Wann findet das nächste attraktive Angebot für die Klienten statt? Gabriele Wirtz (links) und Anja Franz beraten den Einsatzplan (Foto: © St. Augustinus Gruppe)
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Neuss. 14 Frauen und Männer unterstützen im Netzwerk Oberstraße der St. Augustinus Gruppe

Sie backen, basteln oder nähen mit Menschen mit psychischer Beeinträchtigung. Sie übernehmen Fahrdienste, helfen im Internet-Café oder organisieren Radtouren: Ehrenamtliche Mitarbeiter sind aus dem Alltag der Behindertenhilfe der St. Augustinus Gruppe nicht wegzudenken. Der „Internationale Tag des Ehrenamtes“ am 5. Dezember weist weltweit darauf hin, wie wichtig dieses freiwillige Engagement ist. „Für mich sind die Helferinnen und Helfer hier im Netzwerk Oberstraße purer Luxus“, sagt Ehrenamtskoordinatorin Anja Franz. „In der täglichen Routine und bei den Gruppenangeboten habe ich die Zeit für eine Eins-zu-Eins-Betreuung meist nicht. Deshalb ist gerade der individuelle Kontakt der Ehrenamtler mit den Klienten so ein großer Gewinn!“

Der Gewinn gilt für beide Seiten: „Man selbst profitiert enorm“, erzählt Gabriele Wirtz, die seit über fünf Jahren im Netzwerk mitarbeitet. Als Vorruheständlerin kommt sie mindestens einmal wöchentlich in das Netzwerk. Sie macht mit den Menschen mit psychischer oder intellektueller Beeinträchtigung Gesellschaftsspiele, sie begleitet Ausflüge und bietet ein ganz besonderes Angebot: Entspannung mit Klangschalen. „Man gewinnt das Vertrauen der Menschen hier, man spricht von Herz zu Herz“, schwärmt die ehemalige Erzieherin. Zu Beginn ihrer Tätigkeit habe sie viel nachgefragt zu Krankheitsbildern und den Besonderheiten im Umgang mit chronisch psychisch Erkrankten. Sie musste ein polizeiliches Führungszeugnis ohne Einträge vorweisen und eine Präventionsschulung durchlaufen. „Wir müssen auch auf eine gute Psychohygiene achten“, erklärt Koordinatorin Anja Franz, „und auch auf die Fachlichkeit der Ehrenamtlichen.“ Dafür bekommen sie sogar kostenlose Fort- und Weiterbildungen angeboten.

Cornelia Vedder ist erst seit ein paar Monaten im Team der Ehrenamtlichen. „Ich habe zwei Tage hospitiert und bin nun zweimal in der Woche in der Werk- und Begegnungsstätte Haus Vitus, um dort mit den Klienten zu nähen, zu stricken oder zu spielen.“ Vor dem Kontakt zur St. Augustinus Gruppe sah sich die Rentnerin überhaupt nicht in der Behindertenhilfe: „Jetzt staune ich über mich selbst, dass ich überhaupt keine Berührungsängste habe und wie viel Freude mir das bringt!“ Sie sei schon ein richtiger Teil ihrer Gruppen geworden, sagt die Neusserin. „Die Leute strahlen, es kommen Vertrauen und Freude zurück. Das ist sehr berührend.“ Anja Franz betont, dass ohne die Ehrenamtlichen viele Angebote gar nicht möglich wären – Ausflüge zum Beispiel. „Wir brauchen die Helferinnen und Helfer, und sie gehören für uns ganz klar zum Betreuerteam.“

Auf die schönsten Momente im Ehrenamt angesprochen, berichtet Gabriele Wirtz ganz begeistert von der enormen Wertschätzung und dem tollen Kontakt zu Menschen, deren Krankheitsbilder für sie gar keine Rolle mehr spielen. Und Cornelia Vedder hat sich sogar schon die Frage gestellt, ob sie damals wirklich den richtigen Beruf gewählt hat: Sie arbeitete jahrzehntelang als Kauffrau. „Jetzt habe ich eine Aufgabe, die sinnvoll ist und die mich wirklich zufrieden stellt“, sagt sie. Daher erweitert sie nun auch noch einmal ihr Engagement: Bis Weihnachten wird sie nun auch noch samstags in einem Wohnhaus für Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung basteln.

 


Rund sechs Millionen Menschen engagieren sich allein in Nordrhein-Westfalen ehrenamtlich und schaffen laut dem Gutachten der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Dortmund einen ökonomischen Wert von 12,5 Milliarden Euro.

Der Tag des Ehrenamtes wird weltweit seit 1986 begangen.

In Neuss vermittelt beispielsweise die Freiwilligenzentrale interessante Aufgaben für Ehrenamtler.

In den Netzwerken der Behindertenhilfe der St. Augustinus Gruppe engagieren sich Menschen im Alter von 19 bis 80 Jahren ehrenamtlich. Das Gesundheits- und Sozialunternehmen mit seinen Senioreneinrichtungen, Krankenhäusern, mit Hospiz und Suppenküche bietet die Möglichkeit zu vielfältiger ehrenamtlicher Mitarbeit.

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