.

Einlasskontrolle, Handdesinfektion, Maskenpflicht – die Zugangsregeln zu ihrer Feierstunde befolgten die Nachwuchskräfte im Friseurhandwerk des Kreises Viersen ganz routiniert. Sie haben den Abschluss ihrer Ausbildung in der Zeit einer Jahrhundert-Pandemie absolviert, und das hat ihnen vermutlich noch ein bisschen mehr Reife als den Jahrgängen vor ihnen vermittelt.

Zur Feier dieser besonderen Abschlussklasse gab es für die Friseur-Innung Kreis Viersen auch unter Corona-Auflagen keine Alternative: Sie stellte ein belastbares Hygienekonzept auf und lud ihre 12 Junggesellinnen und den Junggesellen in Begleitung jeweils eines Angehörigen zum Empfang ins Mönchengladbacher Berufsbildungszentrum ein. Dort wurden die Absolventen in der überbetrieblichen Lehrwerkstatt auf die Prüfungen vorbereitet.

„Wir sind stolz auf Sie, und Sie können auch wirklich stolz auf sich sein!“, rief die stellvertretende Obermeisterin Nicole Cross den Nachwuchskräften begeistert zu. Sie lobte die Zielstrebigkeit und Leistungsbereitschaft, mit der die jüngste Generation der Friseure in der Region Viersen ihre Ausbildungszeit und schließlich ihre Prüfung bewerkstelligt hat. Ihren Dank richtete Cross an den Prüfungsausschuss der Innung und an die Ausbildungsbetriebe.

Zu einem vergnüglichen Streifzug durch die Geschichte des Friseur-Handwerks lud Marc Peters, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Niederrhein Krefeld-Viersen Neuss mit aktuell 3.750 Auszubildenden in 41 Innungen, die Zuhörer ein. Er schlug den Bogen vom 6.000 Jahre alten Rasiermesser, das ein archäologischer Fund in Ägypten hervorgebracht hat, über die Gebräuche in den dunklen Jahren des Mittelalters bis zur Gegenwart. „Gerade die Corona-bedingten mehrwöchigen Betriebsschließungen haben deutlich gemacht, wie wichtig Friseure und ihre Arbeit sind“, betonte Peters. Er fügte hinzu: „Solange es Menschen gibt, werden Haare wachsen, die geschnitten werden müssen. Solange es Menschen geben wird, möchten sie nicht nur einfach die Haare geschnitten bekommen, sondern über ihre Haare auch etwas zum Ausdruck bringen. Dafür benötigen sie Hilfe – Ihre Hilfe!“

Udo Schmitt, Ehrenobermeister der Friseur-Innung Kreis Viersen und Mitausbilder von zwei der Junggesellinnen, freute sich bei der Feierstunde über die vielen fröhlichen Gesichter. Sie versöhnen ihn ein bisschen mit der Erfahrung aus dem Frühjahr, in dem auch sein Friseurgeschäft über sechs Wochen hinweg nicht öffnen durfte. „Tatenlos zusehen zu müssen und nichts tun zu können“, sagte Schmitt, „das war die furchtbarste Zeit in den 52 Jahren, die ich nun schon in meinem Beruf tätig bin.“ Er sei sich jedoch sicher, dass das Friseur-Handwerk diese Krise überstehen werde. „Mein Großvater hat zwischen 1918 und 1920 die Spanische Grippe erlebt und sich davon auch nicht unterkriegen lassen.“

Junggesellin Kim Franzen hat ihre Prüfung als sehr ruhig und unaufgeregt erlebt: „Die Prüfung mit Maske abzulegen, war ein bisschen anstrengend, aber wir durften immer wieder zum Durchatmen ans offene Fenster.“ Aus voller Überzeugung Friseurin geworden ist auch Anna-Catharina Bredtmann. Sie wechselte aus einer Malerlehre ins Friseurhandwerk und wusste schon im ersten Ausbildungsjahr, dass sie damit ihre Berufung gefunden hat. Davon zeugt ein Tattoo aus dieser Zeit, bestehend aus Kamm und Schere auf ihrem rechten Unterarm. Die 20-jährige Jana Sucke ließ sich von ihrer zwei Jahre älteren Schwester Katja für die Ausbildung begeistern und arbeitet heute mit ihr im gleichen Salon.

Seinem Ausbildungsbetrieb treu geblieben ist auch Serdar Akyil, der einzige Mann in der Runde der 13 Nachwuchskräfte. „Für mich gibt es kein besseres Gefühl, als meine Kundinnen und Kunden schön zu machen“, sagte der 24-Jährige. Sobald er genug Erfahrung gesammelt habe, wolle er den Meister machen. Aber er lasse sich nicht drängen: „Mein Gefühl wird mir sagen, wann der richtige Zeitpunkt dafür ist.“

 

Losgesprochen wurden:

Serdar Akyil (Ausbilder: Klier Hair Group GmbH, Nettetal), Melissa Bohn (Guido Paar, Willich), Anna-Catharina Bredtmann (Friseur Schmitt GmbH, Meerbusch), Aleyna Camcioglu (Guido Paar, Willich), Jana Classen (Frank Hermanns, Viersen), Valentina Ficarra (Birgitt Beier, Viersen), Kim Franzen (Janine Kirchmair, Willich), Melina Herde (Marita Brandts, Tönisvorst), Alcel Hoster (Frank Houx, Niederkrüchten), Hava Rushidi (Klier Hair Group GmbH, Nettetal), Gülüzar Arzu (Andrea Stollenwerk, Viersen), Mary Stragier (Thomas Michels, Nettetal) und Jana Sucke (Friseur Schmitt GmbH, Meerbusch).

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