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Oberhausen. Interview mit Dr. med. Peter Kaup zum Thema Astrazeneca

In den Medien häufen sich die Meldungen, dass es Vorbehalte gegenüber dem Impfstoff von Astrazeneca gibt. Sind diese begründet? Wie wirkt Astrazeneca? Wie schützt der Impfstoff? Diese und weitere Fragen beantwortet der Allgemeinmediziner und Anästhesiologe Dr. Peter Kaup. Er ist zudem Vorsitzender der Ärztekammer Nordrhein, Kreisstelle Oberhausen, sowie Mitglied im Oberhausener Krisenstab.

 

Frage: Was für ein Impfstoff ist Astrazeneca?

Kaup: Es ist ein sogenannter Vektor-Impfstoff: Umgebaute Schnupfenviren transportieren die Kopie eines kleinen Teils des Erbguts des Coronavirus in die Körperzelle. Dies löst eine Kette von Prozessen aus, an deren Ende das Immunsystem angeregt wird, Abwehrstoffe zu bilden.

 

Frage: Wer wird mit Astrazeneca geimpft?

Kaup: Die Ständige Impfkommission hat den Impfstoff Astrazeneca nur für Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren empfohlen. Die Einschränkung hat sie damit begründet, dass für Personen ab 65 Jahren ausreichende Daten zur Wirksamkeit bisher fehlen. Die ersten vorläufigen Ergebnisse zeigen aber, dass sich auch bei bis zu 80-jährigen Patienten ein guter Impfschutz zu  entwickeln scheint. Die Impfpriorisierung sieht vor, dass insbesondere medizinisches Personal sowie Personal in Pflegeheimen, aber auch vorerkrankte Personen der zweiten Priorisierung (hohe Priorität) damit geimpft werden können, wenn die erste Priorisierungsgruppe abgeschlossen ist.

 

Frage: Einige Betroffene berichten von starken Nebenwirkungen. Was sagen Sie dazu?

Kaup: Um eine Nebenwirkung würde es sich handeln, wenn die geimpfte Person vier, fünf Tage lang hohes Fieber hätte. Das ist aber nicht der Fall, dies kann der Impfstoff gar nicht auslösen. Die Wirkung, dass man einen, höchstens zwei Tage lang Fieber hat, zeigt, dass der Impfstoff anschlägt. Es werden Abwehrzellen und Abwehrstoffe gebildet. Wenn schon eine Impfung für einen oder zwei Tage Fieber auslöst, dann stellen Sie sich mal vor, was eine Infektion mit dem Coronavirus bei diesem Menschen auslösen würde.

 

Frage: Es gibt Menschen, die warten wollen, bis sie beispielsweise mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer geimpft werden, weil dessen Wirksamkeit höher sei. Ist das ratsam?

Kaup: Nein. Eine Wirksamkeit von 70 Prozent beispielsweise  bedeutet ja nicht, dass die übrigen 30 Prozent der Geimpften schwer erkranken oder sterben. Die Angabe zur Wirksamkeit bezieht sich auf alle Fälle von Erkrankungen also auch darauf, 1 bis 2 Tage Fieber oder Halsschmerzen zu bekommen, was eigentlich gar nicht unser primäres Impfziel ist. Diese Prozentrechnerei ist etwas für Wissenschaftler. Astrazeneca bietet wie auch Biontech/Pfizer einen Schutz davor, als Totkranker auf der Intensivstation zu landen. Und noch eins: Die Grippeschutzimpfung beispielsweise hat eine geringere Wirksamkeit.

 

Frage: Ist eine Impfung gefährlich? Was sind die Vorteile einer Impfung?

Kaup: Ich frage Sie: Ist ein Infekt mit SARS-CoV 2 gefährlich? Die Antwort lautet: Ja natürlich, im schlimmsten Fall sogar lebensgefährlich. Es gibt nur ganz wenige Möglichkeiten, sich vor Viren zu schützen. Die Impfung ist die beste therapeutische Möglichkeit. Sie verhindert den Angriff auf die Körperzellen.

 

Frage: Sie werden sich und Ihre Familie also auch mit Astrazeneca impfen lassen?

Kaup: Ich würde mich in Deutschland mit jedem in Deutschland zugelassenen Impfstoff impfen lassen und damit logischerweise auch mit Astrazeneca. Noch eines zum Schluss. Das Wichtigste ist und bleibt: Befolgen Sie alle die AHA-Regeln, also Abstand halten, Hygiene einhalten, im Alltag Maske tragen.

 

Dr. Peter Kaup (Foto: © Stadt Oberhausen)
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