Maria Türks, Jürgens Hermanns und Susanne Grabowski (v. r.) engagieren sich als Hospizbegleiter für schwerstkranke und sterbende Menschen und deren Angehörige (Foto: Caritas)
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Mönchengladbach. Hospizbegleiter erleben viel Dankbarkeit – aber auch Momente, in denen es keinen Trost gibt

An seinen ersten ehrenamtlichen Einsatz vor ungefähr acht Jahren erinnert sich Jürgen Hermanns noch genau. Damals lernte er einen schwer krebskranken Mann um die 50 kennen, den er regelmäßig zu Hause besuchte. Die beiden Männer fanden einen guten Draht zueinander. „Wir hatten ganz ähnliche Interessen und haben viel miteinander geredet“, sagt Hermanns. Das Schicksal des Todkranken habe ihn sehr berührt; für ihn sei die Begegnung „prägend“ gewesen. Nach etwa drei Monaten starb der Mann.

Seither hat Jürgen Hermanns viele kranke und sterbende Menschen begleitet. Auf den Gedanken war der heute 64-Jährige nach einem schweren Motorradunfall gekommen. „Ich wollte den Menschen, die mir geholfen hatten, etwas zurückgeben“, erzählt er. Als er in der Zeitung las, dass der Caritasverband Region Mönchengladbach einen Qualifizierungskurs zum ehrenamtlichen Hospizbegleiter anbot, griff er zum Telefon. „Während dieser Ausbildung haben wir uns beispielsweise mit unserer eigenen Endlichkeit beschäftigt. Das war nicht einfach“, sagt der Technische Angestellte im Ruhestand, der inzwischen auch eine Ausbildung zum Notfallseelsorger absolviert hat. „Es war und ist wichtig für mich, einen starken Glauben zu haben“, betont Hermanns. Das helfe ihm, „wenn ich Krankheiten erlebe, die einen Menschen total verändern“.

Zuhören können, spüren, was ist – das sind Fähigkeiten, die eine ehrenamtliche Hospizbegleiterin braucht, sagt Susanne Grabowski. „Wir nehmen die Situation und den Menschen so an, wie sie sind“, fügt die 56-Jährige hinzu. Sie hat vor zwei Jahren die Qualifizierung abgeschlossen und begleitet Schwerstkranke und Sterbende zu Hause. „Dann komme ich in ein anderes Leben und treffe Menschen, die freundlich, tapfer und mutig sind“, erläutert sie. Und auch das hat Susanne Grabowski erfahren: „Die Würde des Menschen ist unkaputtbar, egal wie schlecht es ihm geht. Niemand kann beurteilen, ob ein Leben noch lebenswert ist.“

Als Schülerin und Studentin hat Maria Türks häufig in einem Altenheim gearbeitet. Heute ist die pensionierte Lehrerin regelmäßig im Caritaszentrum Holt und steht Bewohnern in der letzten Lebensphase bei. „Meine kürzeste Begleitung dauerte nur zwei Tage, meine längste vier Jahre“, berichtet Türks, die sich seit zehn Jahren als Hospizbegleiterin engagiert. „Manche möchten sprechen und alles mal abladen, andere wollen nur durch den Garten gefahren werden. Mit einem Mann habe ich viel gesungen, weil er lange im Gesangverein war“, erinnert sie sich. Als Hospizbegleiterin benötige man viel Geduld, Empathie und Toleranz. „Es ist eine wichtige Aufgabe, für die den Pflegekräften oft die Zeit fehlt. Aber klar ist auch, dass nicht jeder diese Arbeit machen kann“, erklärt Maria Türks.

Alle drei Hospizbegleiter betonen, wie erfüllend ihr Engagement ist. „Ich bin kein Gutmensch, sondern jemand, der helfen möchte“, betont etwa Jürgen Hermanns. Dabei stoßen sie auch an Grenzen: „Wir haben gelernt, dass es manchmal keine Lösung und keinen Trost gibt“, sagt Susanne Grabowski. Zum Beispiel dann, wenn ein sterbender Mensch sich mit seinem Kind zerstritten hat und keine Versöhnung möglich ist. Jürgen Hermanns hat schon Familien erlebt, die bis aufs Totenbett im Streit waren. „Oder einen ehemaligen Soldaten, der viel Böses im Krieg getan hatte“, wie er sagt.

Oft beschränke sich der Lebensraum zuletzt auf das Bett, ein paar Bilder und den Fernseher, berichtet Maria Türks. Sie sei dankbar für das Vertrauen, das ihr geschenkt werde. „Das geht einem manchmal sehr nahe“, sagt sie. Susanne Grabowski freut sich, wenn sie bei einer Tasse Kaffee und einem Keks mit einem todkranken Menschen spricht und am Ende hört: „Schön, dass Sie gekommen sind.“

Neuer Kurs ab Mai

Voraussichtlich ab Ende Mai bietet der Caritasverband Region Mönchengladbach einen weiteren Qualifizierungskurs für angehende ehrenamtliche Hospizbegleiter an (natürlich unter Corona-Bedingungen). Im Verlauf von insgesamt 100 Stunden theoretischer und praktischer Ausbildung über mehrere Monate werden sie für die seelische Verfassung Sterbender sensibilisiert, lernen ethische und rechtliche Aspekte kennen und beschäftigen sich mit Nähe und Distanz ebenso wie mit Selbstreflexion. Wer sich dafür interessiert, setzt sich mit dem Freiwilligen Zentrum des Caritasverbandes unter Tel. 02166-40207 oder per E-Mail an fwz@caritas-mg.de in Verbindung. Informationen gibt es auch im Internet: caritas-mg.de

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