Prof. Dr. Michael Friedrich (Foto: Helios)
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Krefeld. Welches Risiko birgt eine SARS-CoV-2-Infektion für mich und mein ungeborenes Kind? Sollte ich mich als Schwangere gegen das Virus impfen lassen? Wie verläuft die Geburt unter den geltenden Schutzmaßnahmen? Rund um das Thema Corona, Schwangerschaft und Geburt gibt es viele Fragen, die werdende Eltern beschäftigen. Prof. Michael Friedrich, Chefarzt der Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Helios Mutter-Kind-Zentrum, gibt Antworten.

Besteht während einer Schwangerschaft eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine Corona-Infektion?
Die meisten Corona-Erkrankungen von Schwangeren verlaufen weitestgehend ohne oder nur mit leichten Symptomen. Das liegt daran, dass Schwangere naturgemäß zur jüngeren Altersgruppe gehören. Vor allem im ersten und zweiten Trimester liegt die Wahrscheinlichkeit für einen schweren Verlauf bei etwa zwei Prozent. Im dritten Trimester wiederum erhöht sich die Zahl leicht auf etwa vier Prozent. Woran das genau liegt, ist noch unklar. Im Vergleich zu nicht-schwangeren Frauen im selben Alter ist das Risiko für einen schweren Verlauf damit leicht erhöht. Dies hat mutmaßlich auch mit der Doppelbelastung des Immunsystems zu tun, das hier zwei Kreisläufe zu schützen hat.

Welche Risikofaktoren gehen mit einer Corona-Infektion in der Schwangerschaft einher?
Eine Übertragung des Corona-Virus über die Plazenta auf das Kind ist nach aktuellem Stand der Wissenschaft sehr selten, dazu müsste sich das Virus vor allem im Blut sowie in der Plazenta ansiedeln und beim Kind an den passenden Rezeptoren andocken. Es gibt vereinzelte Meldungen über infizierte Neugeborene, jedoch ist nicht immer ganz klar, wann die Ansteckung erfolgte, sprich vor, unter oder nach der Geburt. Neonatale Infektionen sind selten symptomatisch und die Infektionsrate ist nicht höher, wenn das Kind vaginal geboren wird, gestillt wird oder bei der Mutter verbleibt. Wenn es tatsächlich in der Schwangerschaft zu einem schweren Covid-Verlauf kommt, ist die Behandlung immer schwieriger, weil bei der Medikamentengabe auch immer der Einfluss auf das ungeborene Kind mitbedacht werden muss. Sollte die Lunge der Mutter stark betroffen sein und dadurch die Sauerstoffversorgung im Blut fallen, hat das natürlich auch Auswirkungen auf das Kind. Hier wird dann eventuell ein Kaiserschnitt notwendig. Fehlbildungen bei Kindern durch eine Ansteckung der Mutter mit SARS-CoV2 in der Schwangerschaft sind nicht bekannt.

Wie lauten die aktuellen Empfehlungen für eine SARS-CoV2-Impfung während der Schwangerschaft?
Die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts hat im Januar aktuelle Empfehlungen zum Thema herausgebracht, die die generelle Impfung in der Schwangerschaft nicht empfehlen. Eine Impfung während einer nicht bekannten Schwangerschaft ist jedoch kein Grund für einen Schwangerschaftsabbruch. Schwangeren mit Vorerkrankungen und einem hohen Risiko für einen schweren Verlauf kann in Einzelfällen nach individueller Nutzen-Risiko-Abwägung und nach ausführlicher Aufklärung sogar eine Impfung angeboten werden. Da die Impfstoffe zumindest initial nicht für Schwangere zugelassen sind, besteht die Möglichkeit, bis zu zwei enge Kontaktpersonen zu benennen, die vorrangig geimpft werden sollen.

Es gibt Gerüchte, dass der Impfstoff Einfluss auf die Fruchtbarkeit haben soll. Was ist dazu heute bekannt?
Behauptet wird, dass die Antikörper, die gegen das Spike-Protein gerichtet sind, sich auch gegen Strukturen der Plazenta richten und dadurch eine Schwangerschaft verhindern. Richtig ist, dass das körpereigene Protein Syncytin-1 und das Spike-Protein des Sars-CoV-2-Erregers eine marginale Gemeinsamkeit besitzen. Würde der Mythos aber stimmen, wären Frauen auch nach einer Corona-Infektion unfruchtbar beziehungsweise bestünde eine Gefahr für die bestehende Schwangerschaft. Aktuelle Studien zeigen dafür keine Hinweise. Dazu ist es vielleicht noch wichtig zu wissen, wie der Impfmechanismus funktioniert: Der mRNA-Impfstoff enthält die genetischen Informationen für das oben genannte Spike-Protein des Corona-Virus. Diese Informationen werden in die menschliche Zelle eingeschleust, das Protein nachgebaut und dem Immunsystem präsentiert. Die mRNA wird dann innerhalb kürzester Zeit wieder abgebaut und nicht in die menschliche DNA eingebaut, denn sie liegt im Zellkern, bleibt bei diesem Prozess unangetastet und wird nicht umgeschrieben.

Wie läuft derzeit die Vorbereitung und Geburt im Krefelder Helios Mutter-Kind-Zentrum ab?

Viele Kurse und Treffen können infolge der Präventionsmaßnahmen leider noch nicht in gewohnter Weise als Präsenztermine stattfinden. Deshalb informiert unser Hebammenteam regelmäßig in unserem digitalen Storchtreff und steht telefonisch rund um die Uhr für Fragen zur Verfügung.

Vor der Geburt erhalten alle schwangeren Frauen bei uns einen Schnelltest und einen PCR-Test. Bei einem negativen Testergebnis brauchen sie während der Geburt keine Maske tragen. Bei werdenden Müttern mit einem positiven Corona-Test treffen wir in Absprache mit dem ärztlichen Dienst und der Hebamme alle notwendigen Vorbereitungen. Im Kreißsaal darf der Partner oder eine andere Begleitperson bei der Geburt dabei sein. Voraussetzung ist, dass diese gesund und symptomfrei und der Antigentest negativ ausgefallen ist. Ein Wechsel der Begleitperson oder das Verlassen des Kreißsaales während der Geburt ist leider nicht möglich. Für die ersten besonderen Tage zu Dritt stehen unsere Familienzimmer jetzt wieder zur Verfügung. Auch in Verbindung mit den erforderlichen Präventionsmaßnahmen steht für uns obenan, Sorgen zu nehmen und den Aufenthalt und die Geburt hier im Mutter-Kind-Zentrum so angenehm wie möglich zu machen. Daran halten wir selbstverständlich auch in Zeiten von Corona fest.

Zum nächsten digitalen Storchentreff lädt das Mutter-Kind-Zentrum am Donnerstag, 18. März um 11 Uhr ein. Mehr Informationen unter www.helios-gesundheit.de/krefeld

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